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Remember

Remember

Titel: Remember Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Jungbluth
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sagte er: »Das mit dem Stadtplan gefällt mir. Wenn LSS eine Ortsangabe ist, wie wäre es dann mit Street – Straße. Es könnte Teil des Namens sein. Und es passt zu den Hinweisen.«
    »Hey, George, das ist gut!« Michael nickte. »Ja, sagen wir mal: Ein S steht für Street.«
    George setzte sich mit einem Glas und einem Lächeln zurück an den Tisch. »Das zweite Rätsel«, sagte er und schaute Michael auffordernd an.
    »Ja, das zweite Rätsel… weiß nicht so recht. Hast du eine Idee?« Michael erhob sich von seinem Platz und holte sich genau wie George zuvor ein Glas Wasser. Als er zurückkehrte, das Glas vor sich auf den Tisch stellte und George in die Augen sah, hatte er das Gefühl, als hätte er gerade eine Figur beim Schach bewegt.
    Auch George machte seinen Zug, indem er langsam den Kopf schüttelte. »Nein, noch nicht.«
    »Hat es was zu bedeuten, dass sich das eine reimt, das andere nicht?«
    »Keine Ahnung«. Michael sah Eric und Annabel an, die das Rätselraten gespannt mitverfolgten. Und er fragte sich, ob sie bei George das Gleiche beobachteten wie er oder ob er sich das alles nur einbildete. Dann widmete er sich wieder dem zweiten Rätsel. »Was verläuft parallel, niemals allein, ist dennoch nicht gleich lang?… nicht gerade, macht eine Kurve… daher innen kürzer als außen… unser Ziel ist Anfang und Ende… Anfang und Ende ist das, was wir suchen, das ist der Begriff… was ist gleichzeitig Anfang und Ende?… was läuft darauf zu?… parallel.« Michael kratzte sich am Kopf, zögerte und sah George dabei nachdenklich an. Komm schon, du Mistkerl! Ich weiß, dass du es weißt. Weil ich es nämlich auch weiß.
    George nahm sich den Schlüssel vom Tisch und drehte ihn in der Hand. »Wisst ihr, ich glaube, dieser Schlüssel gehört nicht zu einem Spind… sondern eher zu einem Schließfach. Das zweite Rätsel hat mich draufgebracht. Die Lösung lautet Station – Bahnhof, versteht ihr? Schienen laufen parallel, sind nicht gleich lang und sie führen zu einem Bahnhof, der sowohl Anfang als auch Ende einer Reise ist.«
    »Mann, du bist echt gut, George«, sagte Eric sichtlich beeindruckt.
    »Und das L? Wofür steht das L und wo ist der dritte Hinweis versteckt?«, fragte Annabel.
    George grinste überheblich. »Ja, das L, der dritte Hinweis, das ist ganz einfach. Der ist…«
    Aber noch bevor George die Lösung präsentieren konnte, schlug Michael sich vor den Kopf und lachte laut auf. »Natürlich!«, rief er plötzlich. »Leber! Liver! Liverpool! Eine Leber in einem Swimmingpool, symbolisiert durch Wasser und eine einfache Glasschale.« Michael zog wie ein Zauberer bei einem Trick das Tuch von der Schale und schnippte mit dem Fingernagel dagegen. »Wir dachten, das Ding sollte uns Angst machen, dabei war es nur ein Hinweis. Die Lösung heißt Liverpool Street Station. Die Schließfächer am Bahnhof.«
    Eric applaudierte.
    Annabel sah in die Runde. »Wenn man es erst mal weiß, klingt alles ganz logisch.«
    Michael beugte sich über den Tisch und reichte George die Hand. Zögerlich kam sein Gegenüber der Aufforderung nach und ergriff sie. Michael sah ihm tief in die Augen und drückte seine Hand ein wenig zu lang und ein wenig zu fest. George blieb scheinbar unbeeindruckt, doch sein Lächeln wirkte gequält.
    George ist gut , dachte Michael. Wirklich gut. Ihm war nicht entgangen, wie der andere ihn die ganze Zeit taxiert, ihn beim Denken beobachtet hatte. Wie ein Lehrer, der darauf wartet, dass der Schüler von selbst auf die richtige Antwort kommt.
    Noch war Michael nicht sicher, was er von Georges beunruhigender Entwicklung halten sollte und ob eine echte Bedrohung von ihm ausging. Doch eins stand für ihn fest:
    George testet uns nicht nur. Er spielt mit uns.
    32
    Nein! Verschwindet von hier!
    Annabel saß aufrecht im Bett. Ihr Puls raste und ihre Stirn war schweißnass. Mit angstverzerrtem Gesicht sah sie sich hektisch im Zimmer um, suchte nach einem unheimlichen Schatten, lauschte auf ein verdächtiges Geräusch. Ticktack, ticktack, ticktack. Doch alles, was sie sah, waren ein paar harmlose Möbel, und alles, was sie hörte, war das Ticken der Wanduhr und das dezente Schnarchen von Eric, der neben ihr im Bett lag.
    Behutsam ließ sie sich wieder auf ihr Kissen sinken. Dass sie nur geträumt hatte, beruhigte sie jedoch kein bisschen. Wer konnte wissen, ob diejenigen, die ihnen das unheimliche Telefon und die Schale mit ihrem ekligen Inhalt auf den Tisch gestellt hatten, nicht genau in

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