Reiterhof Birkenhain 09 - Spuk im Stall
Wohnungen«, flüsterte Conny. »Komm... mir nach.« Gerade wollten sie loslaufen, das stand der leuchtfarbe-ne Overall wieder vor ihnen.
»Macht, dass ihr wegkommt«, schnauzte der gelbe Mann sie an. »Ihr sucht doch gar keinen Praktikumsplatz. Spielt ihr Räuber und Polizist?«
Er wusste gar nicht, wie Recht er damit hatte. Aber keins der Mädchen traute sich ihm etwas über den gesuchten Al zu erzählen.
Ohne großes Federlesen packte der Arbeiter Luisa und Conny am Kragen und beförderte sie zum Ausgang. »Und jetzt?«, fragte Luisa, als sie frustriert vor dem Zaun standen. »War wohl nichts mit deinem vierblättrigen Kleeblatt. Sollen wir nach Hause fahren?«
Conny winkte ab. »Noch nicht, erst mal bin ich nur sauer. Mist, ich dachte, wir würden den Typen hier finden. Und unsere Sättel auch.« Sie sah auf die Uhr. »Es ist doch erst Mittag. Komm, wir nehmen die U-Bahn in die Innenstadt. Da gibt es ein reines Reitsportkaufhaus mit Sätteln und Trensen. Nur mal gucken ... wie findest du das?«
»Oh ja, super!«
Luisa fiel ein Stein vom Herzen, weil das Detektivspiel beendet war. Pferdeausrüstung anzugucken war doch eine etwas ungefährlichere Angelegenheit.
»Sind Sättel eigentlich sehr teuer?«, fragte Luisa, als sie zur U-Bahn-Station gingen.
»... jedenfalls zu teuer, um Herrn Jensen vom Taschengeld neue zu kaufen«, stellte Conny ernüchtert fest, als sie zwei Stunden später am Hauptbahnhof in die Ul nach Großmoorstedt einstiegen. Die Preise hatten sie geschockt. 20 neue Sättel kosteten ein halbes Vermögen. Der U-Bahn-Wagen war fast leer. In der Mitte saßen lediglich zwei Frauen, die sich zwischen ihren Einkaufstüten eingemauert hatten und unentwegt schwatzen. Conny und Luisa setzten sich auf die erste Bank und blätterten in Sattelprospekten. Es war kurz vor drei Uhr, eine Zeit, in der die Bahn nicht voll wurde.
An der übernächsten Station Lübecker Straße stieg ein junger Mann im Jogginganzug ein, der seine Sporttasche mit Schwung auf die Rückbank am Ende des Wagens hob. Er lümmelte sich auf die Polster und fuhr sich mit dem Kamm durch seine weißblonde Bürstenfrisur.
Luisa sah kurz von ihrem Prospekt hoch - und erstarrte. Die Farbe wich aus ihrem Gesicht. Sie rutschte auf ihrem Sitz nach vorn und zog ihre Baseballkappe bis zur Nase herunter.
»Conny«, wisperte sie. »Der Typ dahinten, das ist er ... nein, guck dich bloß nicht um! Wenn der mich sieht!« Conny beugte sich zu ihrer Freundin vor, die kreidebleich aussah. »Wer sitzt wo? Was ist los mir dir, Luisa?«
»Nicht so laut«, flüsterte Luisa und drehte sich so, dass sie sich hinter Connys Jacke verschanzen konnte. »Da sitzt einer von der Sattelbande . . . der Blonde, der aussieht wie eine Eidechse.«
Jetzt wurde auch Conny nervös. »Bist du sicher? Ganz sicher, Luisa?«
»Ja doch. Was können wir bloß machen? Hast du dein Handy mitgenommen?«
»Ja, ja ... aber denk doch mal logisch! Der Kerl hört uns doch, wenn wir telefonieren. Der wirft uns glatt aus der U-Bahn, wenn er Wind von der Sache bekommt.«
Der Zug rollte in den Bahnhof Wartenau ein. Der Blonde blieb sitzen. Er schien die Mädchen gar nicht wahrzunehmen. Die Bahn fuhr wieder an.
Luisa kaute vor Aufregung auf ihrem Ärmel herum. »Wir müssen etwas tun. Wenn der Typ aussteigt, ist er über alle Berge. Du ... die Tasche, seine Tasche!« Luisa wagte einen Blick über Connys Schultern. »Die hat er auch im Stall gehabt, für das Zaumzeug. Blau-schwarz war die.« Plötzlich fiel ihr etwas ein. »Vielleicht fährt der zu Albrecht Steinbergs Wohnung am Friedrich-Ebert-Damm? Kann doch sein, dass die da zusammen hausen.«
»Oh Himmel... du hast Recht. Dann müsste er ja bald aussteigen. Was machen wir bloß?« Vorsichtig sah Conny sich um. »Die Notbremse ziehen?« Neben der Tür ragte ein roter Griff hervor, darunter klebte ein Schild »Notbremse - Missbrauch ist strafbar«.
Beherzt stand Conny auf.
Luisa bekam sie gerade noch am Ärmel zu fassen und zog sie zurück. »Spinnst du? Mitten im Tunnel? Und wenn er es nicht ist?«
»Ich denke, du bist sicher?«
»Ja, ziemlich . . . aber er sitzt so weit hinten.«
Der Zug verließ die Station Ritterstraße.
»Ich habe eine Idee«, sagte Conny, tuschelte mit ihrer Freundin, schaltete ihr Handy ein und gab es ihr. »Wenn etwas passiert, wählst du sofort 110, also die Polizei«, schärfte sie Luisa ein.
Dann marschierte Conny mit klopfendem Herzen zum anderen Ende des Wagens. Über der Rückbank, auf der der
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