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Remes, Ilkka - 2 - Hochzeitsflug

Remes, Ilkka - 2 - Hochzeitsflug

Titel: Remes, Ilkka - 2 - Hochzeitsflug
Autoren: Ilkka Remes
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schaffte es, inmitten des Schmerzes und der Irritation so etwas wie ein Lächeln zustande zu bringen.
    »Was Neues? Wurde die Maschine entführt oder ist das Navigationsgerät ausgefallen?« »Nach den neuesten Gerüchten hat ein Flugkörper die Maschine getroffen - was für einer und woher er kam, kann keiner sagen. Über dem Pulverfass Balkan klingt fast jede Vermutung plausibel.«
    »Hast du schon einmal vom Brac-Hvar-Dreieck gehört?«, fragte Christian mit müdem Sarkasmus.
    »Was soll das sein?«
    »Das Bermuda-Dreieck der Adria. In der Gegend von Brac-Hvar sind in den letzten Jahren vier Flugzeuge auf unerklärliche Weise abgestürzt. Zumindest eine Transportmaschine der Nato und ein italienisches Frachtflugzeug.«
    »Könnte das mit dem Krieg zu tun gehabt haben?«
    »Weiß ich nicht. Aber wir haben die Hoffnung erst dann endgültig verloren, wenn die Toten gefunden worden sind.«
    »Theoretisch.«
    »Praktisch. Bis dahin ist alles möglich.«
    »Du bist ein Mann der Theorie. Welche Temperatur hat das Meerwasser um diese Jahreszeit? Wie weit vom Ufer entfernt ist der Sturz ins Wasser erfolgt?«
    Rebeccas Vernunft und Stärke überraschten Christian. Gemeinsam bahnten sie sich einen Weg zu den TV-Monitoren, die auf Rollwagen standen, und schauten eine Nachrichtensendung an, in der das immer seltsamer werdende Mysterium von RG213 behandelt wurde. Auf einer Karte war die merkwürdige Route eingezeichnet: zuerst von Nizza über Norditalien bis in die Gegend von Lugano, die plötzlichen Aufstiege und Sturzflüge, dann die Wende um fast 180 Grad nach Süden und schließlich die Notlandung vor der Adriaküste.
    »Hast du schon von dem hellen Lichtphänomen gehört, das genau zu der Zeit, in der die Regus Air umherirrte, an der kroatischen Küste gesehen worden ist?«, fragte Christian leise.
    »Ufos haben uns gerade noch gefehlt.«
    Inzwischen war der Direktor von Regus Air eingetroffen, um neue Informationen bekannt zu geben. Die Nervosität des Mannes steckte Christian an. Der Direktor erklärte, man werde einen Besuch der Familienangehörigen der Passagiere am Unfallort ermöglichen. Christian hatte früher nie verstanden, warum Fluggesellschaften so etwas organisierten, aber jetzt wusste er, warum. Das Bedürfnis, den Schauplatz der Tragödie zu sehen, war elementar und zwingend.
    Er merkte, dass die Nervosität des Direktors weiter wuchs.
    »Wir können jetzt die Mitteilung bestätigen, dass die Maschine im Meer gelandet ist. Ein Teil des Wracks befindet sich an Land, ein Teil im Wasser...«
    Eine böse Ahnung befiel Christian, und sein Herzschlag beschleunigte sich. »Wir müssen leider vermelden, dass alle Passagiere verschwunden sind. Das Wrack ist leer.«
12
    Auf dem Fernsehschirm brach bestürztes Stimmengewirr aus, ebenso im Saal, in dem das Gerät stand. Christian sah Rebecca entsetzt an und wusste nicht, ob die unfassbare Neuigkeit Trauer oder Zuversicht in ihm auslösen sollte.
    Das Wrack war leer. Die Passagiere waren verschwunden.
    Er konnte nicht verhindern, dass sich in ihm Hoffnung regte. Tinas Leiche war nicht gefunden worden. Es konnte also sein, dass sie lebte.
    »Was hat das zu bedeuten?«, fragte Rebecca außer sich. »Wohin können fast hundert Passagiere einfach so verschwinden?«
    »Nirgendwohin«, sagte Christian in verwirrtem, über alle Maßen erregtem Zustand. »Die Leichen sind im Meer. Es dauert, bis man sie findet.« Er wollte seinen Hoffnungsfunken für sich behalten; abergläubisch befürchtete er, es würde der Hoffnung schaden, wenn er sie preisgäbe.
    Rebecca drückte seinen Arm und sagte leise, aber entschlossen: »Ich will zum Unglücksort.«
    Christian war nicht sicher, ob er richtig gehört hatte, aber noch bevor er etwas erwidern konnte, ging Rebecca los und schob sich wie ein Eisbrecher durchs Gedränge zum Ticket-Schalter der Regus Air. Christian folgte ihr. Wenn Rebecca zum Unglücksort flöge, würde er es dann auch tun? Der Gedanke faszinierte ihn einige Sekunden lang, dann siegte die Vernunft. Dort könnte er später immer noch hinfliegen, wenn es wirklich Grund gab und er das Ganze verarbeiten musste.
    »Das mit dem Bermuda-Dreieck der Adria«, sagte Rebecca über ihre Schulter hinweg, »das klingt nicht mehr lächerlich, sondern ... beängstigend. Wie hieß es noch mal?« »Red keinen Blödsinn.«
    »Antworte!«
    »Brac-Hvar-Dreieck. Du solltest einen kühlen Kopf bewahren. So wie bis jetzt auch.« Rebecca drängte sich an den Schalter der Regus Air und sagte zu
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