Religionen der Menschheit – Das EBook Weltreligionen sciebooks.de (German Edition)
weiter, so dass er ein Angebot annahm, 622 als Friedensrichter nach Yathrib (später: Madinat an-nabi, Stadt des Gesandten, Medina) umzusiedeln. Die Auswanderung ( Hidschra ) nach Medina wurde zum Beginn der islamischen Zeitrechnung und die koranischen Suren wurden später nach ihrer Offenbarung je in der mekkanischen oder medinensischen Zeit eingeteilt.
Aus dem Verkünder wurde nun auch ein bald mehrfach verheirateter Herrscher und Heerführer . Um 623 erging schließlich die Offenbarung, die Gebetsrichtung ( qibla ) fortan nicht mehr nach Jerusalem, sondern nach Mekka zu orientieren – dieses Heiligtum sei einst von Adam errichtet und von Abraham und Ismael (dem Stammvater der Araber!) wieder erbaut worden. Nach wechselhaftem Kriegsglück sowohl gegen mekkanische wie medinensisch-jüdische Stammesverbände zog Muhammad schließlich 630 siegreich in Mekka ein und immer mehr Araber von nah und fern schlossen sich dem Islam an. Als der Gesandte 632 starb war den alten Reichen und Religionen so bereits ein formidabler, monotheistischer Gegner erwachsen, der die Weltgeschichte umschreiben sollte.
Als eine besondere und persönliche Ansprache Gottes an Muhammad aber darf bis heute Sure 93 („Der glorreiche Morgen“) gelten, die Leben und Auftrag des Gesandten in elf Versen fasst:
Beim Vormittag und bei der Nacht, wenn alles still ist!
Dein Herr hat dir nicht den Abschied gegeben und verabscheut dich nicht.
Und das Jenseits ist besser für dich als das Diesseits.
Dein Herr wird dir dereinst so reichlich geben, daß du zufrieden sein wirst.
Doch auch schon im diesseitigen Leben hat er dir Gnade erwiesen.
Hat er dich nicht als Waise gefunden und dir Aufnahme gewährt,
dich auf dem Irrweg gefunden und rechtgeleitet
und dich bedürftig gefunden und reich gemacht?
Gegen die Waise sollst du deshalb nicht gewalttätig sein,
und den Bettler sollst du nicht anfahren.
Aber erzähle deinen Landsleuten wieder und wieder von der Gnade deines Herrn!
3.4 Islam – Symbole, Feste und Gebote
Obgleich der Islam viele christliche Botschaften – wie die Messianität Jesu – anerkannte, stellte er doch das Bilderverbot wieder her und verschärfte es gegenüber der jüdischen Tradition sogar noch. Bilder und damit auch Symbole waren damit im Gottesdienst undenkbar. Stattdessen entwickelte sich in der islamischen Tradition die Kalligrafie – die Kunst des schönen Schreibens arabischer Schrift. In ihr wurde einerseits Gottes Wort im Koran gewürdigt, andererseits aber Bildlichkeit vermieden. So finden sich sowohl in Privat- w ie Versammlungshäusern von Muslimen kunstvoll gestaltete Koranverse sowie Kacheln oder auch Teller, in denen das islamische Glaubensbekenntnis, ein Vers oder auch Gottes Namen (99 sind bekannt, der 100te bleibe den Menschen verborgen) dargestellt sind.
Daneben aber setzten sich schließlich doch auch regional und konfessionell weitere Symbole durch, beispielsweise das in zwei Spitzen auslaufende Schwert Dhul-faqar , das vom Propheten Muhammad auf Ali übergegangen sei, daher von Schiiten besonders geehrt wird und bei Aleviten als Zülfikar sogar zum Zentralsymbol wurde.
Das heute bekannteste Symbol für die islamische Welt, die Mondsichel („Halbmond“) , hat sogar eine ganz besondere und durch viele Zeitalter reichende Geschichte hinter sich. Sie war bereits in der Bronzezeit – zum Beispiel auch auf der Himmelsscheibe von Nebra – weit verbreitet. In der Antike wurde sie b eispielsweise mit Göttinnen wie der römischen Artemis und der griechischen Diana identifiziert. Mit der Verschmelzung des Christentums mit den nachbronzezeitlichen Sonnenreligionen ging auch diese Symbolik in das Christentum ein (vgl. Kap. 2.5) . E ine besondere Rolle spielte dabei eine Aussage der Johannesoffenbarung ( Apokalypse, Vers 12,1 ) , die auf Maria bezogen wurde:
Dann war am Himmel eine außergewöhnliche Erscheinung zu sehen: Eine Frau, die mit der Sonne bekleidet war; unter ihren Füßen hatte sie den Mond und auf dem Kopf trug sie einen Kranz von zwölf Sternen.
Maria mit Sternen und Mond wurde zu einem zentralen, christlichen Motiv. D er unter ihren Füssen liegende Halbmond wurde zum Symbol des oströmischen Byzanz, später Konstantinopel. Nach dessen Eroberung und Umbenennung in I stanbul (Stadt des Islam) durch die Osmanen übernahmen ihn diese mit nur noch einem Stern. Nach dem Zus ammenbruch ihres Reiches gingen Halbmond und der eine Stern auch in
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