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Reiterhof Birkenhain 05 - Strumnacht am Meer

Titel: Reiterhof Birkenhain 05 - Strumnacht am Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margot Berger
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hätte sie glatt den Boden unter den Füßen verloren.
    Mit einem raschen Seitenblick nach links vergewisserte sich Luisa, dass die Pferde auf der Weide ruhig grasten. Die sind heute wirklich zu beneiden, dachte sie. Mit ihren vier Beinen standen sie fest auf der Erde. Heulend versuchte der Sturm unter das Blechdach des kleinen Hühnerhauses zu greifen. Das Scheppern übertönte fast das hysterische Gackern, das von innen herausdrang. Durch das Fenster sah man die braune Hühnerschar mit aufgeregtem Flügelschlagen hin und her flattern.
    Mit wuchtigen Hammerschlägen trieb Herr Harms rund um die Hütte vier Eichenpfähle schräg in die Erde. Jedes der Mädchen hielt ein Ende der beiden Stricke fest, die Henning Harms dann kreuzförmig über das Dach warf und an den kurzen Pfosten festzurrte. Die Hütte stand nun wieder felsenfest! Entspannung für die Hühner.
    Mit einer Kopfbewegung ordnete der Stallbesitzer den Rückmarsch an.
    »Hoffentlich dreht der Wind nicht«, schrie er. »Bis jetzt ist er ablandig. Also Südsüdost, der weht vom Land aufs Meer. Wenn er auf Nordwest dreht, na danke, dann könnte es wirklich eine Sturmflut geben.«
    Wenn der andere nicht schrie, verstand man überhaupt nichts mehr. Der Wind riss jedes Wort sofort vom Mund ab und trug es davon. Trotzdem hörte man das krachende Geräusch, das vom Parkplatz kam, deutlich bis hinters Haus.
    »Da ist etwas zu Bruch gegangen«, brüllte Herr Harms und versuchte gegen den Wind schneller vorwärts zu kommen. Holzsplitter und Glasscherben wirbelten ihnen entgegen, als sie um die Ecke bogen.
    Wo sonst im ersten Stock ein Fenster saß, klaffte jetzt eine große Lücke. Dahinter stand Anna, zu Tode erschrocken. »Mach bloß, dass du da wegkommst«, rief Herr Harms hinauf. Sein Gesicht sah genauso düster aus wie die Sturmwolken über ihm.
    Zitternd ging Anna ein paar Schritte zurück, als sie seine aufgebrachte Stimme hörte.
    Der zerbrochene Rahmen lag auf dem Parkplatz. Leise vor sich hin fluchend, wuchtete Henning Harms die Reste in den Hausflur. Anna erschien unten, blass um die Nase. Schuldbewusst zuckte sie die Schultern.
    »Das Fenster riss einfach heraus, als ich es öffnen wollte. Peng. Und knallte auf die Steinplatten.«
    »Habe ich euch nicht gesagt, dass hier nichts geöffnet wird?«, fragte Herr Harms. »Kannst froh sein, dass du nicht auch herausgeflogen bist.«
    »Bin ich auch.« Anna war ganz kleinlaut geworden.
    »Die Scherben müssen weg vom Hof.« Herr Harms verschwand im Haus und erschien kurz darauf mit zwei Abfalleimern und einem Stapel lederner Handschuhe. »Hier, anziehen, damit ihr euch nicht schneidet. Sonst zieht sich gleich eine Blutspur durchs ganze Haus. Womöglich kommt uns dann noch die Mordkommission auf den Hals.«
    Anna kicherte schon wieder.
    »Super. Ich werde verhört und lege ein klasse Geständnis ab, dass ich das Fenster um die Ecke gebracht habe.« Während Jule und Conny die Scherben in die Eimer sammelten, suchte Luisa mit Anna nach Metallteilen und Holzsplittern.
    Unterdessen maß Herr Harms die Fensterlücke aus und sägte eine Holzplatte zurecht, die er mit Hilfe der Drillinge von innen vor das Loch schraubte.
    Jasmin und Rahel bemühten sich in ihrem Zimmer -Anna schlief bei ihnen - halbwegs Ordnung zu schaffen. Kein Teil lag mehr an seiner alten Stelle. Briefpapier und Socken waren bei dem Durchzug auf dem Schrank gelandet, Handtücher hatten sich um Tischbeine gewickelt und vom Lampenschirm grüßte ein T-Shirt mit dem Aufdruck »Moin, moin«.
    Der Sturm hatte ganze Arbeit geleistet.
    Irgendwann am Nachmittag kehrte endlich Ruhe auf dem Reiterhof ein. Draußen nicht - im Gegenteil. Über Westerdeich wütete der Orkan schlimmer als zuvor. Aber drinnen im Essraum war es richtig heimelig. Mit Spielen und Würfeln machten die Mädchen es sich gemütlich. Eine Portion Eis außer der Reihe (»Sturm-Eis«) gab es auch.
    Ein paar Nachbarn, unter ihnen Pastor Jan Hinrichsen, kamen im Laufe des Nachmittags vorbei, um über die Unwetter-Lage zu sprechen. Die Erwachsenen tranken Tee mit Rum, manche Rum mit Tee.
    Am frühen Abend wurde Henning Harms von einem Strandkorb-Besitzer um Hilfe gebeten. 250 Körbe mussten auf die Schnelle zusammengeschoben werden, um sie vor der aufgewühlten See zu schützen.
    Was Herr Harms befürchtet hatte, war nun eingetreten: Der Wind hatte sich gedreht. Ungebremst blies er von Nordwest, direkt von der Nordsee, und drückte das Wasser auf den Strand.
    »Habt ihr keine Angst, wenn euer

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