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Reiterhof Birkenhain 10 - Ende für die Reitschule

Titel: Reiterhof Birkenhain 10 - Ende für die Reitschule Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margot Berger
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nicht passiert.
    Dämmerung lag schon über der Stadt. Am Dammtorwall flammten die Straßenlaternen auf, als die Mädchen vor dem Nachlassgericht ankamen.
    Conny zögerte, ob sie hineingehen sollte. Jule öffnete die wuchtige Holztür einen Spalt und lugte nach innen. Vor ihr lag eine gläserne Pförtnerloge, die unbesetzt war. Sie winkte Conny herbei. Mit klopfenden Herzen traten sie ein.
    Von außen sah das Haus unscheinbar und eher ungefährlich aus, aber drinnen flößte ihnen die mächtige Eingangshalle Ehrfurcht ein. Großzügige Rundbögen wölbten sich über dem Mosaikfußboden. Eine weite Treppe führte in kühnem Schwung nach oben.
    Jule empfand die strengen Pfosten des Geländers wie erhobene Zeigefinger: »Du! Hier wird kein Unsinn gemacht.«
    Gemeinsam studierten sie die schwarze Informationstafel.
    »1. und 2. Stock: Vormundschaftsgericht«, las Conny vor. »3. Stock: Nachlassgericht«.
    Darunter stand etwas kleiner: »Testaments- und Hinterlegungssachen«.
    Conny rieb sich das Kinn.
    »Das hört sich alles so streng an, Jule. Ehrlich, ich möchte da nirgends hingehen.«
    Sie flüsterte, obwohl es keinen Anlass dafür gab. Aber in einem solchen Gebäude drängte es sich förmlich auf, die Stimme zu senken. Selbst Jules Selbstbewusstsein bekam Risse. Unschlüssig standen sie eine Weile in der Halle. Ständig ging die schwere Tür auf und zu. Jedes Mal schwappte kalte Luft in die Halle. Leute hasteten an ihnen vorbei, ohne sie anzusehen. Manche nahmen gleich zwei Stufen auf einmal. Hatten sie Angst, bei den Hinterlegungssachen etwas zu verpassen?
    Zwischen den Besuchern fielen Leute mit Plastiktüten auf, aus denen schwarze Talare lugten. Neben ein paar Frauen waren es vor allem Männer, die unverständliche Ausdrücke von sich gaben. Sie hätten genauso gut Chinesisch sprechen können, dann hätten die Mädchen auch nicht weniger verstanden.
    Jule zeigte auf die schwarzen Stoffzipfel, als wieder zwei Männer mit Tüten vorbeihetzten.
    »Das sind Rechtsanwälte«, sagte sie leise. »Jede Wette.« »Meinst du? Die habe ich mir ganz anders vorgestellt«, gab Conny zurück. »Vornehmer.«
    Zumindest hätte sie nie gedacht, dass ein Rechtsanwalt seinen feinen Talar in eine leere Einkaufstüte stopfte wie einen schmutzigen Stallpullover.
    Sie trauten sich nicht von der Infotafel weg. Je länger sie dort verharrten und je mehr chinesisch sprechende Menschen vorbeikamen, desto mehr rutschte ihnen das Herz in die Hose. Ihr Mut sank auf den Nullpunkt.
    »Ich glaube, das packen wir nicht«, sagte Jule schließlich und Conny dachte dasselbe.
    Komisch, zu Hause hatte das ganz einfach ausgesehen. Es war eben leichter, eine Putzbox anzuschreien als einen leibhaftigen Richter. Hier, im Gericht, erschien Jule plötzlich alles lächerlich, was sie vorzubringen hatte. Sie konnte schlecht in ein Richterzimmer stürmen und rufen: »Wir glauben, dass ein Testament in Großmoorstedt gefälscht ist. Oder dass die Unterschrift erpresst wurde.«
    Und wenn der Richter nach ihren Gründen fragte? Sollte sie etwa antworten: »Ich mag den Markmann einfach nicht. Der Typ will den Reiterhof abreißen und unsere Pferde verkaufen. Außerdem trägt er alberne Ringelmützen.«
    Der Richter würde einen Lachkrampf bekommen. Bestenfalls. Wenn er sie nicht sofort verhaften würde, we-gen Rufmord. Das hatte ja schon Frau Mühlberg befürchtet.
    Jule gab sich einen Ruck. »Wir müssen es zumindest versuchen.«
    Sie rannte die Treppen bis in den dritten Stock hoch, ohne einmal anzuhalten. Conny lief hinterher.
    In der Abteilung »Testaments- und Hinterlegungssachen« klopfte Jule an die erstbeste Tür. Keine Antwort. Sie versuchte es ein Zimmer weiter. Von innen dröhnte eine Männerstimme: »Jetzt nicht. Bitte warten.«
    Die dritte Tür riss Jule einfach auf und äugte hinein. Schlagartig brach die Diskussion in dem Raum ab. Vier Männer und Frauen musterten Jule überrascht. »Entschuldigung«, murmelte sie. Hastig schloss Jule die Tür und sah Conny an. Was konnten sie noch tun?
    Mit hängenden Köpfen gingen die Mädchen zurück in die Eingangshalle. Jule ließ sich auf die unterste Stufe fallen.
    »Eins sage ich dir: Ich gehe hier nicht eher weg, bis wir einen neuen Plan für Birkenhain haben.« Trotzig sah sie zu Conny hoch. »Ich kämpfe um Sally und die anderen. Ohne Pferde macht das Leben keinen Spaß.«
    Conny nickte. »Du hast ja so Recht.«
    Sie setzte sich neben Jule auf die Treppe und beratschlagte mit ihr. In einem Punkt einigten

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