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Remember

Remember

Titel: Remember Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Jungbluth
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befand, weil er bereits auf der holprigen Fahrt hierher ein paarmal das Bewusstsein wiedererlangt hatte. Doch als George ihn in dieses Gefängnis geschoben hatte, hatte er im Schein der Lampe nur einen leeren Raum gesehen. Selbst wenn es ihm also gelingen sollte, die Lederriemen an seinen Hand- und Fußgelenken zu lösen, würden sich seine Chancen zu entkommen nicht wesentlich verbessern. Außer Staub und Rattenscheiße gab es hier nichts, das ihm weiterhelfen würde.
    Plötzlich setzte die Stimme von der anderen Seite der Tür wieder ein und für einen winzigen Augenblick keimte in Eric die Hoffnung auf, dass George doch noch zur Vernunft gekommen war. Doch vergebens.
    »Wehr dich nicht dagegen.« Das raue Krächzen klang in Erics Ohren nicht mehr nach George, so, als sei alles Menschliche aus seiner Stimme gewichen und etwas anderes hätte seinen Platz eingenommen. »Das macht es nur noch schlimmer. Lass es geschehen und es wird bald vorbei sein.«
    Eric konnte plötzlich in seinen Eingeweiden fühlen, wie sich das Grauen mit messerscharfen Klauen seinen Weg nach oben bahnte. Sein Puls raste und trotz der Kälte begann er zu schwitzen. In einem letzten verzweifelten Versuch warf er sich auf der klapprigen Liege hin und her, zerrte an seinen Fesseln mit aller Kraft, bis seine Haut darunter wund gescheuert war, doch es nützte nichts.
    »Hör auf meine Worte und denke an das, was du am meisten fürchtest. Das, wovor du dich fürchtest, wenn du kurz vor dem Einschlafen bist. Und jetzt sag mir, Eric, siehst du sie? Kannst du sie schon sehen? Sie kommen, um dich zu erlösen. Heiße sie willkommen, Eric. HEISSE DEINE ALBTRÄUME WILLKOMMEN!«
    Erics Körper erschlaffte. »Hör auf! Bitte, hör doch auf!«, wisperte er.
    Aber die Stimme vor der Tür verstummte nicht. Sie redete weiter, auch als Erics Widerstand längst gebrochen war. Die Augen tränenüberströmt und weit geöffnet, starrte er in die Dunkelheit. Unfähig, sich zu wehren, verschwammen für ihn die Grenzen zwischen Traum und Wirklichkeit. Georges beschwörende Worte waren tief in seinen Verstand eingedrungen. Und als hätte jedes einzelne einen Scheinwerfer dabei, warfen sie ihr kaltes hässliches Licht auf das, was Eric am meisten fürchtete.
    »Schön, dich wiederzusehen, Eric. Diesmal wird uns niemand beim Essen stören.«
    Ein teuflisches Grinsen breitete sich auf den fauligen Gesichtern der Zombiepolizisten aus.
    »Wir haben uns extra saubere Uniformen angezogen.«
    »Wir wissen, was sich gehört.«
    Die Zombies gaben ein schauerliches Lachen von sich und ein Schwall stinkender Luft strömte durch den Raum.
    Eric war wieder im Stonewall Inn. Er lag festgebunden auf dem Billardtisch, geblendet von einem weißen, pulsierenden Licht und umringt von tanzenden Gestalten. Über ihm schwang der riesige Vogelkäfig wie ein Pendel hin und her, und anstatt der Band standen Annabel und Michael hinter den dicken Eisenstäben und schauten stumm auf ihn herab. Es sah aus, als ob sie weinten.
    »Ihr seid nicht real. Euch gibt es gar nicht. Das muss ein Traum sein. Ich träume. Ich weiß, dass ich nur aufwachen muss.« Eric bäumte sich auf und schlug seinen Kopf ein paarmal hart auf das mit Samt bezogene Holz. Der darauffolgende Schmerz drohte seinen Schädel zu sprengen.
    »Wenn du dir so sicher bist, mein kleiner schwuler Eric, wieso hast du dann solche Angst?«
    Mit diesen Worten kamen die beiden Polizisten langsam auf ihn zu. Ihre Schuhe schlurften über den staubigen Beton. Erics Brustkorb fühlte sich an, als würde er zwischen den Blöcken eines Schraubstockes zerquetscht werden. Sein Herz raste und sein Mund öffnete sich zu einem stummen Schrei. Sein letzter Gedanke galt seinen Freunden.
    George stand noch immer vor der Tür. Er hatte die grässlichen Schreie gehört. Doch seit ein paar Minuten war es still. Er knipste die Taschenlampe an, schloss mit zitternden Händen die Tür auf und öffnete sie langsam.
    Er ließ das Licht der Lampe über den dreckigen Boden, die kahlen Wände und die Decke wandern und richtete den Strahl schließlich auf die rostige Liege in der Mitte des Raumes.
    Sie war leer.
    »Ich bin kein schlechter Mensch«, flüsterte George. »Ich bin kein schlechter Mensch.« Wie ein Mantra murmelte er die Worte endlos vor sich hin und verschwand mit gesenktem Kopf in den Tiefen des Kellers.
    43
    Fast zwei Stunden lang hatten Annabel und Michael das Haus und sogar den gesamten Keller durchsucht. Doch Eric blieb wie vom Erdboden

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