Reiterhof Birkenhain 09 - Spuk im Stall
Diesmal die Nummer der Großmoorstedter Polizei.
»Passt auf!«, flüsterte Conny, nachdem Jensen seinen Verdacht durchgegeben hatte. »Wir fahren morgen nach der Schule mit der U-Bahn zum Friedrich-Ebert-Damm und gucken nach, ob Al Steinberg da wohnt. Wer weiß, wie viel Zeit sich die Polizei lässt. Die ist doch total überlastet.«
Jule quiekte leise auf. »Super Idee. Aber lieber übermorgen. Ich kann morgen nicht, höchstens abends.«
»Nein.« Conny schüttelte den Kopf. »Wir dürfen keine Zeit verlieren.«
»Das ist aber gefährlich«, gab Luisa zu bedenken. »Der erkennt mich doch sofort wieder.«
»Quatsch. Wir verkleiden uns«, sagte Conny entschlossen. »Nicht mal unsere eigenen Mütter werden uns erkennen.«
10. Kapitel
Entscheidung im Tunnel
Am nächsten Vormittag klingelte Conny schon um kurz nach zehn bei Luisa zu Hause Sturm.
»Ein Glücksfall«, sagte sie, als Luisa öffnete. »Bei uns fallen drei Stunden aus. Gib zu, das ist ein gutes Zeichen . . . mindestens so viel wert wie ein vierblättriges Kleeblatt.«
Sie verabredeten sich für eine halbe Stunde später am U-Bahnhof, in Verkleidung.
Conny hatte Recht gehabt mit ihrer Ankündigung: »Nicht mal unsere eigenen Mütter würden uns erkennen.« Die Mädchen gingen glatt als Jungen durch. Beide trugen extrem große Jacken und weite Cargo-Hosen mit vielen Außentaschen. Ihre Baseballkappen zogen sie tief ins Gesicht, sodass die langen Haare darunter verschwanden.
Sie nahmen die Linie U1 in die Innenstadt. Ziel war die Wohnung von Albrecht Steinberg. Conny hielt die herausgerissene Seite des Stadtplans in der Hand. Mit Sicherheit gab die Stadtplan-Schändung zu Hause Ärger, aber im Moment konnte Conny sich darüber keine Gedanken machen. Schließlich ging es darum, einen Räuber zu stellen.
An der Station Straßburger Straße stiegen sie aus. Von da gingen sie noch eine Weile, bis die Häuser mit höheren Hausnummern anfingen. Die Mädchen joggten ein Stück, denn die Straße war endlos lang. Schmucklose Mietshäuser mit vier Stockwerken reihten sich aneinander, getrennt durch grauen Rasen.
Obwohl jetzt keine Hauptgeschäftszeit war, herrschte auf dem Friedrich-Ebert-Damm starker Verkehr. Die vorbeiflutenden Wagenkolonnen spritzten öligen Schmutz auf den Bürgersteig, der ohnehin durch welke Blätter rutschig war.
Das letzte Wohnhaus lag hinter ihnen. Neben dem Bürgersteig tat sich links nur noch eine öde, unbebaute Fläche auf, umzäunt von hohem Maschendraht. Wenn man die Straße weiter herunterblickte, sah man hinten ein Gewerbegebiet.
Luisa blieb stehen und blickte Conny zweifelnd an.
»Da kann er nicht mehr wohnen. Meinst du, die Adresse ist falsch?«
Conny zuckte die Schultern. »Alles möglich. Aber jetzt sind wir hier . . . jetzt gehen wir die Straße auch zu Ende.«
Luisa nickte stumm. Sie hätte nichts dagegen gehabt, umzukehren. Sehr wohl war ihr nicht in ihrer Haut.
Sie kamen an zwei Autohäusern, einer Pumpenfabrik und einer Firma für Klimatechnik vorbei und näherten sich nun der Hausnummer von Albrecht Steinberg. Aber bei Nummer 591 standen sie nicht vor einem Wohnhaus, sondern vor einer Einfahrt mit dem Schild »Baggerbau AG«. Dahinter waren 50 oder 60 gelbe Ga-belstabler und Bagger in Reih und Glied abgestellt.
Am Ende des Riesenparkplatzes lagen einige schmutzig weiße Flachbauten.
»Hier wohnt doch niemand«, meinte Luisa. »Das sieht aus wie eine Fabrik.«
Sie guckten auf dem Zettel nach, aber es stimmte: Die Nummer musste hier auftauchen.
»Sucht ihr jemand?«
Plötzlich stand ein Mann im gelben Overall vor ihnen. Er trug Werkzeug bei sich, weil er an den Baggern arbeitete. »Das ist Firmengelände, Zutritt verboten.«
»Es ist wegen einer Stelle für mein Schulpraktikum«, flunkerte Conny. Sie bemühte sich ganz ruhig zu sprechen, obwohl sie innerlich zitterte. »Wo kann man sich dafür anmelden?«
Der Mann schien mit der Antwort zufrieden, denn er zeigte auf eins der niedrigen Häuser am Ende des Firmenhofes und verschwand wieder hinter seinen Baggern.
Triumphierend stieß Conny ihre Freundin an. Sie liefen zum vorderen Gebäude und drückten sich an der Wand entlang. Schließlich erhaschten sie durch die erleuchteten Fenster einen Blick nach innen. An vier Schreibtischen mit Stapeln von Hochglanz-Katalogen saßen zwei Männer und zwei Frauen vor Computern. Das war eindeutig ein Büro und nicht die Wohnung von Albrecht Steinberg.
»Da drüben - die anderen beiden Häuser sehen eher aus wie
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