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Remes, Ilkka - 2 - Hochzeitsflug

Remes, Ilkka - 2 - Hochzeitsflug

Titel: Remes, Ilkka - 2 - Hochzeitsflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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um eine Geldbörse ärmer sein«, murmelte Christian an ihrer Seite. »Oder im schlimmsten Fall um unser Leben.«
    »Keine Angst, ich passe schon auf dich auf.«
    Rebeccas bitterer Unterton ließ Christian nachgeben. Die Häuser, die Mauer an Mauer standen, wurden immer baufälliger, ihre Eingangstüren gingen direkt auf die Straße. Der vom Meer kommende Wind trieb Papierabfall durch die menschenleeren Gassen und brachte an die Wand gekleisterte rissige Plakate zum Flattern. Der Junge bog in eine Querstraße ein und blieb stehen, um auf sie zu warten. Unter einer matten Straßenlaterne sah man schwarze, aufgesprühte kyrillische Buchstaben auf einer Betonwand sowie eine kantige Figur, die Christian an etwas erinnerte. »Ich glaube nicht, dass das klug ist«, flüsterte er.
    »Was meinst du mit >Sachen, die mit dem Unglück zu tun haben    »Das werdet ihr gleich sehen«, entgegnete dieser und ging weiter.
    Erst jetzt sah Christian die Narbe, die sich von der Schläfe bis zum Nacken des Jungen erstreckte, und er bereute allmählich ernsthaft, dem wortkargen Burschen gefolgt zu sein.
    »Mir gefällt das nicht.«
    Rebecca blieb stehen. Auch ihr schienen Mumm und Neugier abhanden gekommen zu sein.
    Der junge Mann drehte sich zu ihnen um. »Ich war in den Bergen, als die Maschine abstürzte.«
    Dieser Satz elektrisierte mit einem Schlag die Luft.
    »Willst du damit sagen, dass du den Absturz gesehen hast?«, fragte Christian zögernd. »Ich habe Lärm gehört. Dann bin ich zum Ufer abgestiegen, nahe bei der Absturzstelle.« Das schlechte und undeutlich ausgesprochene Englisch des Jungen war kaum zu verstehen. »Im nächsten Haus ist es.«
    Christian und Rebecca folgten ihm wortlos. Der Junge öffnete eine Tür und winkte sie ins Haus. In dem kühlen Flur roch es nach feuchtem Hundefell. Christians Herz pochte. Er versuchte, im Dunkeln etwas zu sehen, und wartete unwillkürlich auf einen Schlag von hinten. Plötzlich erschrak er, als eine Hand seinen Ellenbogen berührte. Es war Rebeccas Hand.
    »Hier entlang«, sagte der Junge und schaltete im angrenzenden Raum eine Stehlampe an. Ungleichmäßig und fleckig drang das Licht durch den gelben Lampenschirm. Zögernd betrat Christian den Raum, gefolgt von Rebecca. In dem kleinen Zimmer standen ein zerfetztes Sofa und ein Fernseher, auf dem Fußboden lag ein abgetretener Teppich. Auf dem Bildschirm war nur ein schwarzweißes Rauschen sichtbar, wodurch die halb leere Weinflasche auf dem Tisch einen flackernden Schatten gegen die Wand warf. Die Spitze des Schattens traf ein mit Reißnägeln an der Wand befestigtes Bild von Dukanovic, dem Anführer des autonomen Montenegro. »In der Nähe der Unglücksstelle trieben Schrott und alle möglichen Sachen im Meer. Am Strand habe ich unter lauter Metallteilen das hier gefunden.«
    Er zog einen Müllsack unter dem Sofa hervor und leerte ihn auf dem Fußboden aus. Mehrere Geldbörsen, drei Kameras, zwei Videokameras, von denen eine übel demoliert war, ein Christian unbekannter Metallgegenstand, vier Handtaschen und zwei größere Umhängetaschen kamen zum Vorschein.
    Rebecca sah die Sachen aufgeregt durch, schien aber nicht zu finden, was sie suchte. Christian starrte auf eine der beiden Umhängetaschen.
    Tina besaß so eine.
    »Du musst das zur Polizei bringen«, sagte Rebecca.
    »Zur Polizei?« Der Junge schien ehrlich erstaunt. »Als ich zum letzten Mal dort war, haben sie mich halb tot geschlagen.«
    »Wir wollen mit so etwas nichts zu tun haben«, meinte Rebecca.
    Christian kniete sich hin und machte wie unter Schock die Umhängetasche auf. Darin fand er eine Sonnenbrille, wie Tina sie hatte ... Christian beherrschte sich und untersuchte weiter den Inhalt. Rebecca beobachtete ihn, sie schien zu ahnen, wer die Eigentümerin der Tasche war. Christians Finger stießen auf ein Stück Papier. Er warf einen Blick darauf und sah eine Handschrift, die er kannte. Sie hatte hastig wenige Worte aufgeschrieben:
    WIR STÜRZEN BALD AB. ICH FILME HEIMLICH.
    Christian ließ den Zettel zurück in die Tasche fallen und zwang sich, ruhig zu bleiben. »War eine der beiden Videokameras in dieser Tasche?«, fragte er mit pochendem Herzen.
    »Die Sony.«
    Der Form halber ging Christian die übrigen Sachen durch und gab sich dabei Mühe, seine Aufregung zu verbergen. Wo hatte Tina die Kamera hergehabt? Warum musste sie heimlich filmen? Was hatte sie gefilmt?
    Rebecca nahm eine der Geldbörsen in die Hand. »War da kein

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