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Reiterhof Birkenhain 01 - Aufregung im Stall

Titel: Reiterhof Birkenhain 01 - Aufregung im Stall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margot Berger
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wirr im Kopf. Wovon redete der Mann eigentlich?
    »Was für eine Ansteckung? Wer steckt an? Und womit?« Ungeduldig griff das kleine Mädchen jetzt ein. Der Schirm des Großvaters wurde wieder auf den Schaukasten gerichtet.
    »Die Frau dort«, das Mädchen sah die Dame mit Brille an, »sagt, hier ist ein Pferdebazillus im Stall. Und große Ansteckungsgefahr.«
    »Genau«, die Frau hob ihr Stimme. »Sie warnen ja selbst davor. Da steht es doch: Betreten auf eigene Gefahr!« Herr Jensen war kurz davor, den Verstand zu verlieren. Waren denn hier alle verrückt geworden? Im Schaukasten hing nichts anderes als Pferdefotos und die Preisliste. Wovon sprachen die Leute?
    Jetzt sah er genauer hin. Und dann war Kai Jensen zum zweiten Mal an diesem Morgen dabei, den Verstand zu verlieren.
    Unübersehbar knallten ihm die Worte »Ansteckungsgefahr« und »Pferdebazillus« aus dem Schaukasten entgegen.
    Wer wollte ihn ruinieren?
    Rasch überflog Herr Jensen die Zeilen und wusste sofort: Das war ein typischer Jule-Ahrend-Text.
    ».. . der Krankheitserreger ist unter dem Namen Pferdebazillus bekannt. . . unstillbarer Drang, in die Nähe von Pferden und Reitställen zu kommen . . . zwanghafter Trieb Pferdebilder aufzuhängen . . .«
    Er seufzte.
    Jule mit ihrer überschäumenden Phantasie. Das war ja wohl voll daneben! Natürlich hatte sie es gut gemeint, aber das Gegenteil erreicht. Und das zählte. Sollte er sich grün und blau ärgern? Oder lachen?
    Jedenfalls musste sofort dieser Zettel raus! Herr Jensen öffnete das Kippfenster und nahm den geschäftsschädigenden Text heraus. Zumindest vor den Gästen musste er gute Miene zum bösen Spiel machen.
    »Meine Reitermädchen wollten mich wohl damit überraschen«, sagte er mit schrägem Lächeln. »Sie hatten sicher nicht damit gerechnet, dass man von der Straße aus nur die größten Wörter sieht. Also >Ansteckungsge-fahr< und >Pferdebazillus<.«
    Er hielt das Blatt Papier hoch. »Bitte alle mal herhören.« Dann las er den ganzen Text vor.
    Ein amüsiertes Raunen ging durch die Gruppe. Die Kindern kicherten und klatschten Beifall. Endlich! Endlich konnten sie in den Stall. Darauf hatten sie sich doch schon den ganzen Morgen gefreut. Viele waren mit Bus und U-Bahn gekommen. Und dann sollten sie wieder abfahren, ohne die Pferde zu sehen?
    »So, jetzt aber rein mit euch«, sagte Kai Jensen erleichtert. Puh, das war auch überstanden.
    Jule würde er sich später vorknöpfen. Erst mal war er froh, dass jetzt die Besucher kommen konnten. Ohne vor der »gefährlichen Pferdekrankheit« Angst zu haben.
    Und tatsächlich kamen in den nächsten drei Stunden so viele, dass die Tribüne den Andrang fast nicht fassen konnte.
    Kai Jensen fiel eine Zentnerlast vom Herzen.
    Das Geschäft blühte, denn viele Eltern buchten gleich Reitstunden für ihre Kinder. Manche freiwillig, aber viele auch unter dem Zwang von ungeheuerlichen Schwüren.
    »Jede Woche das Zimmer aufräumen« hörte man und »Fahrrad putzen«. Sogar »zehnmal auf die LieblingsFernsehserie verzichten« kam vor.
    Wenn das auf taube Eltemohren stieß, wurde noch nachgelegt. Jedem Lehrer wäre dabei warm ums Herz geworden. »Nachhilfe in Mathe nehmen« und »meinem kleinen Bruder bei den Hausaufgaben helfen«. Um an die ersehnte Zehnerkarte für Reitstunden zu kommen, war den Kindern jedes Mittel recht.
    Aber auch eine Menge Erwachsene hatte Spaß bekommen auf dem umgebauten Reiterhof Unterricht zu nehmen. Auch das lag Kai Jensen sehr am Herzen, denn abends oder während der Ferien brauchte er ja auch Reiter.
    Jedenfalls hatte Herr Jensen allen Grund blendender Laune zu sein. Die hohen Kosten, die nervige Bauzeit, alles schien plötzlich halb so schlimm. Wenn die Reitschule ausgebucht war, kam ja wieder genug Geld herein.
    Das Wichtigste war jetzt, dass alle Vorführungen bis zum Schluss gut klappten. Die Zuschauer wollten natürlich ruhige und sichere Schulpferde sehen. Wer nimmt schon gern Reitstunden auf einem vierbeinigen Pulverfass?
    Dabei stellte ein unruhiger Tag wie dieser 1. Mai die Geduld der Pferde auf eine harte Probe. Ständig schoben sich Gruppen von neuen Zuschauern auf die Bänke. Andere standen zwischendurch auf, gingen in den Stall oder holten sich Oma Hillas Apfelkuchen, den sie sich auf der Tribüne hineinschaufelten. Kleine Kinder quietschten unvermittelt auf oder rissen juchzend die Arme hoch. Und manche veranstalteten sogar Wettrennen auf der Stallgasse.
    Das alles waren Quellen der Aufregung für ein Pferd.

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