Reizimpuls Todesschläfer
ausgewertet wurden, waren zu überraschend.
Bestimmt hatte der echte Metranon nie über die kommenden Gefahrenmomente gesprochen. Ihm hatte das geschichtliche Wissen gefehlt. Ich aber hatte es getan. In welcher Form hatte Hedschenin dieses Wissen nutzbringend an den Mann gebracht?
»Vorsicht!« warnte Hannibal. »Mir wird klar, weshalb er so schnell befördert wurde. Daran ist nicht nur der Kodeschlag schuld. Er hat rechtzeitig gewarnt, uns demnach vertraut. Die Marsianer müßten eigentlich über eine solche Lagebeurteilung im voraus fassungslos sein.«
Hedschenin gönnte uns nur wenige Sekunden zum Überlegen. Als er glaubte, wir hätten den tieferen Sinn seiner Worte verstanden, spielte er das gewagte Spiel weiter. Er mußte wissen, daß er abgehört wurde. Also gehörte bereits der Visiphon-Empfang zu seinem Programm. Der Atlanter war ein großartiger Denker.
»Wie mir aus Whurola mitgeteilt wurde, mußtet Ihr Eure Experimente aufgeben. Wieso sind alle von Euch behandelten Whurolaner nicht mehr auffindbar?«
Ich fragte mich, warum Hedschenin derart hohe Anforderungen an meine Phantasie stellte? Ich wußte nur, daß der echte Metranon mit Bewohnern der Duftenden Stadt experimentiert hatte, um ihnen die Furcht vor der Eismeerfahrt hinüber nach Atlantis zu nehmen.
Der richtige Gedanke kam aus meinem Unterbewußtsein. Mir war, als wäre dort wieder einmal ein bislang brachgelegener Gehirnsektor angelaufen, um mir nach den Gesetzen der abstrakten Roboterlogik eine auch für Marsianer glaubwürdige Antwort gewissermaßen auf die Zunge zu legen.
Hedschenin selbst schien keine völlig einwandfreie Erklärung parat gehabt zu haben, sonst hätte er mir gleichzeitig mit der Fragestellung einen hinweisenden Tip gegeben.
»Das kam für ihn garantiert überraschend«, meldete sich Hannibal in blitzschneller Erfassung der Situation. »Damit hatte er auch nicht gerechnet. Er muß vor kurzer Zeit danach gefragt worden sein. Da er die Verhältnisse nicht beurteilen kann, verläßt er sich auf einen gewissen GWA-Schatten, den er im Grunde seines Herzens als besseren Zauberer ansieht. Mann, rede endlich! Auf dieser Visiphonfrequenz hören hundert marsianische Ohren mit. Vorsicht, Gefahr! Ich spüre es ganz deutlich.«
Ich zögerte nicht mehr länger, weil ich ebenfalls befürchtete, daß Hedschenin überrumpelt worden war. Ich bemerkte den fiebrigen Glanz in seinen Augen. Er versuchte, mir mit ihrer Hilfe eine stumme Warnung zuzurufen. Da er para-immun war, konnte ich ihn leider nicht telepathisch sondieren. Sonst wäre alles kein Problem gewesen.
Mein Auflachen wirkte ärgerlich, aber keineswegs verlegen.
»Ihr glaubt an einen Mißerfolg, Hedschenin?«
»Es scheint so. Wo sind die Whurolaner?«
»Dort, wohin ich sie haben wollte, nämlich im Schlund von Lur, der Wasserstraße zwischen Whurola und dem lurcarionischen Hafen Bayronur. Die Genmanipulation war derart erfolgreich, daß sich meine Versuchspersonen tollkühn einem obendrein minderwertigen Segler anvertraut haben und ausgelaufen sind. Ich konnte sie nicht mehr auffinden. Fest steht, daß die hundert Whurolaner ohne Genehmigung ihres Landesfürsten ausgelaufen sind. Die entsprechenden Wachhabenden ahnen nichts davon. Ich habe eine Aufklärung vermieden.«
»Sehr gut.«
»Verzeiht, Hedschenin, ich finde das gar nicht sehr gut. Wir wissen nicht, welchen Kurs die Whurolaner eingeschlagen haben. Deshalb wollte ich Euch bitten, die Luftüberwachung einzusetzen. Wenn die Whurolaner noch leben; wenn ihr Schiff in den plötzlich ausgebrochenen Eisorkanen und
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