Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Remes, Ilkka - 2 - Hochzeitsflug

Remes, Ilkka - 2 - Hochzeitsflug

Titel: Remes, Ilkka - 2 - Hochzeitsflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
Vom Netzwerk:
allen vieren weiterkroch. Er musste es nach draußen schaffen, er musste unbedingt eine vertrauenswürdige Institution im Ausland informieren. Einige Unglücksopfer wurden am Leben gelassen, aber warum brachte man sie nicht in ein richtiges Krankenhaus? Warum versteckte man sie vor den Medien?
    Er hielt an und lauschte. Von irgendwoher drang das gedämpfte Bellen und Knurren eines Hundes in den Schacht. Hetzten sie Hunde in das Belüftungssystem? Wegen des Halls war schwer zu entscheiden, aus welcher Richtung die Laute kamen. Christian hielt den Atem an. Er ortete das Bellen in der Richtung, aus der er ursprünglich gekommen war. Dann setzte er sich wieder auf allen vieren in Bewegung. Ungeachtet seiner wunden Hände und Knie kroch er so schnell er konnte auf die Verzweigung zu. Dort machte er halt und versuchte erneut, das Keuchen zu unterdrücken und den Atem anzuhalten. Jetzt waren keine Laute mehr zu hören. Er wählte den linken Schacht, die Fortsetzung des Teils, durch den er hereingekommen war, und kroch so schnell wie möglich weiter. Nach zehn Metern kam er an eine scharfe Biegung. Er befürchtete, in eine Sackgasse geraten zu sein. In dem Moment hörte er hinter sich ein heftiges Keuchen und hätte vor Schreck fast aufgeschrien.
    Statt Hunden war da aber nur Finsternis. Er zwang sich, ruhig zu bleiben, und kroch hastig weiter, nicht mehr so vorsichtig wie zuvor. Prompt stieß er mit der Stirn gegen Metall. Der Belüftungsschacht war zu Ende. Jetzt war das Bellen des Hundes wieder zu hören, deutlicher und näher.
    Diesmal war es keine Einbildung.
    Luc zog die Schnur um Martin Weinstaubs Handgelenke fest und stand auf, ohne das wilde Chaos in seinem Kopf eindämmen zu können. Er vermied es strikt, den Amerikaner, der mit dem Messer im Rücken auf dem Boden lag, anzusehen. Er hatte mehr als genug Fälle von Zerstörung durch Drogen zu Gesicht bekommen, aber nie zuvor einen Mord.
    »Du bist ein Spitzel«, zischte die grauhaarige Frau und richtete mit beiden Händen die Pistole auf Luc. »Hast du uns Béa weggenommen?«
    »Sie wollte selbst weggehen.«
    »Du lügst. Wer bist du?«
    Die Frau wirkte psychisch instabil, sah aber nicht wie eine Killerin aus. »Wir müssen die Polizei verständigen«, entgegnete Luc so ruhig, wie er nur konnte. »Keine Polizei.« Die Augen der Frau waren wie versteinert.
    »Sie haben in einer Notsituation gehandelt und mir das Leben gerettet. Niemand kann Ihnen etwas vorwerfen.«
    »Sie halten mich für dumm. Wenn Sie die Polizei rufen, wird es einen zweiten Toten geben.«
    »Also gut. Keine Polizei«, sagte Luc leise. Er versuchte, sich auf seinen Instinkt und seine berufliche Kompetenz zu verlassen, doch das Verhalten dieser Frau wurde nicht von den Gesetzen der Vernunft gesteuert. »Aber ich werde jetzt durch diese Tür dort den Raum verlassen.« Mit langsamen Schritten ging er auf die Tür zu. »Halt!«
    Luc ging langsam, mit immer schneller werdendem Puls. Die Tür rückte näher. Er musste sich zusammenreißen, um nicht loszustürmen.
    Die Frau sagte nichts. Luc befürchtete, jede Sekunde würde ein Schuss erschallen. Die Tür war greifbar nahe. Er konnte nicht anders, als seine Schritte ein klein wenig zu beschleunigen.
    Schließlich trat er durch die Tür und rannte los.
    Im Dunkeln betastete Christian die Metallplatte, die ihm den Weg abschnitt. Das Hecheln des Hundes kam Sekunde für Sekunde näher. Die Platte federte etwas, gab aber nicht nach.
    Panisch fuhr er mit den Fingern über die raue, rostige Fläche. Weder Riegel noch Scharnier waren zu fühlen, weshalb er sich umdrehte, die Knie anwinkelte und die Füße gegen die Platte stemmte. Das schwere Keuchen des Hundes kam unaufhaltsam näher. Mit aller Kraft stieß Christian die Füße gegen die Platte.
    Sie rührte sich kein bisschen.
    Er spannte seine vor Entsetzen und Anstrengung zitternden Oberschenkel und Waden an und rammte die Fußsohlen erneut gegen das Metall. Da gaben die verrosteten Halterungen nach, und der Rand der Platte löste sich. Es bildete sich ein Schlitz, durch den schwaches Licht in den Schacht fiel.
    Der schwarze Dobermann blieb wenige Zentimeter vor Christians Gesicht stehen, entblößte die Zähne und knurrte mit heftig ansteigender und abfallender Stimme. Christian spürte den warmen Atem des Tieres auf dem Gesicht. Mit einer abrupten Bewegung trat er noch einmal gegen die Platte. Ein metallisches Knirschen ertönte, und die Platte löste sich. Im selben Moment drangen die Zähne des Hundes

Weitere Kostenlose Bücher