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Remember

Remember

Titel: Remember Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Jungbluth
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dicht hinter mir«, sagte sie. »Und jetzt, lauf!«
    Im gleichen Moment fühlte er, wie Annabel an seiner Hand riss und losrannte.
    Michael hatte keine Ahnung, wie sie den Weg fand, aber es war, als ob sie ein unsichtbares Band in einem atemberaubenden Tempo und in sanften Kurven zum Haus hinzog.
    Noch immer konnte er nicht das Geringste sehen und er hatte Angst, jeden Moment gegen eine der Bänke, einen Busch oder einen Baum zu laufen. Auch der Teich machte ihm Sorgen. Aber noch während er sich davor fürchtete, kopfüber mit ihr ins kalte Wasser zu stürzen, vernahm er unter sich das dumpfe Trommeln, als sie sicher über die kleine Holzbrücke liefen. Nun war es nicht mehr weit bis zum Haus.
    »Treppe!«, hörte er Sekunden später Annabels Warnung und war erleichtert, dass sie ihren Lauf abrupt verlangsamte und nun im Schritttempo unmittelbar neben ihm herging. »Zehn Stufen… jetzt!«, sagte sie und Michael hob das Bein an. Sein Fuß setzte sicher auf der ersten Stufe auf, und nachdem sie die Treppe, ohne zu stolpern, überwunden hatten, passierten sie den Arkadengang und gelangten durch die verglaste Tür endlich zurück ins Haus.
    Michael konnte noch immer nicht glauben, was Annabel gerade getan hatte. Aber noch bevor er ihr irgendeine Frage stellen konnte, rannte sie auch schon wieder los. Erst im Treppenhaus holte er sie ein.
    »ERIC!« Annabel schrie seinen Namen, aber er verhallte, ohne dass jemand antwortete.
    Sie rannten Seite an Seite durch den langen Gang im ersten Stock, und als sie den Aufenthaltsraum erreichten, wurden Michaels schlimmste Befürchtungen zur Gewissheit.
    Eric war verschwunden.
    »George! Verdammt, was soll das? Lass mich gefälligst hier raus! Geoooorge!« Erics Stimme klang dumpf durch die schwere Eisentür.
    George knöpfte den Mantel zu, den er Eric abgenommen hatte, und langsam wurde ihm etwas wärmer. Sein Auftritt vorhin musste ziemlich überzeugend gewesen sein, dachte er und war stolz auf sich. Es war geradezu ein Kinderspiel gewesen, an die Informationen zu kommen. Viel schwieriger war es dagegen gewesen, den bewusstlosen Körper auf die alte fahrbare Liege zu hieven. Für einen Moment hatte er sogar befürchtet, Eric umgebracht zu haben. Woher sollte er denn auch wissen, wie hart man zuschlagen durfte?
    Eigentlich hatte er damit gerechnet, dass ein wenig Nachdruck nötig sein würde. Deshalb der Keller. Aber Eric hatte ihm freiwillig alles verraten, was er wusste. Etwas wirklich Überraschendes oder Neues war leider nicht dabei gewesen. Doch die eine oder andere Information würde er sicher noch verwenden können. Im Grunde hatte sich nur bestätigt, was er schon in Willowsend insgeheim vermutet hatte. Und obwohl auch er noch immer mehr Fragen als Antworten hatte, wusste er endlich, was zu tun war. Und vielleicht besaß er inzwischen sogar das passende Werkzeug dafür. Das würde er gleich herausfinden.
    George schloss die Augen und konzentrierte sich.
    »Hast du überhaupt eine Ahnung, was das hier für ein Ort ist?«, fragte er laut.
    »Lass mich bitte raus, George.« Erics Stimme hatte an Kraft verloren.
    »Du bist nicht zufällig hier, Eric. Niemand von uns ist das.« George spürte, dass er nun seine volle Aufmerksamkeit hatte. Gut so. Denn ohne die würde es nicht funktionieren.
    »Du bist hier, um für deine Sünden zu büßen. Du weißt doch, was Sünden sind?«
    »George, bitte!«
    George hörte, wie Eric sich hin und her warf und dabei ein metallisches Klappern und Quietschen erzeugte, aber er ließ es schon bald wieder sein. Vermutlich war ihm klar geworden, dass es keinen Zweck hatte.
    »Es wird Zeit, dass du für deine Sünden bezahlst.«
    »Wieso tust du das, George? Was hab ich dir getan?«
    »Sie haben versprochen, mir meine Sünden zu vergeben, wenn ich ihnen helfe, euch zu richten.«
    »Wer sind sie? Von wem sprichst du?«
    »Die, die über alles wachen, Eric.«
    Stille. Dann ein verzweifelter Aufschrei. »Lass mich raus! Lass mich sofort raus!«
    Eric hörte seine eigene Stimme in seinen Ohren schrillen, aber er konnte nicht aufhören zu brüllen. Erst als er sich heiser geschrien hatte und einen Hustenanfall bekam, verstummte er. Auch auf der anderen Seite der Tür war auf einmal alles still.
    Eric wandte verzweifelt seinen Kopf hin und her, was völlig sinnlos war, denn es war stockfinster. Alles, was es ihm einbrachte, waren weitere stechende Schmerzen vom Schlag mit der Taschenlampe.
    Er wusste, dass er sich in einem abgelegenen Teil des Kellers

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