Reiterhof Birkenhain 08 - Achtung Pferde in Not
Eifersucht? Wollte sich eine der Killerbienen an Al rächen, weil sie bei ihm abgeblitzt war? Aber wer von den 16- und 17-Jährigen würde ihm grundlos so eine Schweinerei unterstellen? Nein, das mochte er von keinem der Mädchen glauben.
Aber vielleicht war das, was sie beschrieb, ja keine bösartige Unterstellung? Sondern eine Tatsache? Es könnte doch sein, dass die Schreiber in Albrecht auf frischer Tat ertappt hatte. Turbos verletzte Vorderbeine und die geflickten Holzlatten sprachen dafür.
»Was ist, Herr Jensen, werfen Sie ihn jetzt heraus?« Imke hakte nach.
Herr Jensen fuhr sich durchs Haar. »Mädchen, so einfach ist das nicht. Erst muss ich ihn zur Rede stellen.« Jule winkte ab.
»Der lügt doch sowieso.«
Der Stallbesitzer zuckte die Schultern, faltete den Brief zusammen und verließ die Reithalle.
»Bringt Sally und M2 in die Box zurück. Genug für heute«, rief er den Mädchen über die Schulter zu.
Er versuchte ruhig zu erscheinen, dabei kochte er innerlich. Dieser Steinberg. Er musste mit ihm reden. Sofort. Seit Jahren bemühte Jensen sich seine Schulpferde so zu behandeln, dass sie Vertrauen zum Reiter hatten. Und dann kam so einer wie Al und zerstörte diese Feinarbeit in wenigen Tagen. Monate würde es dauern, bis Turbo seine Angst vor Reitern verlieren würde.
»Na warte, Steinberg«, murmelte Jensen, als er seinen »Liebling« in der Sattelkammer erblickte.
Albrecht Steinberg machte soeben Fotos von Jensens Sätteln und Trensen. Als er seinen Chef sah, ließ er blitzartig die Kamera unter die Jacke verschwinden.
Zu spät. Herr Jensen hatte sie gesehen. Wieder so eine Aktion, die merkwürdig war.
»Was soll das?«, fragte Herr Jensen und zeigte auf die Kamera, die sich unter Albrechts Jacke abzeichnete. »Wozu machst du hier Fotos? Von meinen Sätteln?« »Brauche ich für mein Berichtsheft, Chef.«
Jensen kniff die Augen zusammen. »Ist mir neu, dass ihr so etwas führen müsst. Das brauchen doch nur Praktikanten, Schul-Praktikanten.«
Obwohl Herrn Jensen die Sache mit den Fotos spanisch vorkam, wollte er sie jetzt nicht vertiefen.
Er faltete das Schreiben ein Stück auseinander, sodass man zwar die Schrift, aber nicht den Inhalt erkennen konnte. Beiläufig sagte er zu Al: »Ich habe vorhin diesen Brief gefunden, gehört wohl einem der Mädchen. Hast du zufällig diese Schrift schon mal gesehen? Wer könnte das sein?«
Al war froh, dass sein Chef nicht länger nach dem Grund für die Fotos forschte. Denn er führte mit den Bildern etwas im Schilde, was den Reiterhof Wochen später in große Schwierigkeiten bringen würde. Jensens plötzliches Auftauchen verwirrte Albrecht. Nur deshalb passierte es ihm, dass er sich nicht auf den Brief konzentrierte. Albrecht Steinberg warf nur einen flüchtigen Blick darauf.
»Klar, die Schrift kenne ich. Senta.« Er grinste schief: »Brutaler Fan von mir, schreibt mir dauernd Liebesbriefe. Geht mir voll auf die Nerven.«
»Bist du ganz sicher? Es ist wichtig.«
»Klar doch. Keine Frage.«
Also doch. Eine von den Killerbienen.
Ohne weitere Worte drehte Jensen sich um und ging auf die Suche nach Senta.
Er fand die 17-Jährige mit dem kinnlangen, braunen Haar auf dem Hof. Sie saß neben Ilona auf der Bank am
Paddock. Beide hatten einen Sattel auf den Knien, den sie gerade mit Lederfett einrieben.
Ohne Umschweife sprach Kai Jensen Senta auf den Brief in seiner Hand an.
»Hast du das hier geschrieben?«
Senta war völlig überrumpelt. Sie lief feuerrot an und sah schnell zu Ilona hinüber. Senta wand sich wie ein Aal, um einer Antwort zu entgehen. Das Letzte, was sie wollte, war, dass Ilona von diesem Brief erfuhr.
Aber in diesem Fall kannte der Stallbesitzer kein Erbarmen. Man konnte nicht einfach jemanden beschuldigen und dann nicht zu seinen Worten stehen.
»Ja oder nein, Senta?«
»Also... ja.«
»Und das stimmt alles, was in deinem Brief steht? Hast du das selbst gesehen?«
»Ja.«
»Komm mit.«
Als Senta keine Anstalten machte, Jensens Aufforderungen zu folgen, nahm er unwirsch den Sattel von ihren Knien und legte ihn auf die Bank. Dann packte er sie am Handgelenk und zog sie hinter sich her in den Stall. Er wollte, dass Senta dabei war, wenn er Al zur Rede stellte. Einen Moment blieb Ilona erstarrt sitzen. Als sie sich wieder gefangen hatte, schob sie den Sattel zur Seite, sprang auf und lief hinter Senta und Jensen her.
Al war überrascht, als Jensen mit den Killerbienen in die Sattelkammer stürmte. Aber er ließ sich
Weitere Kostenlose Bücher