Reizende Gäste: Roman (German Edition)
verkündet wurde, brandete Beifall auf, und Antony wurde rot wie eine sonnengereifte Tomate.
»Gut gemacht!« rief Richard. »Antony, ich bin mächtig stolz auf dich!« Er klopfte seinem Sohn anerkennend auf die Schulter, und Antony wurde noch röter.
»Ich hab’ gewußt, daß er gewinnen würde!« sagte Zara begeistert zu Richard. »Ich wußte es einfach!«
»Ich auch«, strahlte Gillian. »Ich habe extra schon eine Charlotte russe gemacht.«
»Cool«, meinte Antony.
»Was ist das doch für ein herrlicher Tag«, schwärmte Fleur. »Habe ich eigentlich schon gratuliert? Und wie steht’s mit dir, Johnny?«
»Herzlichen Glückwunsch, junger Mann«, sagte Johnny. »Ich halte zwar nichts vom Golf und allem, was damit verbunden ist, aber trotzdem, herzlichen Glückwunsch!«
»Bleiben Sie zum Abendessen?« fragte Gillian.
»Leider nein«, erwiderte Johnny. »London ruft. Aber ich hoffe sehr, in einer Woche wieder zu Besuch kommen zu können. Bist du dann aus Cornwall zurück?« wollte er von Zara wissen.
»Logisch.«
»Gut«, sagte Johnny. »Ich bringe dir dann nämlich ein Geschenk mit.«
Philippa und Lambert gesellten sich zu ihnen, und die Atmosphäre kühlte sich ein bißchen ab.
»Na, Lambert, du fängst aber früh an«, meinte Fleur munter und blickte auf das Glas Brandy in seiner Hand.
»Gut gespielt, Antony«, lobte Lambert, ohne auf Fleurs Bemerkung einzugehen, und schüttelte Antony ein bißchen zu fest die Hand. »Ich habe scheiße gespielt.« Er nahm einen Schluck aus seinem Glas. »Total scheiße.«
»Ich hatte ja keine Ahnung, daß du so gut Golf spielst, Antony«, meinte Philippa lahm. Sie versuchte, näher an Fleur heranzukommen. »Wußtest du das, Fleur?«
»Aber natürlich«, sagte Fleur voller Wärme.
»Na ja, in letzter Zeit war ich etwas zu sehr abgelenkt«, begann Philippa mit gesenkter Stimme. Doch sie wurde von Johnny unterbrochen.
»Mein Zug! Er fährt in einer Viertelstunde! Ich muß mir ein Taxi bestellen!«
»Jemand bringt dich hin«, beruhigte ihn Fleur. »Wer hat ein Auto? Lambert! Würde es dir etwas ausmachen, Johnny zum Bahnhof zu fahren?«
»Nein, eigentlich nicht«, entgegnete Lambert widerwillig.
»Ja, du fährst ihn, Lambert«, sagte Philippa sofort. »Wir sehen uns dann daheim.«
»Ausgezeichnet«, freute sich Fleur. »Und für mich ist in deinem netten, großen Auto sicher auch noch Platz.« Ehe Philippa noch etwas einwenden konnte, eilten die drei schon davon. Sie starrte ihnen überrumpelt hinterher, und heiße Wut stieg in ihr hoch. Fleur tat so, als wäre sie Luft. Als würde sie gar nicht existieren; als würde sie überhaupt keine Rolle spielen.
»Ist dir nicht wohl, Philippa?« fragte Gillian.
»Mir geht’s gut!« schnauzte Philippa und wandte sich ab. Gillians Aufmerksamkeit brauchte sie nicht. Gillian brachte nichts. Es mußte Fleur sein.
Auf dem Heimweg nach »The Maples« paßte Zara sich Richards Schritt an.
»Antony hat heute so gut gespielt«, sagte sie. »Du solltest wirklich stolz auf ihn sein.«
»Das bin ich auch.« Richard lächelte sie an.
»Er war wirklich …« Auf der Suche nach dem passenden Wort verzog Zara das Gesicht. »Er war wirklich zuversichtlich«, sagte sie schließlich. »Wirklich meisterhaft. Du hättest ihn sehen sollen.«
»Ja, er hat sich diesen Sommer sehr gemacht«, sagte Richard.
»Und irgendwie hat er auch diese ganze Muttermalgeschichte vergessen. Er spielte einfach bloß.«
»Was sagtest du?« Richard musterte sie mit gerunzelter Stirn.
»Na, du weißt schon. Ich denke an diesen ganzen Kummer mit dem Muttermal.«
»Was genau meinst du damit?« fragte Richard behutsam. Zara senkte die Stimme.
»Er hat mir erzählt, daß seine Mutter es gehaßt hat.« Sie zuckte die Achseln. »Du weißt schon, die Sache mit der Augenklappe und das alles. Aber ich schätze, das hat er jetzt überwunden. Und ich schätze, das hat ihm wirklich viel geholfen.«
»Zara, was …« Richard konnte kaum sprechen. Er schluckte und holte tief Luft. »Was für eine Sache mit der Augenklappe?«
»Oh.« Zara sah zu ihm auf und biß sich auf die Lippen. »Du weißt nichts davon? Dann hat dir wohl keiner von den beiden je was davon erzählt.«
Auf dem Weg zurück vom Bahnhof holte Fleur ein Schminktäschchen hervor. Ohne sich um Lambert zu kümmern, begann sie, ihre Lippen mit einem langen, goldenen Pinsel nachzufahren. Aus dem Augenwinkel beobachtete Lambert gebannt, wie sie die dunkle, glänzende Farbe auftrug. Da er die Augen nicht
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