Reiterhof Birkenhain 01 - Aufregung im Stall
Conny ihn sofort ins Herz geschlossen. In jeder freien Minute war sie in den Stall geradelt, um sich um ihn zu kümmern. Ihre liebevolle Hartnäckigkeit hatte Erfolg gehabt. Das gab sogar Herr Jensen zu. Rocky rückte jetzt noch näher an Conny heran. Schutz suchend rieb er seine Nase an ihrem Arm.
»Ganz ruhig«, flüsterte Conny, »ich passe schon auf dich auf.« Nach einigen Minuten atmete das Pferd Iangsa-mer, holte dann tief Luft und schnaubte mit nach unten gestrecktem Kopf.
»Na, dann können wir wohl auch.«
Sein Schnauben war jedes Mal das Zeichen, dass er seine Angst überstanden hatte. Conny beeilte sich Anschluss an die anderen zu finden.
Herr Jensen stand bereits mit dem Mikrofon in der Hand vor der Tribüne und begrüßte die Besucher.
»... lernen die Anfänger bei mir zunächst den Dressursitz.«
Er wandte sich den Reiterinnen zu, die hintereinander in der Abteilung ritten. Conny hatte sich mit Rocky als Letzte angeschlossen.
»Die erste Reiterin auf unserer Holsteiner Stute Sally sitzt sehr schön gerade mit zurückgenommenen Schultern.«
Jule bemühte sich sich noch besser als sonst zu halten. »Bei der letzten Reiterin auf unserem Traberwallach Rocky kann man gut sehen, wie energisch sie die Waden ans Pferd legt. Das ist nötig, um den Burschen vorwärts zu treiben. Rocky ist wohl noch etwas müde.«
Das Treiben war heute wirklich nötig bei Rocky. Klar, er hatte seine ganze Energie schon beim Raufen auf der Weide verbraucht.
»Absätze tiefer, Conny«, flüsterte Herr Jensen, als sie bei ihm vorbeiritt. Dann erklärte er Schritt, Trab und Galopp. Jedes Mädchen durfte die Gangarten einzeln zeigen.
Zwischendurch ging sein Blick immer wieder zur Tribüne. Warum wohl erst so wenig Gäste da waren? Na, es war noch früh.
Eine halbe Stunde später waren die ersten Reitabteilungen fehlerlos über die Bühne gegangen und Herr Jensen konnte zum ersten Mal erleichtert durchatmen. Seine Pferde waren bestens gelaunt und mit Eifer bei der Sache.
Nur eins macht ihm Kopfzerbrechen: Nach dem ersten Besucherschwall tröpfelten nur noch vereinzelt Leute in den Stall. Er verstand das nicht. Bei früheren Reiterfesten war es meistens schon in aller Frühe voll gewesen. Eltern nutzten so einen »Tag der offenen Tür« gern für Ausflüge mit ihren Kindern.
Wo blieben sie? Die Tribüne war noch halb leer.
Auf dem Stadtteilfest konnten sie nicht sein, das fing erst mittags an. Allmählich wurde Herr Jensen unruhig. Vielleicht war auf der Straße etwas los? Abgesperrt? Eine Umleitung? Oder war das Schild mit der Aufschrift »Zum Tag der offenen Tür« umgekippt?
5. Kapitel
Voll daneben!
Nach weiteren zehn Minuten beschloss Herr Jensen an der Straße nach dem Rechten zu sehen. Ein rascher Blick in die Reithalle bewies ihm, dass seine Assistent Axel Rakete die Reitgruppen fest im Griff hatte. Er konnte also kurz weg.
Grüßend hob er die Hand, als er an Frau Steffens Kaffeezelt vorbeieilte. Luisas Oma war wirklich ein Schatz. Was sie alles für den Stall tat! Und dann ihr Apfelkuchen ...
Am Ende des Parkplatzes blieb Kai Jensen stehen.
Ein halbes Dutzend Mütter mit ihren Kindern an der Hand unterhielt sich am Straßenrand. Daneben lehnten ein paar Männer an ihren Fahrrädern. Eine ältere Frau kam gerade vom Schaukasten zurück, steckte ihre Brille ein und sagte irgendetwas zu den Umstehenden.
Ein paar Leute stiegen daraufhin wieder aufs Fahrrad. Zögernd wollten sie weiterfahren.
»So ein Pech. Ausgerechnet heute.«
So viel schnappte Herr Jensen von einem Spaziergänger auf, der offensichtlich seiner Enkelin die Pferde zeigen wollte. Mit seinem zusammengerollten Regenschirm deutete er auf den Schaukasten.
So schnell war Kai Jensen noch nie die kleine Anhöhe zum Birkenweg hinaufgelaufen. Was hieß das, so ein Pech? Im Vorbeilaufen sah er, dass der rote Hinweispfeil »Zum Tag der offenen Tür« noch fest in der Erde steckte. »Wollen Sie zur Reitschule?«, fragte er die Leute am Straßenrand außer Atem.
Niemand fühlte sich direkt aufgefordert zu antworten. Schließlich gab sich der Mann mit der Enkelin einen Ruck.
»Eigentlich schon. Aber bei dieser Krankheit...« Verständnislos starrte Herr Jensen ihn an.
»Sind Sie krank?«
Nicht minder erstaunt schüttelte der Mann den Kopf. »Ich? Nein, wieso?«
»Dann kommen Sie doch ruhig in die Reithalle herunter. Ihre Enkeltochter wird das bestimmt toll finden.«
Der Mann zögerte.
»Ja, aber die Ansteckungsgefahr ...«
Herr Jensen wurde ganz
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