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Remes, Ilkka - 2 - Hochzeitsflug

Remes, Ilkka - 2 - Hochzeitsflug

Titel: Remes, Ilkka - 2 - Hochzeitsflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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zu.
    »Lass mich los«, fauchte Martin und schlug mit der freien Hand nach Luc, wobei er ihn mit leblosen Augen ansah.
    Luc packte Martin mit aller Kraft an der Taille und zerrte ihn zur Tür. Martin bückte sich, um etwas neben der Wand vom Boden aufzuheben. Bevor Luc reagieren konnte, holte Martin mit einer Axt zum Schlag aus.
    Luc ließ den Jungen in dem Moment los, in dem die Haustür aufgestoßen wurde. »Lass mich in Ruhe«, zischte Martin, mit der Axt in der einen Hand. Er schwang sie mit irrem Blick in Lucs Richtung. »Ich tue, was ich will, und keiner wird mich daran hindern ...« Mit der anderen Hand hielt er hysterisch den Beutel mit der Spritze umklammert, der bereits an mehreren Stellen von der Nadel durchstochen war. Luc zuckte zusammen. In der Tür erschien ein Mann mit einer Pistole in der Hand. Luc hatte ihn schon einmal gesehen - nicht im Zusammenhang mit dem Neuen Morgen, sondern unter den Amerikanern vor dem Haus, in dem sich Jacob Weinstaubs Wohnung befand.
    »Schlag zu«, sagte der Mann in amerikanischem Englisch zu dem Drogensüchtigen, der vor Luc die Axt schwang. »Anschließend kriegst du so viel Stoff, wie du willst.« Luc wich zurück, bis er gegen die Wand stieß. Der Amerikaner wollte ihn durch einen Junkie umbringen lassen ...
    Nachdem er sich von Luc befreit hatte, richtete sich Martins gesamte Aufmerksamkeit darauf, mit zittrigen Fingern den Beutel mit der Spritze zu öffnen. Dabei fiel die Axt zu Boden.
    Der Amerikaner nahm einen Einweghandschuh aus der Tasche, zog ihn über die linke Hand und bückte sich nach der Axt. Währenddessen behielt er Luc im Auge, die Pistole hatte er auf ihn gerichtet.
    Luc schluckte. Das Herz schlug ihm bis zum Hals. Der Amerikaner hatte die Absicht, selbst zu erledigen, wozu der Süchtige nicht fähig war. Die Inszenierung wäre perfekt, vor allem dann, wenn der Junkie an einer Überdosis starb und nicht mehr reden konnte...
    Wieder hörte Luc das Geräusch eines Autos, und um es zu übertönen, trat er gegen den Tisch. Die Blumenvase darauf fiel herunter und zerbrach.
    »Keine Bewegung«, rief der Amerikaner mit der Waffe in der Hand.
    »Was willst du von mir?«, brüllte Luc ebenso laut zurück.
    Die grauhaarige Frau nahm die Einkaufstüte vom Rücksitz des Renault. Mit der anderen Hand strich sie ihr schwarzes Kleid glatt, dabei summte sie ein frommes Lied. Aus der Tüte ragte ein Baguette heraus. Martin mochte frisches Baguette mit Butter und Marmelade, auch wenn er es vor lauter Trotz nicht zugab. René hatte es auch gemocht.
    Die Miene der Frau wurde ernst. Ihr kleiner René. Der nicht die Kraft gehabt hatte, gegen die schwarze Sonne anzukämpfen. Hätte er überlebt, wenn der Neue Morgen sein Leben erleuchtet hätte ? Oder wenn seine Mutter stärker gewesen wäre? Natürlich nicht. Selbstbezichtigungen waren sinnlos. Niemand hatte die Kraft, um alleine gegen das Heroin anzukommen. Es nahm seine Opfer so stark in seine Gewalt, dass es aussichtslos war, sich zu wehren, wenn nicht stärkere Kräfte zu Hilfe kamen. Auf dem Weg zur Haustür hörte die Frau Gebrüll aus dem Haus. Außerdem sah sie, dass die Tür einige Zentimeter weit offen stand.
    »Ihr werdet nicht davonkommen«, schrie Luc und schlug mit der Faust gegen den Kleiderschrank. »Wir wissen von Jacob Weinstaub und Tina Carabella ...« »Halt die Schnauze!« Der Amerikaner richtete mit einem Gesichtsausdruck die Waffe auf Luc, der diesen zum Verstummen brachte. Martin riss den Heroinbeutel auf; er hatte keine Augen für das, was um ihn herum geschah.
    Luc lauschte auf Geräusche vor dem Haus, aber er hörte nichts. Hatte er sich das Auto nur eingebildet?
    Der Amerikaner kam auf ihn zu, in der einen Hand die Axt, in der anderen die Pistole. Luc tastete sich an der Wand entlang. Der Amerikaner folgte ihm, bis er Luc wieder in die Enge getrieben hatte, und holte mit der Axt zum Schlag aus. Der Anblick wurde in Lucs Gehirn als Standbild gespeichert. Für den Bruchteil einer Sekunde fragte er sich, ob ein Schlag mit der stumpfen Seite der Axt gnädiger wäre als einer mit der Klinge. Er blieb an der Wand stehen und machte sich darauf gefasst, den Schlag entgegenzunehmen.
    Er sah seinem Mörder tief in die Augen, registrierte aber gleichzeitig hinter dessen Rücken eine schnelle Bewegung. Dem Mund des Amerikaners entwich ein röchelndes Stöhnen, und sein Körper fiel in einem Ruck nach vorne. Er brach auf dem Fußboden zusammen, in seinem Rücken steckte ein Küchenmesser. Hinter ihm stand

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