Relaistation Venus
war mir klar, daß wir die Station nicht mit dem bißchen Zeug, das wir hier haben, versorgen können. Doch wir halten schon durch. In ein paar Stunden kommt Nachschub, dann läßt sich wenigstens das Gleichgewicht wieder herstellen.«
»Ich verstehe nicht, weshalb wir auf einen solchen Notfall nicht vorbereitet waren«, sagte Arden.
»Die Station ist ein Beispiel an Perfektion. Es sind genug Leute hier, und es ist ausreichend Platz für eine eigene kleine Welt. Wir können ein Gleichgewicht halten, das so gut wie vollkommen ist. Schwankungen werden durch Nachschub von den Planeten ausgeglichen. Ehe Burbank die Waage kippte, hätte es ewig weitergehen können wie bisher mit unserer natürlichen Luft- und Wassererneuerung. Wir ziehen ein bißchen Gemüse und züchten an Vieh, was wir für Fleisch und Milch brauchen. Die Energie für die Station verschafft uns der Reaktor. Aber trotz des unerfreulichen Zwischenfalls haben wir keinen Grund zur ernsten Besorgnis. Wir leben, auch wenn wir gereizt sind und einander ständig angähnen.«
»Und wenn wir es überstanden haben?«
»Stellen wir das Gleichgewicht wieder her und machen weiter, wo wir aufgehört haben«, erwiderte Don.
»Nicht ganz. Gebranntes Kind scheut das Feuer. Wir werden Außenstehenden gegenüber mißtrauischer und strenger sein und keine Einmischung mehr dulden.«
Drei Superlinienschiffe landeten nach einunddreißig Stunden an der Luftschleuse. Gestalten in Raumanzügen schleppten riesige Sauerstofftanks an, die eilig zum vierten Stock, dem letzten Bollwerk der Station, geschafft wurden. Andere, aus dem zweiten Schiff, brachten gewaltige Pflanzschalen mit Erde und jungem Sägegras. Sechs Stunden lang herrschte ein scheinbar unentwirrbares Durcheinander. Die verbrauchte Luft wurde aus den abgetrennten Abteilungen geblasen und in jedem Raum war das Zischen der Sauerstofftanks zu hören. Allmählich durften die wie Sardinen zusammengedrängten Leute an ihre eigentlichen Plätze zurück. Lachen wurde wieder laut, und überall war reges Leben und Treiben wie zuvor.
Die Linienraumer starteten, doch nicht ohne etwas, oder vielmehr jemanden mitzunehmen – Francis Burbank nämlich. Das erste Schiff hatte seine Versetzungsorder mitgebracht, und das zweite die Ernennung Don Channings zum Leiter der Relaisstation Venus.
Mit strahlendem Gesicht kehrte er in das Allerheiligste zurück. Er hatte alles dabei, was er vor wenigen Wochen erst herausschaffen hatte lassen müssen. Diesmal kam er, um zu bleiben.
Arden betrat das Büro hinter ihm. »Na, wieder zu Hause?«
Er grinste sie an. »Mach schon den Safe auf und hol eine Flasche meines Besten heraus.«
»Aber gern.«
»He, wir brauchen vier Gläser!« rief ihr Walt Franks zu, der mit Joe hereingestürmt kam.
»Prost!« sagte Arden. »Auf einen guten Neuanfang!« Sie setzte sich neben Don und schlang einen Arm um ihn. »Siehst du«, sagte sie, »es hat sich doch was geändert mit Burbanks Kommen und Gehen.«
»Allerdings.« Channing lachte. »Und da du nun meine Sekretärin bist, ist es nicht mehr schicklich, wenn du mich so anhimmelst.«
»Was soll denn das?« fragte Joe erstaunt.
Channing klärte ihn auf. »Es wird als Verstoß gegen die guten Sitten erachtet, wenn eine Sekretärin ihrem Chef Avancen macht. Überlegt doch nur, wie die Leute sich den Mund zerfransen werden. Und denkt an seine Frau und seine Kinder.«
»Du hast weder noch.«
»Leute?« fragte Channing unschuldig.
»Du – du Affe!« fauchte Arden. »Frau und Kinder, natürlich!«
»Nun ja, ich vielleicht nicht, aber es ist trotzdem nicht schicklich für eine Sekretärin …«
»So lasse ich nicht mit mir reden!« fauchte Arden mit verstohlenem Blinzeln. »Ich kündige! Ich bin nicht mehr deine Sekretärin!«
»Aber Arden, Liebling …«
Arden zwinkerte Walt und Joe zu. »Na, wenn das kein sozialer Aufstieg ist!«
Raumschiff Empress of Kolain
Die Tafel im Canalopsis-Raumhafen auf dem Mars lenkte jedermanns Blick auf sich. Sie war riesig, sie nahm dreißig mal dreißig Meter an einer Wand ein.
Die fahrplanmäßigen Kurse waren darauf eingetragen, und auch die, die in baldiger Zukunft neu dazukommen würden. Mit einem Blick konnte man unter anderem sehen, daß in fünfzig Minuten und siebzehn Sekunden die Empress of Kolain starten würde – das war die rote Scheibe rechts – und zwar würde sie die eingezeichnete Route zur Venus nehmen, die sich fast hundertsechzig Grad im Uhrzeigersinn auf der Bahn um die Sonne
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