Reiterhof Birkenhain 03 - SOS Pferd verschwunden
gehen würde, wenn Imke Zavelstein mit ihrem Pferd Deichgraf verschwunden wäre. Manchmal galten einfach andere Gesetze.
Noch einer, an den man bei der Suche gar nicht gedacht hatte, erschien zum Helfen: Kubi, der Schmied. Während die Mädchen gerade die Pferde für die kleinen Reitschüler sattelten, tauchte der kraftstrotzende Schmied mit seinem kraftstrotzenden Schäferhund in der Stallgasse des Reiterhofs auf.
Eberhard Kubelik war kein Typ, der sich mit überflüssigem Gerede aufhielt. »Nenn mir einen - der hat's hinter sich«, war sein Lieblingsspruch. Natürlich meinte er damit nicht, dass er jemand verprügeln wollte. Nein, aber er sagte Leuten, die ihm auf den Geist gingen, derart unverblümt die Meinung, dass sie sich irgendwie doch wie verprügelt vorkamen. Kubi hasste es besonders, wenn Pferdebesitzer schlecht mit ihren Vierbeinern umgingen. Oder wenn Erwachsene Kinder von oben herab behandelten. Wer einem der Reitermädchen dumm kam, dem sagte Kubi ein paar deutliche Worte, dass er danach in keine Putzbox mehr passte .. .
Ja, der Schmied. Jetzt stand er also mit Zwergmann auf dem Reiterhof und wollte etwas tun.
»Buddy ist zwar kein Spürhund«, sagte er zu Kai Jensen, »ich meine, nicht ausgebildet, aber ein Weltmeister im Aufnehmen von Witterung. Gib ihm etwas von Jule oder von Sally, woran er schnüffeln kann.«
Von Jule war nichts im Stall, aber Eberhard Kubelik fand die Putzbürste von Sally sowieso geeigneter. Er steckte seine Nase in die Borsten und nickte zufrieden. »Deutlicher Fellgeruch«, sagte er und beugte seinen schwarzen Wuschelkopf zu Buddy, beziehungsweise Zwergmann, hinunter. »Hier, Buddy, riech schön«, sagte er beschwörend, »komm, riech die Putzbürste. Das ist Sally. Such Sally.«
Zwergmann streckte sofort seinen langen Kopf nach vorn. Interessiert nahm er den Bürstengeruch in seine empfindliche Schäferhundnase auf.
Eberhard Kubelik deutete mit dem Kinn nach draußen. Kurze, kräftige Böen schüttelten die Birken vor dem Reiterhof ordentlich durch.
»Westwind! Unser Glück«, sagte Kubi zufrieden, als ob er selber die Fährte aufnehmen müsste. »Wir haben ihn also im Rücken. Gegenden Wind kann kein Hund suchen. Was da alles an Gerüchen auf ihn zukommt - vergiss es.« Kubi legte die Leine an. »Ich marschiere Richtung Lott-bacher Teich«, sagte er. »Jule kann nur nach Nordosten geritten sein. Im Westen und Süden stehen zu viele Häuser. Und dann der Flughafen... nicht so stürmisch, Buddy..... .«
Mehr verstand man nicht, denn der Schmied wurde von Zwergmann nach draußen gezerrt.
»Wie lange bleibst du weg?«, rief Kai Jensen hinter seinem Schmied her, der schon fast den Reitweg erreicht hatte.
»Zwei Stunden bestimmt«, schrie Eberhard Kubelik über die Schulter zurück.
Es wurden drei Stunden, bis das Suchteam Kubi-Zwergmann zurückkam, beide klitschnass. Heftige Schauer wechselten sich den ganzen Samstagvormittag mit Sonnenschein und kühlen Windböen ab. April wetter - und das Ende Mai!
Die Enttäuschung war Eberhard Kubelik ins Gesicht geschrieben, als er mit seinem Schäferhund eintraf. Zwergmann hatte auch schon fröhlicher ausgesehen. Das bemerkten Conny, Luisa und Bastian sofort, als Herr und Hund in die Stallgasse einbogen. Unnötig, nach Ergebnissen zu fragen.
»Den kalten Wind verträgt Buddy überhaupt nicht mit nassem Fell«, knurrte Kubi statt einer Erklärung. Er angelte sich ein Handtuch vom Haken, das eigentlich für Pferdebeine gedacht war. Kräftig rubbelte er Buddys Rücken damit ab. Mit dem letzten trockenen Zipfel rieb er seinen eigenen Kopf ab und legte sich das blaue Handtuch anschließend über die Locken.
»Die Zwillinge und Fritz Voß mit seiner Truppe haben auch nichts«, murmelte er wie zur Entschuldigung, dass seine Suche erfolglos geblieben war. »Sie sind gerade mit mir zurückgekommen.«
Er warf das Handtuch mit gezieltem Schwung auf den Haken zurück.
»Aber morgen früh stehen wir wieder auf der Matte«, kündigte er an. »Wir finden Jule, stimmt's, Zwergmann?«
Zwergmann drückte seinen Kopf an Kubis Knie und wollte gestreichelt werden. »Wuff«, bellte er mit seiner tiefen Schäferhundstimme, und das hieß wohl »Klar doch«.
Nun lag die ganze Hoffnung auf dem Nachmittag-Ausritt mit Herrn Jensen.
King Louis, der alte Herdenchef, und Rocky waren nicht fit genug und sollten zu Hause bleiben. Deshalb bekam Bastian den frechen Kalle zugeteilt, obwohl er fast zu lange Beine für das Fjordpferd hatte. Conny ritt Oie,
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