Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Remember

Remember

Titel: Remember Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Jungbluth
Vom Netzwerk:
während Annabel mit angewidertem Gesichtsausdruck an der Spüle lehnte. Er versuchte, den Text zu entziffern, aber die Schale verdeckte das meiste. Plötzlich stand Eric neben ihm und beugte sich ebenfalls darüber. Michael sah ihn verwundert an. Vielleicht steckte ihm noch der Schock in den Knochen. Auf jeden Fall war er auffallend ruhig. Anders als Annabel, schien ihm der Anblick nichts auszumachen. Und dann setzte er sogar noch einen drauf.
    »Das ist nur ein Stück Leber«, sagte Eric gelassen, trat wieder ein Stück zurück und erntete von allen erstaunte Blicke. »Kalbsleber, wenn ich mich nicht irre.«
    »Leber? Woher weißt du das?«, fragte Annabel. »Und woher willst du wissen, dass sie nicht von einem… von einem Menschen stammt?«
    »Ich esse gerne, Rotlöckchen. Und ich kann ein bisschen kochen. Die hellbraune Farbe, ja, das ist eindeutig Kalbsleber. Eine menschliche Leber dagegen…«
    »Eric!«, bremste ihn Michael.
    »Ja, schon gut. Aber wenn ihr wollt, hau ich uns das Ding in die Pfanne. Ist lecker.«
    »Niemand rührt dieses eklige Ding an!«, fauchte Annabel. »Niemand, hörst du?«
    »Gut, dann schau mal eben weg, Anna.« Michael hob behutsam die Schale an und zog das Blatt Papier darunter hervor. Als die Leber dabei im Wasser hin und her wabbelte, entwich Annabel ein Laut des Abscheus.
    »Können wir nicht irgendwas darüberlegen?«, fragte sie.
    Eric nahm ein Geschirrhandtuch und warf es über die Schale.
    »Danke. – Was soll dieses eklige Ding überhaupt? Uns einfach nur Angst machen?«
    »Keine Ahnung. Aber das hier klingt wie ein Rätsel«, sagte Michael, nachdem er die Worte überflogen hatte. »Hier steht: Mal rechts, mal links, mal kreuz und quer, das Lesen fällt leicht, doch die Orientierung schwer . Dann kommt ein Absatz. Und weiter: Immer parallel, niemals gleich lang, und doch kann die eine nicht ohne die andere. Nur wenn ihr beide nutzt, erreicht ihr euer Ziel, den Anfang und das Ende .«
    »Ein kryptisches Rätsel«, sagte George und setzte sich auf einen Stuhl. »Wie in der Times. Das hier hört sich ganz ähnlich an.«
    »Und? Könnt ihr es lösen?«, fragte Annabel und schaute George erwartungsvoll an.
    George nickte. »Wenn es ein Rätsel ist, ja, denke schon. Aber die Leber in der Glasschale… das ist…«
    George stockte. Doch dann sah Michael etwas in seinem Gesicht aufblitzen, nur für den Bruchteil einer Sekunde, ein unkontrolliertes Lächeln. Und plötzlich war er sich vollkommen sicher: George wusste es. Er wusste, was die Schale zu bedeuten hatte.
    Die Frage war nur, warum sagte er es nicht einfach?
    »Wie lange braucht ihr?«
    Michael ließ George bei Annabels Frage nicht aus den Augen und wartete auf ein weiteres verräterisches Zeichen. Doch der zuckte nur mit den Schultern.
    »Was ist, wenn Schlüssel und Papier zusammengehören?«, fragte Eric dazwischen. »Immerhin sind sie fast zur gleichen Zeit aufgetaucht.«
    »Gute Idee.« Michael überlegte. »Nehmen wir mal an, dass der Schlüssel zu einem Spind oder etwas Ähnlichem gehört und Papier und Schlüssel gemeinsam einen Hinweis bilden, dann müsste das Papier logischerweise auf den Ort verweisen, an dem man den Schlüssel benutzen kann. Wie waren noch mal die Initialen?«
    »LSS.« Annabel schob Michael den Schlüssel über den Tisch. Sie alle hatten sich mittlerweile gesetzt.
    »LSS. Drei Buchstaben. Wahrscheinlich drei Wörter. Aber das Papier enthält meiner Meinung nach nur die Hinweise für zwei Begriffe. George?«
    George nickte zustimmend. Michael konnte nichts in seiner Mimik entdecken, aber er war überzeugt, dass er sie hinhielt. Vielleicht wollte er sie testen, sehen, ob sie clever genug waren, von alleine auf die Lösung zu kommen.
    »Kümmern wir uns erst mal um die beiden Hinweise«, sagte George. »Vielleicht versteckt sich der dritte da ja irgendwo.«
    »Gut.« Als Michael ihm das Papier rüberschieben wollte, winkte George ab. »Ich hab es mir gemerkt«, sagte er und senkte stirnrunzelnd den Blick, als hätte Michaels Geste ihn beleidigt.
    »Also gut.« Michael konzentrierte sich auf das Papier und strich sich die Haare zurück. »Das erste Rätsel. Rechts, links, kreuz und quer… eine Fahrt durch die Stadt… Richtungsangaben… eine Karte, ein Stadtplan… die Worte darauf zu lesen, ist leicht, trotzdem fällt die Orientierung schwer… Wortverbindungen?… Was beginnt mit L oder S?«
    George ging zur Spüle und nahm sich ein Glas Wasser. Ohne sich umzudrehen und in einem beiläufigen Ton

Weitere Kostenlose Bücher