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Remes, Ilkka - 2 - Hochzeitsflug

Remes, Ilkka - 2 - Hochzeitsflug

Titel: Remes, Ilkka - 2 - Hochzeitsflug
Autoren: Ilkka Remes
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der übermäßig gebräunten, hochnäsig wirkenden Frau, die dort saß: »Mein Mann war in der Unglücksmaschine. Ich will zur Absturzstelle.«
    »Wir prüfen gerade die Möglichkeiten eines Transports von Angehörigen nach Montenegro. Morgen früh wissen wir mehr...«
    »Sie prüfen die Möglichkeiten?«, wiederholte Rebecca mit einer eisigen, ruhigen Stimme, um die Christian sie beneidete. »Ob es einen Transport geben wird oder nicht?«
    »Wie gesagt, morgen können wir mehr sagen. Aber Sie erhalten von uns einen Hotelcoupon.«
    Rebecca drehte sich so schnell um, dass sie fast mit Christian zusammengeprallt wäre. »Mir ist nicht wohl«, sagte Christian gedämpft.
    »Du bist wahnsinnig blass ...«
    »Das meine ich nicht...« Er fasste Rebecca am Arm und redete aufgeregt weiter. »Das Wrack kann nicht leer sein. Die Passagiere lösen sich auf ihren Sitzen nicht einfach in Luft auf, egal ob sie leben oder tot sind.«
    »Außer wenn die Maschine eine Notlandung im Meer gemacht hat und die Passagiere versucht haben, sich zu retten.«
    »Sind die Rettungswesten benutzt worden?«
    »Das weiß ich nicht. Wir wissen hier gar nichts. Wir sind ganz auf Verlautbarungen und Gerüchte angewiesen«, schnaubte Rebecca und drängte sich wieder durch die Menge, dicht gefolgt von Christian.
    »Was hast du vor?«, fragte dieser außer Atem, als sie einen weniger vollen Terminalbereich in der Nähe der Rolltreppen erreicht hatten.
    »Ich fliege auf eigene Faust hin. Regus Air hat überhaupt nicht vor, einen Transport zu organisieren, die sind völlig unfähig. Die Reporterin vorhin hat gesagt, über Belgrad kommt man zumindest mit Lufthansa und JAT nach Podgorica, und von Podgorica ist es mit dem Auto nicht weit bis an die Küste.«
    »Aber die Regus hat versprochen, einen Transport...«
    »Sie versprechen gar nichts, wie du selbst gerade gehört hast. Sie >prüfen die Möglichkeit. Du verstehst doch, was das heißt?«
    Christian schämte sich für seine Ratlosigkeit und Blauäugigkeit.
    Rebecca blickte auf die Abflugmonitore. »In einer Stunde geht ein Flug nach Belgrad. Wenn, dann müssen wir jetzt handeln.«
    Christian musterte sie. »Sollten wir nicht doch noch abwarten...« Die Vorstellung, fliegen zu müssen, weckte Beklemmung in ihm.
    »Warten worauf? Auf noch mehr Gerüchte? Ich will selbst sehen, was dort vorgeht. Wenn Mark hier wäre und ich in der Maschine, würde er keine Sekunde zögern. Ich gehe mir ein Ticket kaufen.«
    »Ich will auch zum Unglücksort, unbedingt. Aber ich weiß nicht, ob es klug ist, so spät am Abend...«
    »Wann dann?«, fragte Rebecca ruhig und ging los. Ihre aufrechte Haltung unterstrich die Kraft ihrer Seele, die in dem kleinen Körper wohnte.
    Christian dachte nach. Wann dann? Genau. Was sollte er in Frankfurt tun? Warten, die Hochzeitsvorbereitungen absagen? Sich endlos alles durch den Kopf gehen lassen, um Tina trauern? Wenn er seine Braut wirklich liebte, musste er alles aufs Spiel setzen und sich nicht von Flug angst oder anderen Vorwänden aufhalten lassen ... Er lief Rebecca nach. »Warte!« Sie blieb stehen.
    »Ich komme mit. Aber was ist mit dem Visum?« »Für Jugoslawien braucht man ein Visum, für Montenegro nicht.«
    Luc Cresson wischte sich den Schweiß vom pockennarbigen Gesicht, als er die breite Treppe zum Foyer der Klinik hinunterging.
    »Es war Glück im Unglück«, sagte er in sein Handy zu Beas Vater am anderen Ende der Leitung. »Sie hat Morphium gegen die Schmerzen bekommen, außerdem sind die Abwehrmechanismen unmittelbar nach der Narkose ohnehin schwach.« »Was hat sie gesagt? Wie hat sie reagiert?«
    »Excusez-moi, Monsieur«, rief der Pförtner, der aussah wie ein in die Jahre gekommener Skinhead, hinter dem Empfangstresen. »Handys sind hier drin verboten, gehen Sie raus, wenn Sie telefonieren wollen.«
    Luc hob lächelnd die Hand und trat ins Freie, wo es dank des Windes etwas kühler war als drinnen. Die Abendsonne stand tief am wolkenlosen Himmel.
    »Der Prozess ist gut in Gang gekommen«, sprach er weiter ins Telefon. »Aber wir müssen sie an einen Ort bringen, wo ihre Freunde sie nicht finden. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie versuchen, zu ihr vorzudringen.«
    »Handeln Sie schnell. Haben Sie schon einen geeigneten Ort im Sinn?« Luc trat, während er sprach, in den Schatten einer Palme am Rand der mit Blumenbeeten dekorierten Rasenfläche. »Ich habe bereits eine Privatklinik in Nizza angerufen. Sie ist teuer, aber gut.«
    »Machen Sie sich über die
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