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Remember

Remember

Titel: Remember Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Jungbluth
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von heute Nacht nachzugehen. Das oder sich in eine Ecke zu kauern und zu warten.
    Michael schwitzte und war hundemüde. Bevor sie sich letzte Nacht wieder hingelegt hatten, hatten sie das ganze Haus verbarrikadiert, alle Türen und Fenster verriegelt und die Fensterläden geschlossen. Wirklich sicherer hatte er sich dadurch nicht gefühlt. Stunde um Stunde hatte er wach gelegen und sich vorgestellt, wie jemand an ihm vorbeigeschlichen war, um das Telefon auf dem Küchentisch zu deponieren. Warum das alles? Und warum hatte er ihnen nicht gleich die Kehlen durchgeschnitten? Dann wäre es wenigstens vorbei gewesen.
    »Glaubst du wirklich, wir finden etwas?«, fragte Annabel und für einen Moment befreite der Klang ihrer Stimme Michael von seinen trüben Gedanken. »Alles, was wir haben, sind die Worte See und Zeichen . Es könnte überall sein und alles Mögliche bedeuten.«
    Michael hörte auf zu rudern und schaute sich um. »Ich weiß gar nicht, ob ich etwas finden will, Anna.«
    Sie nickte. »Geht mir genauso«, flüsterte sie.
    Eine halbe Stunde ruderten sie kreuz und quer über den See, ohne Erfolg. Michael hielt die ganz Aktion inzwischen für zwecklos. Wie, zum Teufel, sollten sie in einem See auch ein Zeichen finden? Hier gab es nichts als ein paar vor sich hin dümpelnde Äste, Fische und trübes Wasser. Und er hatte langsam das Gefühl, als würde die Hitze sein Gehirn aufweichen. Während Eric und George im Schatten des Waldes gingen, der den gesamten See umschloss, waren sie die ganze Zeit der prallen Sonne ausgesetzt. Es fiel ihm von Minute zu Minute schwerer, seine Gedanken zu kontrollieren und die vielen Erinnerungen, die auf ihn einstürmten, zurückzuhalten.
    Bald achtete Michael nicht mehr auf die Umgebung und ruderte das Boot wie in Trance, während seine Gedanken zäh und düster wurden. Sie strömten wie schwarzes Öl aus einer Quelle am Boden seiner Erinnerungen an die Oberfläche und bildeten einen giftigen Teppich, der sich unaufhörlich ausbreitete und alles Gute, alles Schöne zu ersticken drohte.
    Erst als das Boot plötzlich anfing, wie wild zu schaukeln, kam Michael wieder zu sich. Er sah gerade noch, wie Annabel aufsprang, das Gesicht vor Entsetzen verzerrt, wie sie die Arme an den Kopf hob und dabei bedrohlich hin und her wankte.
    »Anna, pass auf!«, schrie er, doch es war schon zu spät. Annabel verlor das Gleichgewicht und fiel, mit den Armen rudernd, rücklings ins Wasser.
    Michael hörte Erics aufgeregten Schrei irgendwo vom Ufer, gleichzeitig traf ihn ein Schwall Wasser. Ohne zu zögern, sprang er Annabel hinterher.
    Er konnte erkennen, wie sie unter Wasser verzweifelt mit Armen und Beinen strampelte, Mund und Augen weit aufgerissen. Graue Sandwolken stiegen empor. Sie hing nirgendwo fest und es wäre für sie ein Leichtes gewesen, an die Oberfläche zu schwimmen. Aber aus irgendeinem Grund gebärdete sie sich wie eine Verrückte. Als er sie erreichte, musste er ihren wild ausschlagenden Armen und Beinen ausweichen und kam zunächst nicht an sie heran. Doch endlich schaffte er es, einen Arm um sie zu schlingen. Sofort stieß er sich kräftig am Grund ab und zerrte sie nach oben.
    Sie durchstießen die Wasseroberfläche und sogen gierig die Luft in ihre Lungen. Annabel hatte Wasser eingeatmet und hustete und würgte erbärmlich. Aber sie wehrte sich nicht mehr. Nach ein paar kräftigen Schwimmzügen erreichte Michael mit ihr das Boot, das nur wenige Meter entfernt auf dem See trieb. Er nahm Annabels Hand und drückte sie fest um den Bootsrand.
    »Du musst dich festhalten! Hast du verstanden?«
    Annabel hustete nur, doch sie tat, was er von ihr verlangte.
    Michael stemmte sich aus dem Wasser, das Boot schwankte bedrohlich. Dann packte er Annabels Arme und zog sie zurück ins Boot.
    Annabel spürte nichts als blanke Panik. Hustend und spuckend beförderte sie das restliche Wasser aus ihrer Lunge. Michael hielt ihren Kopf und redete beruhigend auf sie ein. Salzige Tränen liefen über ihre Wangen und mischten sich mit dem süßen Wasser des Sees. Sie schaute auf.
    Michael strich ihr vorsichtig ein paar nasse Strähnen aus dem Gesicht, aber sie zuckte vor der sanften Berührung zurück. Zu frisch war die Erinnerung an das, was sie im Wasser gesehen hatte, diesen geisterhaften Schatten unter der glitzernden Oberfläche. Zuerst war er nur wie ein Tintentropfen in einem Wasserglas gewesen, dann hatten seine formlosen Konturen auf schaurige Weise Gestalt angenommen.
    »Was ist passiert?«,

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