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Remes, Ilkka - 2 - Hochzeitsflug

Remes, Ilkka - 2 - Hochzeitsflug

Titel: Remes, Ilkka - 2 - Hochzeitsflug
Autoren: Ilkka Remes
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überzeugen, sondern auch sich selbst.
    »Mark, mein Mann, ist Offizier bei der Nato. Ursprünglich Ingenieur. Er war bei irgendeiner Firma in Südfrankreich...« Rebeccas Stimme zitterte. »Ist Ihre zukünftige Frau Französin?«
    Christian schüttelte den Kopf. »Amerikanerin.«
    »Tatsächlich? Von wo?«
    »Aus Michigan.« Christian zog sein Portemonnaie hervor und suchte nach einem Foto. »Der Bruder meines Mannes lebt dort mit seiner Familie. Wir haben sie letzten Sommer besucht.«
    »Das hier ist meine Braut.« Christian zeigte ihr das Foto einer dunkelhaarigen, lächelnden Frau. Im Hintergrund sah man ein heruntergekommenes, cremefarbenes Haus inmitten eines üppigen Gartens.
    »Eine schöne Frau«, sagte Rebecca. »Kennen Sie sich schon lange?«
    Christian schmunzelte. »Ehrlich gesagt, nein. Erst wenige Monate.« Er wollte nicht »zwei Monate« sagen.
    Zum ersten Mal zeigte sich ein Lächeln auf Rebeccas Gesicht. »Liebe auf den ersten Blick.«
    Christian lächelte verlegen. »So kann man es wohl ausdrücken.«
    »Dann sind Mark und ich das Gegenteil von euch. Wir sind seit der Schulzeit zusammen.«
    »Dann kennt ihr euch ja wirklich gut.«
    »Einen Menschen kann man nie vollkommen kennen. Auch wenn man mit ihm sein ganzes Leben verbringt.«
    »Ich glaube auch nicht, dass ein proportionales Verhältnis zwischen der Intensität des Kennens und der Länge der Zeit besteht.« Christian merkte, dass seine Worte geschraubt klangen.
    »Wo haben Sie Ihre zukünftige Frau denn kennen gelernt? Sind Sie in derselben Branche tätig?«
    Christian schüttelte den Kopf. »Ich bin Gehirnforscher. Tina ist Künstlerin. Wir haben uns... durch eine gemeinsame Bekannte kennen gelernt. Es war vielleicht nicht Liebe auf den ersten Blick, aber auf den zweiten allemal. Sie hatte einfach alles ... Ihre Erscheinung, ihre Intelligenz, ihr Humor, speziell ihre Selbstironie ... Kann man überhaupt einzelne Eigenschaften eines Menschen benennen, in die man sich verliebt?«
    »Wohl kaum. Die Liebe ist ein einziges Rätsel.«
    »Achtung, Achtung...«, tönte es aus den Lautsprechern. »Für die Wartenden auf den Flug RG213 ist im Sheraton Flughafen-Hotel ein Aufenthaltsbereich reserviert. Dort wird die Fluggesellschaft in zehn Minuten neueste Informationen bekannt geben.« Christian und Rebecca schlossen sich den bestürzten Menschen an, die zu den Rolltreppen strömten. Auch wenn in Christian der rationale Pessimismus mit einem nach jedem Hoffnungsfunken greifenden Optimismus kämpfte, so machte er sich doch auf das Schlimmste gefasst. Dass die Maschine als verschwunden galt, hieß nicht unbedingt, dass sie auch zerstört worden war - aber das konnte es heißen.
    Die Wartenden betraten das Foyer des Sheraton-Hotels und wurden von dort in einen von Halogenspots erleuchteten Konferenzraum geführt. Christian und Rebecca blieben nebeneinander stehen. Die ängstliche Stille wurde noch angespannter, als ein Mann im dunklen Anzug zum Mikrofon im vorderen Bereich des Raums schritt. Sein blasses Gesicht hatte rote Flecken, und es gelang ihm nicht, seine Aufregung zu verbergen, die kein bisschen zu der äußeren Erscheinung eines kühlen Managers passte. Der Kloß in Christians Hals wurde größer.
    »Meine sehr verehrten Damen und Herren...« Der Mann räusperte sich unsicher. »Mein Name ist Alexander Mayer, ich bin der stellvertretende Geschäftsführer der Regus Air. Wie Sie wissen, ist unsere Maschine 213 von Nizza nach Frankfurt während des Flugs verschwunden.«
    Die Stimme des Mannes zitterte, und es lag nicht der Hauch von der Autorität einer Führungskraft darin. »Die Passagierliste des Fluges ist nun bestätigt und veröffentlicht worden...«
    Christians Herz erbebte, und er spürte eine merkwürdige Hitze in den Schläfen aufsteigen. Er blickte kurz auf Rebecca, die ihm in die Augen schaute, ohne ein Wort über die Lippen zu bringen.
    Instinktiv fassten sie sich an der Hand.
10
    Sobald im Licht der untergehenden Sonne Luftblasen an die Wasseroberfläche stiegen, zog Sara Lindroos in ihrem engen orange-schwarzen Nassanzug am Seil, bis der Taucher sichtbar wurde.
    »Wie fühlen Sie sich?«, fragte Sara auf Englisch. Ihre blonden Haare klebten am schwarzen Neopren.
    Der Mann, ein Abteilungsleiter einer Londoner Investmentbank, der in voller Taucherausrüstung ins Aluminiumboot kletterte, löste den Bleigürtel und lächelte breit. »Großartig«, sagte er schnaufend. »Aber hier oben gibt es die schöneren Seejungfrauen.« Der
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