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Remember

Remember

Titel: Remember Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Jungbluth
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Schneemann mit ihm bauen konnte.
    Sie schaute Michael noch einen Moment beim Schlafen zu, dann hatte sie eine Idee.
    Wenn sie im Kamin ein wenig Wasser heiß machen würde, könnte sie mit dem Kaffeepulver, das sie gestern in der Küche gesehen hatte, und dem restlichen Weißbrot vielleicht ein mageres Frühstück zaubern. Michael würde sich darüber bestimmt freuen.
    Sie verließ auf leisen Sohlen den Aufenthaltsraum und machte sich schnell auf den Weg nach unten. Und weil sie sich nur ungern alleine in diesen Gemäuern bewegte, rannte sie.
    Im Erdgeschoss verlangsamte sie ihr Tempo, als ihr auffiel, dass die Tür zur Treppe, die hinunter in die Küche führte, offen war. Und als sie kurz darauf ein Klappern hörte, blieb sie abrupt stehen.
    Irgendjemand war in der Küche und durchsuchte Schubladen und Schränke. Aber das ergab für sie keinen Sinn. Wer immer hinter dieser ganzen Sache steckte, würde mit Sicherheit keine Schubladen durchwühlen.
    Annabel schlich sich weiter an, blieb oben an der Treppe stehen und lauschte. Unten war plötzlich alles still.
    Sie nahm ein paar Stufen, leise, ganz leise und blieb wieder stehen.
    Sie überlegte, zu Michael zurückzurennen, als ein schrecklicher Gedanke in ihr aufkeimte. Vielleicht war das Eric da unten. Vielleicht war er verletzt und irrte seit gestern orientierungslos im Haus umher.
    Ja, ganz bestimmt, denn derjenige, der dort unten war, hatte sich keine Mühe gegeben, leise zu sein. Sie konnte jetzt unmöglich feige davonlaufen und riskieren, ihn noch einmal zu verlieren.
    Sie nahm die letzten Stufen und schaute vorsichtig um die Ecke. Zwei lange Reihen schmaler Fenster ließen genug Tageslicht in die Küche, was die Situation zumindest etwas weniger unheimlich machte. Trotzdem fing ihr Puls an zu rasen, als sie ein leises Stöhnen hörte. »Eric, bist du das?«, fragte sie zaghaft und war mit einem Fuß bereits auf der Treppe.
    Begleitet von einem weiteren und heftigeren Stöhnen tauchte plötzlich ein brauner, strähniger Haarschopf hinter einer großen Fritteuse auf.
    »George?«
    Das Aufrichten schien ihm Schmerzen zu bereiten und er hatte die Arme um den Körper geschlungen und zitterte. Er trug immer noch seine Sommerklamotten.
    »Mein Gott, George!« Annabel eilte sofort zu ihm.
    George lehnte jetzt an einem Metalltresen und rieb sich mit schmerzverzerrtem Gesicht das rechte Knie.
    »Hast du dich verletzt?«, fragte Annabel. Schnell griff sie nach einem Hocker, der vor einem breiten Spülbecken stand, und schob ihn George hin.
    »Danke«, sagte George und setzte sich. Er stöhnte wieder auf, als er sein rechtes Bein ausstreckte. »Ist schon okay. Ich hab mir das Knie verdreht, fürchte ich.«
    »Wo warst du, George? Wir haben uns solche Sorgen um dich gemacht. Und wieso bist du hier?«
    »Das ist eine lange Geschichte«, sagte George und an seinem Gesicht sah Annabel, dass es keine schöne Geschichte war.
    Und dann fing er an zu erzählen. Er sprach von Männern im Zug, die ihn gefangen genommen hatten, einer Flucht von einer Tankstelle und seinem verzweifelten Weg hierher.
    »Und dann bin ich draußen durch die Siedlung gelaufen«, endete George, »und von einer kleinen Mauer gesprungen. Dabei hab ich mir das Knie verdreht. Ich konnte mich gerade noch hier reinschleppen.«
    »Mensch, George, du hattest unheimliches Glück.«
    »Ja. Und ich hatte ja keine Ahnung, dass ihr auch hier seid. Ihr… ihr seid doch alle hier, oder? Wo sind Michael und Eric?«
    »Michael ist oben. Und Eric ist…« Annabel sah George an und dachte, dass sie sonst etwas darum gegeben hätte, wenn sie nicht ihn, sondern Eric hier gefunden hätte. Im selben Moment schämte sie sich dafür. »Eric ist gestern verschwunden. Wir wissen nicht, wo er ist.«
    »Vielleicht haben sie ihn geschnappt«, sagte George und sah zu Boden. »Wer immer sie sind…«
    Annabel sah George an und hatte plötzlich das komische Gefühl, dass an der Geschichte etwas faul war. »Warum bist du ausgerechnet zurück zur Anstalt gelaufen?«, fragte sie und schaute ihn misstrauisch an.
    George stöhnte erneut und rutschte auf dem Stuhl hin und her. »Genau, das wollte ich noch erzählen. Ich hab die Männer belauscht, weißt du? Im Auto. Sie haben ein paarmal die Anstalt erwähnt und gesagt, dass hier alles seinen Ursprung hat.«
    »Seinen Ursprung?«
    »Ja, genau das haben sie gesagt. Ich weiß auch nicht, was das bedeutet. Habt ihr inzwischen etwas herausgefunden?«
    Annabel sah George an. Er sah verfroren und

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