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Remes, Ilkka - 2 - Hochzeitsflug

Remes, Ilkka - 2 - Hochzeitsflug

Titel: Remes, Ilkka - 2 - Hochzeitsflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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Gruppe zweigeteilt war. Die meisten neuen Sektenmitglieder galten noch als Novizen; im »Haus« außerhalb der Stadt versammelten sich nur die langjährigen und vertrauenswürdigsten Mitglieder des Neuen Morgens. Béa hatte noch nicht zu ihnen gehört, aber gehofft, über Jacob wenigstens einmal einen Besuch im »Haus« machen zu dürfen. Luc zweifelte nicht daran, dass die Krankenhausbesucher zu dem besagten Haus fuhren. Hinter Mimosenbüschen leuchteten plötzlich die Bremslichter des Renaults auf, und der Wagen bog in eine mit Gräsern bewachsene Nebenstraße ein. Luc fuhr an der Kreuzung vorbei und hielt hinter der nächsten Kurve an. Eilig lenkte er den Wagen rückwärts zwischen ein paar Sträucher am Straßenrand, sprang aus dem Auto und rannte in den Wald hinein, in die Richtung, die der Renault genommen hatte. Die trockene Bodenvegetation raschelte im Dämmerlicht unter seinen Füßen. Als er die Nebenstraße erreichte, beschleunigte er die Schritte, bis er abrupt stehen blieb. Hinter einer Wegbiegung stand der Renault vor einem heruntergekommenen Haus. Außer Atem zog sich Luc in den Wald zurück. Über dem verlassen wirkenden Haus lag Stille. Nur der Motor des Renaults knackte vor Hitze. Die blassgrünen Fensterläden waren fest geschlossen, das Ziegeldach war stellenweise mit rostigem Blech ausgebessert worden. An einer Wand lehnte ein kaputtes Fahrrad, und etwas weiter weg lag eine rostige Mähmaschine, die bereits von Unkraut überwuchert wurde. Luc ging langsam zur Rückseite des Hauses. An einem Fensterladen waren zwei Bretter kaputt, dahinter schimmerte gelbliches Licht. Das Haus stand an einem flachen Hang, der in das bewaldete Tal hinunterführte. Auf der anderen Seite des Tals stieg ein steilerer Hang an, dem grüne Höhenzüge folgten. In der Ferne, zwanzig Kilometer weit weg, schimmerte im Dämmerblau das Mittelmeer.
    Luc bemerkte vierzig, fünfzig Meter vor sich eine Lichtung im Wald. Vorsichtig ging er näher heran. In der Mitte der Lichtung befand sich ein flacher Stein, hinter dem ein Kreuz aus zwei Ästen errichtet worden war. Rechts und links davon stand je eine verrußte Fackel.
    Luc erschrak. Aus dem Haus erschallte ein Gebrüll, das ihm das Blut in den Adern gefrieren ließ.
    Er zog sich weiter zwischen die Bäume zurück. Der Ort und die ganze Atmosphäre ließen ihn an den Massenselbstmord - oder eben Massenmord - der SonnentempelMitglieder in einem abgelegenen Haus in den Hügeln unweit von Genf denken. Normale Menschen hatten als Opfer der Sekte die Macht über sich selbst verloren und ihr Leben in die Hände der Kultvorsteher gelegt. So wie es Luc vor dreizehn Jahren beinahe selbst passiert wäre.
    Behutsam näherte er sich dem Haus. Wieder ertönte das Schreien, nun länger und jammervoller als zuvor. Eisige Beklemmung schnürte Lucs Brust ein. Der Schrei stammte von einem Mann, von einem jüngeren Mann.
    Alle Sinne aufs Äußerste gespannt und bereit, sofort in der Dunkelheit des Waldes zu verschwinden, näherte sich Luc weiter dem Haus. Er ging auf den beschädigten Fensterladen zu. Das gelbliche Licht drang ungefähr auf Augenhöhe heraus. Es waren noch drei Meter bis zum Fensterladen. Luc mochte keine Spannung, keinen hämmernden Puls und auch nicht das hohle Gefühl im Magen. Er hätte sich am liebsten aus dem Staub gemacht, aber er konnte die Gelegenheit nicht ungenutzt lassen. Er wollte gerade durch die Lücke im Fensterladen ins Haus spähen, da fiel auf der anderen Seite des Hauses die Tür zu. Er sprang zurück und verschwand im Wald. Von der schwarz gekleideten Frau, die um die Ecke kam, war in der zunehmenden Dämmerung nicht viel mehr zu sehen als die grau leuchtenden Haare. Sie trug etwas in der Hand, als sie auf die Lichtung zuging. Der Gegenstand sah aus wie ein Radiorecorder.
    Der Schrei erschallte zum dritten Mal. Es war unmöglich zu entscheiden, ob er durch seelischen oder durch physischen Schmerz ausgelöst wurde. Luc wusste, dass in Kulten mitunter nichts so war, wie es von außen den Anschein hatte. Zu manchen Ritualen konnten Todesschreie gehören, die mit dem Ausmaß der realen Angst nichts zu tun hatten.
    Er stand regungslos da und sah zu, wie die Frau die beiden Fackeln entzündete. Der Zwei-Millionen-Candela-Scheinwerfer des Hubschraubers strich über die schwarze Meeresoberfläche, auf der leere orangegelbe Rettungswesten trieben.
    Kurt Coblentz beobachtete aus dem Cockpit, wie der Lichtkegel unter ihm langsam weiter glitt und auf das abgerissene

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