Reiterhof Birkenhain 07 - Raetsel um das braune Fohlen
auf den Bauch.
Dr. Teichmüller musterte sie mit gerunzelter Stirn. »Noch eine Schreckkolik?«
Als Jule kläglich nickte, empfahl er: »Wärmflasche und warmen Fencheltee. Ich schicke dir gleich Schwester Luisa.«
Das war der Spitzname für Luisa Steffen, die sich um jede Krankheit im Stall kümmerte. Obwohl sie erst zehn Jahre alt war, wusste sie ungemein viel. Kein Wunder -ihre Oma Hilla, bei der Luisa wohnte, war Krankenschwester.
Weil Jule Ahrends Eltern wie immer nicht zu Hause waren, rief Luisa kurzerhand ihre eigene Oma an. Oma Hilla Steffen rückte mit einer Kanne Tee und Wärmflasche
Jule protestierte nur schwach, als Frau Steffen sie zwang sich auf drei Strohballen zu legen. Immerhin mit Blick auf Sallys Box. Mit einer Pferdedecke wurde Jule zugedeckt. Die Wärmflasche musste ja nicht jeder sehen. Schon gar nicht die Nervis, die mindestens hundertmal vor den Außenboxen hin und her marschierten. Aber sie hatten so viele Manieren Jule zu bedauern und keine fiesen Bemerkungen zu machen.
Theos Zauberspritze wirkte bei Sally Wunder. Sie sah schon wieder so munter aus wie früher und es dauerte nicht lange, da wandte sie sich schnaubend ihrem Fohlen zu.
Von der Minute an verschwanden auch Jules Bauchschmerzen. Ob es an Oma Hillas Hausmitteln lag oder an Sallys Schnauben oder an allem zusammen, wird man wohl nie herausfinden.
6. Kapitel
Geheimnisvolle Spurensuche
Kaum war Jule wieder auf den Beinen, trommelte sie Conny, Luisa und Bastian zu einer Geheimberatung zusammen. Auf Jensens Heuboden. Es kribbelte Jule in den Fingern, den Vater von Sallys Fohlen zu finden.
Durch die aufgestapelten Stroh- und Heuballen bahnten sie sich einen Gang ganz nach hinten. So waren sie von der Tür aus nicht zu sehen. Musste ja nicht die halbe Reitschule mitkriegen, dass sie den Fohlenvater suchten. Sonst wollten alle mitmachen, und das passte Jule nicht.
Am liebsten wären Jule und Conny sofort losgefahren. In den Reitställen der Umgebung wollten sie nach Hengsten fragen. Aber Bastian und Luisa hielten das für eine Schnapsidee.
»Nach was für einem Pferd wollt ihr denn suchen?«, fragte Bastian. »Wir müssen doch erst mal einkreisen, welche Rassen überhaupt in Frage kommen.«
Aber wie? Die vier starrten Löcher in die Luft und grübelten.
»Ich habe zwei Bücher mit ziemlich vielen verschiedenen Pferderassen«, fiel Luisa schließlich ein.
»Ich auch«, sagte Conny. Die anderen erinnerten sich auch ein paar brauchbare Bücher zu besitzen.
Sie krochen den Gang durchs Heu zurück und stöberten noch in der Leseecke des Dachbodens. Vielleicht gab es bei den alten Pferdezeitschriften etwas für ihre Zwecke? Die meisten Hefte waren schon ziemlich zerfetzt. Drei sahen aber noch brauchbar aus und die steckten sie beim Gehen ein.
Bastian fotografierte das Fohlen mit seiner Sofortbildkamera von vorne, von hinten und von der Seite. Für den Vergleich mit den Bücherfotos.
Sie machten einen Termin bei Luisas Oma Hilla aus, wo sie sich nachher treffen wollten, am Buchengrund 39. Hilla Steffen stand im Mantel vor dem Flurspiegel und fuhr mit der Bürste durch ihr dunkel gesträhntes Haar, als Luisas Reiterfreunde kamen. Frau Steffen war praktisch schon weg, sie wollte zum Alstervergnügen in die Hamburger City.
Luisa räumte den Esstisch frei und jeder packte seinen Leseschatz auf die runde Platte. Bastian klopfte auf den Stapel.
»Los, Jule«, sagte er, »zusammengesetzter Dreisatz.« Das war Jules Schwachstelle. Bastian wusste das, weil er ihr Nachhilfe in Mathe gab. »Wenn neun Bücher und drei Zeitschriften zusammen 1723 Seiten mit 345 Pferdefotos haben, in welchem Buch und auf welcher Seite ist dann die Rasse des Fohlens abgebildet?«
Aus dem Flur rief Oma Hilla herüber: »Für solche Fragen gibt es normalerweise Hausverbot.«
Jule hob erstaunt den Blick von den Fohlenbildern. Gestern Rosen, heute Dreisatz. Sollte einer aus Jungen schlau werden!
»Veralbern kann ich mich selber«, sagte sie, langte nach dem obersten Buch und schlug es auf.
Das war der Beginn eines langen Suchspiels.
»Das ist es!«
Diesen Ausruf hörte man mindestens zehnmal an diesem Abend. Aber dann, beim Vergleichen mit den Fohlenfotos, verwarfen die Detektive ihre Auswahl wieder. Allmählich schliefen ihnen die Beine ein. Und das stundenlange vorgebeugte Sitzen am Tisch war auch nicht lustig. Außerdem brannten die Augen vom angestrengten Hinsehen.
»Das Dumme ist«, stöhnte Jule, während sie sich in einer Lesepause reckte und
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