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Remes, Ilkka - 2 - Hochzeitsflug

Remes, Ilkka - 2 - Hochzeitsflug

Titel: Remes, Ilkka - 2 - Hochzeitsflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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den Zettel. Béas Miene wurde lebendiger.
    »Durcheinander... ich müsste meine Freunde anrufen.« Das Lächeln verschwand, und ein wirrer Blick trat in ihre Augen. »Und Jacob. Ich sollte heute auf der Croisette Trockenblumen verkaufen.«
    »Und deine Eltern?«
    Béas umherirrender Blick bohrte sich nun in den Besucher. »Was ist mit ihnen?« »Solltest du nicht auch deine Eltern benachrichtigen?«
    »Warum fragst du mich das?« Der Argwohn in ihrer Stimme wuchs.
    »Ich dachte, es wäre sicher gut, wenn sie erfahren, dass dir bei dem Unfall nichts Schlimmes passiert ist.« Luc lächelte und versuchte, den Blickkontakt zu halten. Béa regte sich nicht.
    »Ich habe sie lange nicht gesehen«, sagte sie schließlich. »Sie leben in der materiellen Welt.«
    »Wer ist Milou?«
    »Milou? Das ist mein Hund...« Das Lächeln kehrte in Béas Gesicht zurück, verflog aber im Nu wieder. »Woher weißt du von Milou?« Ihre Stimme wurde lauter. »Meine Eltern haben dich geschickt...«
    »Bevor du aufgewacht bist, hast du fantasiert«, unterbrach Luc sie sanft. »Du hast gesagt: >Milou, spring aufs Dach .. .< Was hast du damit gemeint?«
    Béas Gesichtszüge wurden weicher. Sie schwieg eine Weile. »Milou hatte eine Hundehütte mit flachem Dach. Ich hatte mir eine schöne Hütte mit Satteldach gewünscht, aber mein Vater wollte billig davonkommen und ließ bloß eine Kiste bauen. Aber ich habe darauf einen tollen Dachgarten angelegt und ihm versucht beizubringen, sich dort aufzuhalten.«
    »Wollte Milou das nicht?« Luc lächelte.
    »Nein, so sehr ich es auch versuchte.« Béa lächelte zurück. »Ich habe ihm sogar Leckereien aufs Dach gelegt.«
    »Wie geht es Milou jetzt?«
    »Ich weiß es nicht.« Eine Träne trat in Béas Auge. »Ich habe ihn lange nicht gesehen.« »Warum fährst du nicht hin und siehst nach?«
    Béa schwieg erneut einen Moment und flüsterte dann: »Jacob will das nicht...« »Du hast viel Respekt und Achtung vor Jacob.«
    »Jacob ist wunderbar. Außergewöhnlich.« Wieder verwelkte ihr Lächeln. »Wer bist du?«
    Christian starrte auf den gelben Gegenstand, der vor seinen Augen schaukelte. Er ging mechanisch vorwärts, hörte um sich herum Gerede, sah helle Lichter und Gesichter, nahm aber nichts von alldem wirklich wahr. »Entschuldigung...«
    Das Wort wurde hartnäckig wiederholt. Der gelbe Gegenstand schwang weiter. »Entschuldigung...« Christian merkte, dass er nickte.
    »Darf ich fragen, wen sie abholen wollten?«, fragte der Journalist und hielt Christian das gelbe Mikrofon vor den Mund.
    Der Kameramann stand mit seinem Arbeitsgerät auf der Schulter vor Christian, grelles Licht blendete ihn.
    Ohne ein Wort ging Christian weiter und stieß den Kameramann dabei versehentlich an. Dieser wich zur Seite.
    Außerhalb des Stroms eiliger Menschen blieb Christian stehen. In der Faust hielt er einen Essensgutschein von Regus Air. Minutenlang stand er reglos auf der Stelle und starrte in die Ferne. Der Flughafenbus fuhr in Richtung Zentrum davon, Taxis nahmen Fahrgäste auf, Fahrzeuge von TV-Sendern standen vor den Türen. Christian beschwor seine Willenskraft, aber er war total gelähmt. Schließlich spürte er aber doch, wie er nach und nach wieder Herr seiner Sinne wurde.
    Er hatte das Bedürfnis, mit Tinas Verwandten zu sprechen, aber er besaß von niemandem eine Telefonnummer. Er sah Rebecca lebhaft mit einer Journalistin reden, die sich dabei Notizen auf einem kleinen Block machte. Christian war enttäuscht. Hatte Rebecca sich dafür entschieden, über ihre Gefühle zu reden, damit diese von der Journalistin dann in einen Artikel verwandelt wurden, der auf die Tränendrüse drückte ?
    Der Medienzirkus nahm immer größere Dimensionen an, mehr und mehr Kamerateams und Journalisten kamen herbei; Informationen wurden ausgetauscht, und die Gerüchteküche brodelte. Vieles war vollkommen unbegreiflich. Warum war die Maschine von ihrer Route abgewichen und hatte sich in eine völlig andere Richtung verirrt? Warum hatte die Besatzung keinen Kontakt aufgenommen oder auf Funkrufe reagiert? Christian irrte durchs Gedränge, saugte alle Informationspartikel, die durch die Luft schwirrten, auf und versuchte, die wildesten Spekulationen herauszufiltern.
    Jemand berührte von hinten seinen Ellenbogen. Er blickte sich um und sah in Rebeccas blasses Gesicht. Etwas darin hatte sich jedoch verändert. Sie wirkte entschlossen und vernünftig.
    »Ich wollte dir etwas erzählen, aber du warst schon weg«, sagte sie und

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