Remes, Ilkka - 2 - Hochzeitsflug
der Reporterin war über das Rauschen der Wellen hinweg zu hören. »...Die Polizei hat die Unglücksstelle abgesperrt, nicht einmal Vertreter der Medien werden herangelassen. Die Tatsache, dass auch Filmaufnahmen vom Hubschrauber aus verboten sind, wirft Fragen auf. Hier in Pjevac herrscht Irritation, da im Lauf der Nacht bislang keine der vielen offenen Fragen beantwortet worden ist...«
Von Süden her näherte sich entlang der Küstenlinie ein Helikopter, und die Reporterin musste lauter sprechen.
»Die Aktivitäten der Behörden wirkten dennoch lebhaft, weshalb sich das Interesse aller auf die Pressekonferenz richtet, die für morgen früh um sieben anberaumt worden ist. Sylvia Epstein, Sky News, Pjevac, Montenegro«, sagte die Reporterin, und sogleich schaltete der Kameramann den Scheinwerfer an seiner Kamera aus.
»Entschuldigung«, sprach Christian die Journalistin an, die aus einer abgewetzten Ledertasche im Sand eine Schachtel Zigaretten kramte. »Meine zukünftige Frau war in der RegusAir-Maschine, ebenso wie der Mann einer Freundin von mir...« Die Reporterin hielt beim Anzünden der Zigarette schützend die Hand gegen den Wind. »Tatsächlich?« Die Flamme des Feuerzeugs erleuchtete ein hartes, stark geschminktes Gesicht. »Wie kommt es, dass Sie hier sind? Ich habe gehört, es würden vorläufig keine Angehörigen hertransportiert.« Sie brachte ihre Zigarette zum Brennen, blickte nach oben und stieß den Rauch durch die Nase aus. »Regus Air ist nicht Swissair. Und Pjevac ist nicht Nantucket. Und unter den Passagieren saß auch nicht gerade die Hautevolee von Genf. Das meine ich nicht böse.«
»Ist die Unglücks stelle weit von hier?«, fragte Christian, ohne sich an dem brüsken Ton der Frau zu stören.
»Ich schätze, so fünf Kilometer.«
»Sie schätzen? Waren Sie nicht dort?«
»Niemand ist dort gewesen. Noch nicht. Das ist ein mysteriöser Fall, selbst wenn man das leere Wrack außer Acht lässt. Ein verdammt mysteriöser Fall.«
Der ernste, irritierte Ton der erfahrenen Journalistin jagte Christian einen Schauer über den Rücken. Er spielte an den Nähten von Tinas Tasche und blickte auf den Kameramann, der dabei war, seine Gerätschaften einzupacken.
Die Reporterin richtete den Blick aufs Meer, über dem das Licht eines Leuchtturms aufflammte. »Ich war in Paris beim Absturz der Concorde, in Amsterdam beim El-Al-Unglück, in Lockerbie bei Pan Am, aber hier läuft alles vollkommen anders. Kein Informationsfluss, alles äußerst schwerfällig.«
»Könnte es eine Rolle spielen, dass wir uns in Montenegro befinden?«, fragte Rebecca. »Na klar. Aber immerhin leitet die ICAO die Ermittlungen.«
»Die ICAO?«
»International Civil Aviation Organisation. Die Leitung der Ermittlungen liegt praktisch in deutscher Hand, weil die Maschine in Deutschland registriert war. Wo sind Sie untergebracht?«
»Wir haben noch kein Quartier«, sagte Christian.
»Ein Teil der Journalisten wohnt in Budva, weil es dort die besseren Hotels gibt. Aber die Fahrerei kostet Zeit, darum übernachten die meisten in Pjevac. Ich kann Ihnen Zimmer in unserem Hotel besorgen ... es ist ein erbärmliches Loch, nur für uns aufgemacht worden.«
»Danke, aber wir besorgen uns selbst ein Hotel«, sagte Rebecca.
Die Journalistin lächelte trocken und sog mit hohlen Wangen an ihrer Zigarette. »Sie fürchten, ich würde Ihnen mit Interviewanfragen in den Ohren liegen.« »Ich kenne die Spielregeln inzwischen.«
»Sie werden mir keinen Dank schuldig sein, auch wenn ich Ihnen helfe. Sie können später selbst entscheiden, mit wem Sie reden oder ob überhaupt. Okay?« Rebecca nickte unsicher.
Christian trat zu dem Kameramann, der einen ebenso hartgesottenen Eindruck machte Christian trat zu dem Kameramann, der einen ebenso hartgesottenen Eindruck machte Kamera bekomme? Meine ist im Eimer.«
»Das ist ein auslaufendes Format«, sagte der Kameramann, während er das Stativ zusammenklappte. »Von denen sind nicht mehr viele im Umlauf.«
»Könnte es sein, dass ein Kollege von Ihnen eine als Ersatzkamera dabei hat?« »Die Hi8 ist von der Qualität her eine Amateurkamera. Könnte höchstens sein, dass ein einheimischer Kollege eine in Reserve hat.«
»Du fährst jetzt direkt zum Rathaus und baust auf«, sagte die Reporterin zum Kameramann. »Ich komme nach. Wir gehen nur kurz am Hotel vorbei.« »Wir werden doch auch zu der Pressekonferenz hineingelassen, obwohl wir keine Journalisten sind?«, fragte
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