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Remember

Remember

Titel: Remember Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Jungbluth
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Teil von der Stuckverzierung abgebrochen. Danach hatte es dann endlich geklappt. Anschließend hatte sie aus dem Schwesternzimmer eine Metallschale besorgt, sie mit Wasser gefüllt und in den Kamin gestellt. Als es heiß war, hatte sie das Wasser in eine leere Thermoskanne gegossen. »Trink das!«, hatte sie ihm befohlen.
    Annabel nahm sich zwei Scheiben von dem Weißbrot und setzte sich zu Michael aufs Bett. »Willst du darüber reden, was passiert ist?«, fragte sie und reichte Michael eine Scheibe.
    Michael sah eine Weile ins Feuer. Als er anfing zu erzählen, tat er es emotionslos und sachlich, als würde er die Erlebnisse eines anderen wiedergeben. »Ich weiß noch, dass ich Rebecca sah. Ich war mit ihr unter Wasser. Sie trieb bewegungslos dahin. Ich bekam keine Luft und wollte auftauchen, aber es ging nicht. Ich sah über mir den Himmel und ein paar Vögel, auch das Boot, das sich langsam von mir entfernte. Ich versuchte zu atmen, aber das machte es nur noch schlimmer. Dann hörte ich eine Stimme. Deine Stimme. Und kurz darauf lag ich auf dem Boden. – Du hast mir das Leben gerettet, Anna.«
    »Dann sind wir damit wohl quitt, was?« Annabel biss in das trockene Brot und lächelte ihn an.
    »George will, dass wir von hier verschwinden, Anna. Er will uns aus dem Haus haben. Er wollte mir weismachen, dass er mit den verantwortlichen Leuten zusammenarbeiten würde. Er weiß über sie wahrscheinlich genauso wenig wie wir.«
    »Du meinst, es geht ihm nur um die Erlösung? Ist es das, was er mit gewinnen meint?«
    »Ja. Und wir stehen ihm dabei im Weg.«
    »Dann glaubt George, dass diese Erlösung etwas Gutes ist.«
    »Ja.«
    »Und glaubst du das auch noch?«
    »Ja, das glaube ich tatsächlich.«
    »Aber warum nur einer von uns? Warum nicht alle?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »George muss etwas herausgefunden haben«, sagte Michael nachdenklich. »Ich habe keine Ahnung, wann oder wie, aber er hat entdeckt, dass er mit unseren Ängsten spielen kann. Und wir haben ja alle irgendwann einmal über sie gesprochen.«
    »Außer George.«
    »Ja, außer George.«
    Annabel fiel ein, dass sie auch über Erics Ängste nichts wusste.
    Aber da konnte Michael weiterhelfen.
    »Zombiepolizisten?«
    Annabel bekam große Augen.
    Michael erklärte es ihr. Auch, wie er davon erfahren hatte und dass es dabei weniger um die Zombies, sondern vielmehr um Erics Homosexualität ging.
    »Aus irgendeinem Grund nehmen unsere Ängste Gestalt an«, sagte er schließlich.
    Annabel erhob sich und ging auf und ab. »Ja, wenn jemand wie George nachhilft.«
    Michael schüttelte den Kopf. »Ich glaube, es geht auch ohne ihn.«
    »Wie meinst du das?«
    Michael legte seine halb aufgegessene Weißbrotscheibe zur Seite und starrte vor sich hin.
    »Michael?«
    »Also gut. – Weißt du noch, der Morgen in Willowsend, an dem wir beide ins Dorf gefahren sind?«
    Annabel nickte.
    »Du hast dich gewundert, warum ich an diesem Tag so verändert gewesen bin, und mich nach dem Grund gefragt.«
    »Ja. Du hast gesagt, du würdest es mir irgendwann erzählen.«
    »Als ich an diesem Morgen aufwachte, ist etwas passiert. Es schien mir so verrückt, dass ich mit niemandem darüber sprechen konnte.« Michael trank noch einen Schluck Wasser. »Ich hatte in der Nacht von meiner Schwester geträumt. Wie jede Nacht. Und als ich aufwachte, musste ich auch an sie denken. Vom Fenster aus sah ich das Boot auf dem See treiben und dachte, es hätte sich gelöst. Als ich rausging, um es wieder festzumachen, da sah ich sie.« Michael nahm hastig einen weiteren Schluck. »Ich sah meine Schwester, Anna. So, wie ich dich jetzt sehe. Und sie hat zu mir gesprochen.«
    Annabel wusste nicht recht, was sie sagen sollte.
    »Ich weiß, was du jetzt denkst. Aber es war ganz anders. Es hat so gutgetan, verstehst du? Ich habe mich hinterher gefühlt, als hätte mir jemand eine riesige Last von den Schultern genommen. – Deshalb war ich an dem Tag so verändert. Und nach dem, was wir jetzt wissen, glaube ich, dass sie mir erschienen ist, weil ich es so wollte. Ich habe sie herbeigerufen. – Klingt das verrückt?«
    »Nein. Zumindest nicht nach unseren Maßstäben.« Annabel sah ihn liebevoll an. Doch plötzlich verdunkelte sich ihre Miene, als sich die Lösung eines weiteren Rätsels vor ihr enthüllte. »Michael, ich glaube, du hast es davor schon einmal getan.«
    »Eine Vision heraufbeschworen? Wann denn?«
    »Als wir auf dem See waren und ich ins Wasser fiel. Ich sagte, ich hätte etwas gesehen

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