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Remes, Ilkka - 2 - Hochzeitsflug

Remes, Ilkka - 2 - Hochzeitsflug

Titel: Remes, Ilkka - 2 - Hochzeitsflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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Stück einer Tragfläche stieß. Direkt am Ufer lag ein großes Wrackteil im Wasser; das einem dynamischen Pfeil nachempfundene schicke Logo der Regus Air leuchtete deutlich sichtbar. Alle anderen Insassen des Helikopters trugen Helme, nur Coblentz nicht. Er starrte nach unten und redete mit niemandem, spürte jedoch die Blicke der fünf weiteren Passagiere an Bord auf sich. Der Hubschrauber landete auf dem Streifen Land zwischen dem Ufer und einer steil aufragenden Felswand, und Coblentz öffnete routiniert den Sicherheitsgurt. Er nahm den abgenutzten flachen Aluminiumkoffer vom Boden, und einer der Mitpassagiere öffnete ihm die Schiebetür, wobei er es vermied, ihm in die Augen zu sehen.
    Coblentz stieg aus, ohne sich auch nur einen Millimeter zu bücken, obwohl die Rotorblätter über ihm die Luft zerstückelten. Die Schöße seines langen, dunkelvioletten Mantels flatterten, als er mit dem Koffer in der Hand auf das Wrackteil am Ufer zuging. Daneben, in einer engen Felsnische, war ein Zeltdach aufgespannt, vor dem eine Satellitenantenne stand. Das Brummen des Strom produzierenden Aggregats ging im Lärm des Helikopters und im Rauschen des Windes unter. Die Batterie von Halogenscheinwerfern, die an einem Teleskopmast brannten, sorgte dafür, dass die Schatten der Männer, die sich über etwas beugten, das sie offenbar gemeinsam untersuchten, unnatürlich scharf geschnitten waren.
    »Er kommt.«
    Coblentz hörte die schnell ausgesprochenen Worte, in deren Folge die Männer sich aufrichteten. Er hasste die Mischung aus Angst und Gefallsucht, die sich auf den Gesichtern widerspiegelte.
    »Wir haben sie gefunden«, sagte einer der Männer.
    Coblentz blieb stehen, um sich das Fundstück anzuschauen. Für ihn war es Ehrensache, ein Gesicht zu wahren, das wie aus Stein gehauen wirkte, auch wenn die Männer noch so sehr eine Reaktion erwarteten.
13
    Luc Cresson lag im dunklen Wald auf trockenem Laub und versuchte zu hören, was die Mitglieder des Neuen Morgens am Lagerfeuer redeten.
    Außer der Frau und dem jungen Mann, die mit dem Renault vom Krankenhaus gekommen waren, hatten sich noch zwei Männer eingefunden. Die vier saßen im Kreis zusammen und unterhielten sich. Der süße Duft eines Jasminräucherstäbchens schwebte heran und drang Luc in die Nase.
    Aus dem Haus war schon länger kein Schreien mehr zu hören. Hatte es sich bei dem Schreienden um den jungen Mann gehandelt, der mit der Frau im Krankenhaus gewesen war und der jetzt neben ihr saß, oder war noch jemand im Haus, der nicht an der Sitzung bei Fackelschein teilnahm?
    Luc hatte mit dem Gedanken gespielt, einen Blick ins Haus zu werfen, während die Mitglieder am Feuer saßen, aber es war unmöglich, sich unbemerkt in der Nähe des Hauses zu bewegen. Er begriff, dass er diesmal nicht mehr über die Gruppe erfahren würde, und trat langsam den Rückzug an. Erst als er ganz sicher war, im Dunkeln nicht mehr gesehen werden zu können, stand er auf.
    Hinter sich im Wald hörte er jemanden rufen.
    Luc blickte sich um, sah in der Dunkelheit aber nichts als die dicken Stämme von Buchen. Er erstarrte auf der Stelle, um zu lauschen.
    Auf einmal schien sich hinter jedem Stamm ein Mensch zu verstecken. Unmittelbar in seiner Nähe knackte ein Zweig. Jemand ging durch den Wald auf ihn zu. Luc spannte die Muskeln an.
    Die Schritte hielten hinter einem Mimosenstrauch an, dann entfernten sie sich allmählich. Am Rand des Grundstücks vor dem Haus ging eine helle Taschenlampe an. Luc setzte sich in Bewegung und eilte, so leise er konnte, zu seinem Wagen. Sobald die kurvenreiche Gebirgsstraße die Passhöhe überwunden hatte, tat sich vor Christian und Rebecca die Adriaküste im Schein des Mondlichts auf. Der Anblick des Meeres ließ Christian erschaudern.
    Das Wrack ist leer.
    Der unfassbare, unheimliche Satz klang in Christians Kopf nach. Er fragte sich, was es für ein Gefühl sein würde, die Überreste der Maschine zu Gesicht zu bekommen. Weiter wagte er nicht zu denken. Im Autoradio wurde geredet, aber Christian erkannte nicht einmal die Sprache, es mochte Slowenisch oder Serbokroatisch sein. Seit Stunden hatten sie keine Nachrichten mehr gehört.
    Die kyrillischen Buchstaben neben den lateinischen auf den Straßenschildern steigerten weiter das Gefühl der Fremdheit. Es hatte bereits eingesetzt, als sie in Belgrad umgestiegen waren, und war nach Mitternacht auf dem Flughafen Podgorica, wo noch die Spuren der Nato-Bomben zu sehen waren, stärker geworden. Der

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