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Reiterhof Birkenhain 01 - Aufregung im Stall

Titel: Reiterhof Birkenhain 01 - Aufregung im Stall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margot Berger
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Jedes unbekannte Geräusch, jede ungewohnte Bewegung konnte sie zum Scheuen bringen. Es war schon beeindruckend, wie nervenstark die Schulpferde sich zeigten. Sogar Rocky. Herr Jensen konnte froh sein, dass seine Schulpferde sich im Laufe der Jahre an Unruhe im Stall gewöhnt hatten.
    Blieb nur zu hoffen, dass auch die Quadrille gut lief, der Höhepunkt des Tages. Axel Rakete hatte den Auftritt zu spanischer Gitarrenmusik eingeübt. Ein toller Anblick, wenn acht Mädchen in weißen Blusen, mit roten Schärpen, wallenden Röcken und Rosen im Haar hereinritten. Doch vor dieser Aufführung passierte noch eine mittelgroße Katastrophe.
    Schuld waren diesmal nicht die Gerlach-Zwillinge, auch nicht die Killerbienen oder Rocky. Es waren Gegner, mit denen wirklich niemand gerechnet hatte: Birkenpollen. Ausgerechnet Nicky wurde Opfer der Pollen. Nicky, die neben Jule in der Quadrille reiten sollte.
    Mit Müh und Not hatte das Mädchen die letzte Reitabteilung in der Halle überstanden. Als Nicky jetzt nach draußen ritt und sich aus dem Sattel von Brinkum schwang, stöhnte sie nur: »Bin ich froh, dass wir fertig sind. Meine Augen ... ich kann nichts mehr sehen.« Mit vorgeschobener Unterlippe blies sie kühle Luft gegen ihre Augenlider. »Ich bin fast blind geritten.«
    Jeder glaubte ihr das aufs Wort. Nicky sah schlimm aus. Ihre Augen waren zugeschwollen und feuerrot. Durch schmale Schlitze blinzelte sie mühsam gegen das Licht.
    »Birkenpollen. Jetzt geht das mit meinem Heuschnupfen los...« Mit beiden Handrücken rieb Nicky vorsichtig über die Wimpern. »Und dann der Staub, vorhin auf dem Heuboden.«
    Luisa blieb mit dem Sattel auf dem Arm stehen. FleckenPaula wurde in der nächsten halben Stunde nicht gebraucht und durfte sich in der Box ausruhen.
    »Kenne ich«, nickte sie mit fachmännischem Blick. »Rocky hatte das kürzlich.« Und dann mitfühlend: »Tut lausig weh, was?«
    Gequält verzog das rotblonde Mädchen das Gesicht. Luisa wuchtete Paulas Sattel auf die Halterung. »Frag doch mal meine Oma«, rief sie aus der Sattelkammer. »Draußen, im Kaffeezelt.«
    Fünf Minuten später war Nicky mit einem ordentlich gefalteten Stofftaschentuch zurück. Frau Steffen hatte ihr Umschläge mit kaltem Wasser verordnet. Sehr zuversichtlich hatte sie dabei aber nicht ausgesehen und etwas von Bindehautentzündung gemurmelt.
    Aber einen Versuch war es wert. Nicky verschwand im Waschraum auf dem Boden.
    »Na, geht's wieder ohne Blindenhund?«
    Jule wartete am Fuß der Treppe auf ihre Quadrille-Partnerin.
    Die Antwort konnte Jule sich selber geben. Nickys verzweifeltes Blinzeln und die Tränenbäche, die über ihr Gesicht liefen, sagten alles. Sosehr Nicky sich abmühte, sie konnte einfach die Augen nicht offen halten.
    »Es juckt nicht mehr ganz so schlimm«, schniefte sie, »aber Jule ... unsere Quadrille ... ich glaube nicht...« Jetzt mischten sich auch echte Tränen der Verzweiflung darunter.
    »Oh nein! Nicky!«
    Mit einem Schlag hatte Jule begriffen, was das bedeutete.
    »Es tut mir so Leid!«
    Aufschluchzend ließ Nicky sich auf die unterste Treppenstufe fallen. Sie schlang die Arme um ihre angezogenen Beine und ließ den Kopf auf ihre Knie sinken. Ein Häufchen Elend.
    Einige Besucher warfen verstohlene Blicke zu Nicky hinüber.
    Ein weinendes Mädchen war keine besonders gute Reklame für eine Reitschule.
    »Komm erst mal hier weg.«
    Nach dem ersten Schreck gewann die praktische Seite in Jule wieder die Oberhand. Sie zog Nicky mit in die Sattelkammer und warf die Tür ins Schloss.
    »Mensch, Nicky.«
    Jule schloss das Häufchen Elend voller Mitleid in die Arme. Das war gar nicht ihre Art. Aber in Momenten der Verzweiflung galten andere Gesetze. Und wie verzweifelt Nicky war, das konnte Jule sich lebhaft vorstellen. Drei lange Monate hatten sie für die Quadrille geübt, jeden Freitag und jeden Sonntag. Und nun das. Nicky konnte nicht mitreiten. Schrecklich!
    Das war aber nur die eine Seite der Pollenkatastrophe. Die andere Seite war mindestens genauso schlimm: Wer sollte jetzt neben Jule am Anfang reiten?
    »Rühr dich nicht von der Stelle«, sagte Jule, »ich hole die anderen.«
    Innerhalb weniger Minuten hatte sie alle Quadrille-Mädchen zusammengetrommelt. Axel Rakete würde nachkommen, sobald er mit seiner Reitergruppe fertig war. »Krisensitzung«, verkündete Jule ohne Umschweife. »Nicky fällt aus. Wer kann mit mir vorne reiten?« »Was?«, »Warum denn?«, »Arme Nicky«, »Ich krieg 'ne Krise«, »... und das

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