Religionen der Menschheit – Das EBook Weltreligionen sciebooks.de (German Edition)
Waren wie dem südarabischen Weihrauch aber auch Informationen, Ideen und religiöse Lehren ausgetauscht wurden.
Noch immer verehrten die meisten Stämme der Halbinsel zahlreiche Stammesgötter (Polytheismus), einige zählten sich jedoch zum Judentum und in anderen fand en sich die ersten Christen verschiedener Traditionen . Dass die Verehrung des Einen Gottes, im arabischen Allah, sich durchaus bereits ausbreitete, bezeugt auch der Name von Muhammads früh verstorbenem Vater: Abdallah, Diener Gottes. Einem Beobachter jener Zeit hätte es unausweichlich erscheinen können , dass eines der angrenzenden Rei che schließlich erfolgreich seine Macht ausdehnen und eine der monotheistischen Religionen auch Arabien prägen würde. Doch verfügten die arabischen Stämme andererseits über eine gewachsene, eigene Identität, einige verstanden sich als Nachfahren des Abrahamsohnes Ismael. Es gab auch eigene , arabische Heiligtümer wie in Mekka und eine reiche Gedicht- und Schriftsprache, die – wie das Hebräische – vokalarm geschrieben wurde (vgl. Kap. 1.5). Und so kam es nicht zur Übernahme einer anderen, sondern zur Herausbildung einer eigenen , monotheistischen Tradition , die schließlich die angrenzenden Reiche übernehmen würde .
Muhammads Mutter starb, als der Junge sechs Jahre alt war und er wuchs unter der Obhut einer Amme, dann seines Großvaters und nach dessen Tod seines Onkels in Mekka auf. Muhammad soll großes Geschick wie auch Vertrauenswürdigkeit als Kaufmann gezeig t haben. Er heiratete schließlich im Alter von 25 Jahren seine 15 Jahre ältere Arbeitgeberin, die wohlhabende Witwe Chadidscha und mehrte den nun gemeinsamen Wohlstand. Das Paar hatte mehrere Kinder, von denen allerdings die meisten schon im Kindesalter starben, und bis zu ihrem Tode im Jahr 619 nahm Muhammad auch keine weitere Frau.
In diese Jahre fiel jedoch auch eine wachsende Unruhe Muhammads, der sich – wie andere so genannte „Hanifen“, Gottsuchende – vom noch vorherrschenden Polytheismus abwandte und in Auseinandersetzung mit den Lehren der einzieh enden Religionen auf die Suche nach der göttlichen Wahrheit machte. In der Höhle Hira, in die er sich zu Gebet und Andachten zurück zog, sei ihm schließlich der Engel Gabriel erschienen und habe ihm die Verkündung göttlicher Offenbaru ng in Arabisch befohlen. Zunächst voller Zweifel sei Muhammad zu seiner Frau Chadidscha geflohen, die ihn jedoch ermutigte und zusammen mit seinem Vetter Ali so zu den ersten Anhängern des Propheten zu zählen ist. Eine Rolle dabei könnte laut den Überlieferungen auch der christliche Priester Waraka ibn Nawfal, ein Verwandter Chadidschas, gespielt haben, der Muhammads Botschaft beglaubigt habe.
Die Tradition zählt Sure 96 mit dem Befehl „Lies!“ als die erste Of fenbarung des Monotheismus, den Muhammad nun in Arabisch verkündete. Demnach verlange Gott alleinige Anbetung und die Zurückweisung allen Götzendienstes – also Islam in ein em weiteren Sinne, nach dem alle Gottesfürchtigen Muslime seien. Zwar habe sich Gott in besonderer Weise Israel offenbart, aber auch allen anderen Völkern vor und neben den Juden „Propheten und Warner“ gesandt – beginnend mit Adam „dem ersten Muslim“ selbst.
Fünf dieser Propheten ( nabi ) benennt der Koran zusätzlich mit dem hervorgehobenen Titel des rasul (Gesandten): Noah ( Nuh ), Abraham ( Ibrahim ), Moses ( Musa ), Jesus ( Isa ) und Muhammad. Jesus sei seiner jungfräulichen Mutter Maria ( Maryam , nach ihr ist Sure 19 benannt) vom Heiligen Geist eingegeben worden, habe Wunder gewirkt, sei Geist von Gott ( ruh A llah ), Wort von Gott ( kalim Allah ), ja der Messias ( al-masih ) – doch sei er nicht selbst als Gott oder Gottes Sohn zu verehren, kein Teil einer Dreifaltigkeit und sein Kreuzestod fraglich. Die vorher gegangenen Völker einschließlich der Juden und Christen hätten die Offenbarungen Gottes teilweise verloren oder verfälscht, so dass Gott nun in Arabisch seine Offenbarung abschließe.
Zwar schlosse n sich dieser Botschaft Muhammads reformorientierte (vor allem jüngere und ärmere) Mekkaner an, die meisten aber wandten sich zunächst gegen ihn, bedrohte seine Lehre doch die polytheistischen Götterkult e und entsprechenden Wallfahrten der Karawanenstadt. Um 615 mussten einige Muslime sogar zeitweise ins christliche Abessinien fliehen, wo sie Asyl erhielten. Nach dem Tod seiner geachteten Frau verschlechterte sich Muhammads Situation
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