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Remember

Remember

Titel: Remember Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Jungbluth
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Simulation bemerkt keinen Unterschied mehr zum normalen Leben. Sie ist wach, sie denkt, sie spricht, sie isst, sie schläft, sie kann sogar träumen.«
    FINNAGAN: »Aber wer entscheidet nun darüber, was der Zuschauer auf dem Bildschirm sieht, wenn es sich bei allem, was wir sehen und hören, um Gedanken handelt?«
    HILL: »Dies erledigt eine komplizierte Software, die sozusagen gelernt hat, innerhalb der Gedankenwelt zwischen dem gesprochenen Wort, stillen Gedanken, Träumen und so weiter zu unterschieden. Dieses Filtersystem sorgt dafür, dass bestimmte Gedanken sichtbar oder hörbar werden, andere hingegen nicht.«
    FINNAGAN: »Verstehe. Und die Spieler befinden sich während der Simulation in einer Art Koma?«
    HILL: »Nein, es ist alles andere als ein Koma. Möglich wird das Ganze durch einen besonderen Bewusstseinszustand. Diesen erreichen wir durch die Stimulierung einer bestimmten Hirnregion. Das Gehirn wird auf diese Weise veranlasst, einen speziellen körpereigenen Stoff zu produzieren. Wir benutzen also die eigene Gehirnchemie eines Menschen, um ihn in diesen Zustand zu versetzen.«
    FINNAGAN: »Klingt für mich nach einer körpereigenen Droge.«
    HILL: »Im weitesten Sinne. Doch dieser Vorgang ist völlig ungefährlich und es gibt keinerlei Nebenwirkungen. Und Sie dürfen nicht vergessen, dass die Spieler rund um die Uhr unter der besten medizinischen Überwachung standen, die man sich denken kann. Wenn Sie sich im realen Leben aufregen oder schlecht träumen, haben Sie in den seltensten Fällen ein Team aus international renommierten Spezialisten an Ihrer Seite, die sich um Sie kümmern. Sie sehen also, wir haben alles getan, um jedes erdenkliche Risiko auszuschließen.«

Das Ende
    44
    Annabel erwachte im hellen Tageslicht und sie erlebte einen kurzen und kostbaren Moment des Glücks, als ihr Blick auf Michaels Gesicht im Bett gegenüber fiel. Leider wurde das Kribbeln in ihrem Bauch viel zu schnell von düsteren Gedanken verdrängt, die die ganze Nacht wie schwarz gekleidete Diebe und Mörder neben ihrem Bett gelauert und nur darauf gewartet hatten, dass sie wieder die Augen öffnete. Du bist immer noch in der Anstalt, wisperten sie und lachten ihr dabei ins Gesicht. Eric haben wir schon . Heute seid ihr dran.
    Michael stöhnte leise im Schlaf, aber er wachte nicht auf. Die Anstrengungen der letzten Tage hatten deutliche Spuren bei ihm hinterlassen. Und ein kurzer Blick in den Spiegel hatte ihr gestern enthüllt, dass sie nicht besser aussah.
    Annabel ertappte sich bei dem Gedanken, dass sie für Michael gern hübsch aussehen wollte.
    Noch einmal versuchte sie, die Erinnerungen an die gestrige Nacht zurückzuholen. Michael hatte Kerzen im Schwesternzimmer gefunden und sie hatten den Kamin angezündet. Nach einem holprigen Anfang war es sogar noch richtig romantisch geworden. Und obwohl Erics Verschwinden und ihr Kummer darüber wie ein dunkler Schatten über dem Abend gelegen hatten, waren sie sich so nahe gekommen wie nie zuvor. Annabel bekam Herzklopfen, wenn sie daran dachte.
    Sie schlug die Bettdecke zurück und stieg vorsichtig aus dem Bett, um Michael nicht zu wecken. Sofort spürte sie, wie die Kälte sie umfing. Bereits in der Nacht hatte sie Schuhe und Mantel anbehalten müssen, um überhaupt einschlafen zu können. Dann bemerkte sie etwas Weißes auf den Rahmen und Sprossen der Fenster.
    Es hatte geschneit.
    Sofort wurden Erinnerungen wach an den Moment, als sie die Bibliothek verlassen hatten und ihnen der kalte Herbstwind um die Ohren gefegt war. Das war vor zwei Tagen gewesen. Und es hatte ihr eine Heidenangst eingejagt. Nun stand sie am Fenster, weit weniger ängstlich, und empfand fast so etwas wie ein kindliches Vergnügen; egal wie unheimlich oder unmöglich es auch sein mochte. Selbst der Nebel, der weiterhin das Grundstück umgab, war ihr nicht mehr als ein Kopfschütteln wert.
    Vielleicht ist das das Geheimnis, dachte Annabel. Die Dinge so zu sehen und zu akzeptieren wie ein Kind. Ohne zu fragen, ob es überhaupt sein kann.
    Sie wurde ein bisschen melancholisch, als ihr klar wurde, dass sie schon lange kein Kind mehr war und dass es ihr schwerfiel, die Welt mit Kinderaugen zu betrachten. Wenn man einmal hinter die Fassade der Dinge geblickt hatte, das wurde ihr schmerzlich bewusst, gab es meist kein Zurück mehr. Aber vielleicht kann man es ja wieder lernen, dachte Annabel. Was spielte es schon für eine Rolle, woher der Schnee kam? Solange er weiß und kalt war und man einen

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