Remes, Ilkka - 2 - Hochzeitsflug
werden eine Verlautbarung abgeben, sobald etwas Neues zu berichten ist...«
Christian sah einen blassen Mann mit Brille auf den Sprecher zueilen. Der stellvertretende Geschäftsführer verließ das Mikrofon. Die Männer wechselten mit gesenkter Stimme einige Worte, und der mit der Brille gab dem stellvertretenden Geschäftsführer einen Zettel.
Da bemerkte Christian, dass eine Gruppe recht abgeklärt wirkender Personen den Raum betrat, Männer und Frauen, die aufmerksam die Anwesenden musterten. Ein Krisenteam.
Christian spürte, wie eine eisige Faust sein Herz umschloss. Er warf einen kurzen Blick auf Rebecca, die ihr Gesicht bedeckte und verzweifelt versuchte, nicht die Kontrolle über sich zu verlieren.
»Gerade eben haben wir neue Informationen erhalten ...«
Christians Herz war kurz vorm Zerspringen.
Der stellvertretende Geschäftsführer räusperte sich, bevor er fortfuhr.
»Bedauerlicherweise muss ich Ihnen mitteilen, dass das Wrack der Maschine an der Adriaküste gefunden worden ist, nahe der Grenze zwischen Montenegro und Kroatien.«
Christian schluckte schwer. Rebecca klammerte sich an seinen Arm, er befürchtete, sie könne jeden Moment in Ohnmacht fallen. Ein Teil der Menschen brach in hysterisches Weinen aus. An den Ärmeln der Personen, die gerade den Raum betreten hatten, waren inzwischen weiße Bänder mit rotem Kreuz aufgetaucht. Das Krisenteam des Roten Kreuzes teilte sich auf, mischte sich unter die Menge und stand denjenigen bei, die am stärksten reagierten.
»Achtung, ich fahre fort«, musste der Vertreter der Fluggesellschaft über den Lärm hinweg rufen. »Ich betone, dass wir keine Informationen über das Schicksal der Passagiere haben, auch nicht darüber, ob es der Besatzung geglückt ist, eine Notlandung vorzunehmen. Vorläufig ist es also verfrüht, über die Zahl der Opfer oder Überlebenden zu spekulieren ...«
Rebecca umklammerte Christians Arm so heftig, dass es ihm wehtat. Aber nicht einmal dieser Schmerz konnte Christian in der Welt, die ihn umgab, halten, und er sank auf die Knie.
11
Im Krankenhaus Broussailes in Cannes unterhielt sich ein pockennarbiger Mann mit einer Krankenschwester. In der Ecke des Stationszimmers röchelte die Klimaanlage, schaffte es aber nicht, in der brennenden Nachmittagssonne, die durch die Jalousien drang, für kühle Luft zu sorgen.
»Monsieur Cresson, wir können niemanden daran hindern, einen unserer Patienten aufzusuchen, solange die Besuchszeiten eingehalten werden«, sagte die sommersprossige Schwester.
»Auch dann nicht, wenn die Eltern des Patienten ausdrücklich an Sie appellieren?« »Wir haben schlichtweg nicht die Kapazitäten, die Besucher jedes Patienten im Auge zu behalten. Das werden Sie doch verstehen.«
»Ist sie transportfähig?«
»Transportfähig wohin?«
»Nach Nizza. In eine Privatklinik, wo man garantieren kann, dass sie ihre Ruhe hat.« Luc Cresson stand auf. »Ich möchte Sie bitten, die Unterlagen der Patientin fertig zu machen.«
»Wollen Sie damit sagen, dass Sie sie nach Nizza verlegen wollen?«
»Das will ich damit sagen. Und ich bitte darum, dass bis dahin niemand zu ihr gelassen wird. Sie ist Mitglied einer Sekte namens Der Neue Morgen.«
Das schien das Interesse der Schwester zu wecken. »Sind Sie ein Verwandter von ihr, Monsieur Cresson?«
»Ich bin Psychologe und darauf spezialisiert, den Opfern von Kulten und Sekten zu helfen.« Luc zog eine Visitenkarte aus dem Portemonnaie. »Die Eltern von Béa Métrai haben mich engagiert. Sie wollen ihre Tochter aus dem Neuen Morgen herausholen. Und jetzt möchte ich mit ihr sprechen.«
»Die Patientin ist gerade erst aus der Narkose aufgewacht. Ich glaube nicht, dass sie ...«
»Ich möchte gerade jetzt mit ihr reden.«
Die Schwester führte Luc auf den Gang und von dort weiter auf ein wandhohes Fenster zu. Luc warf einen Blick auf den Zettel mit den Stichworten, die ihm Béas Eltern vorab genannt hatten. Ganz oben stand »Milou«. Die Schwester führte ihn in das Zimmer, in dem Béa mit einem Gipsbein im Bett lag und apathisch an die Decke starrte. Luc nickte der Schwester zu, die sich sogleich entfernte.
»Bea ...«, sagte er ruhig und freundlich, während er auf das Bett zuging. Béa wandte den Kopf und fragte matt: »Wer bist du ?«
»Mein Name ist Luc Cresson. Ich war zufällig am Unfallort und habe den Krankenwagen gerufen.«
Béas Lippen formten sich zu einem kleinen Lächeln. »Danke.«
»Wie fühlst du dich?« Luc warf erneut einen Blick auf
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