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Remes, Ilkka - 2 - Hochzeitsflug

Remes, Ilkka - 2 - Hochzeitsflug

Titel: Remes, Ilkka - 2 - Hochzeitsflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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Geld drin?« »Nein.«
    Selbst ein Kind hätte gesehen, dass der junge Mann log.
    Christian griff zu der Videokamera. Das Objektiv war kaputt und an der einen Seite des Gehäuses fehlte die Hälfte.
    Aber die Kassette war noch drin.
14
    »Was willst du?«, zischte Christian dem jungen Mann zu, der eine Schachtel Zigaretten aus seiner Lederjacke zog und sich eine anzündete. Die Flamme des goldenen Feuerzeugs wollte nicht wieder ausgehen, und der Junge musste den Mechanismus mit dem Finger zudrücken. »Geld.«
    Christian zwang sich, Ruhe zu bewahren. »Warum sollte jemand hierfür etwas bezahlen ?«
    »Weil jemand eine letzte Erinnerung von einem Angehörigen haben will«, grinste der Junge und steckte das defekte Feuerzeug in die Tasche zurück.
    Rebecca stand wütend auf. »Wir wollen mit so etwas nichts zu tun haben ...« »Wie viel willst du für die Videokamera?«, fragte Christian den Jungen, ohne auf Rebeccas bestürzte Miene zu achten.
    Der junge Mann wollte etwas antworten, wog dann aber die Lage offenbar noch einmal ab. Er zog an seiner Zigarette und sagte: »Zweitausend D-Mark.«
    »Mach dich nicht lächerlich.«
    »Die Kamera enthält eine Kassette. Die hat Erinnerungswert für jemanden. Für Leute wie euch sind zweitausend ein Klacks.«
    »Kann sein, aber ich trage solche Summen nicht mit mir herum.«
    »Dann musst du das Geld holen, wenn du die Kamera willst.«
    »Umgekehrt. Ich nehme die Kamera mit und bringe dir dann das Geld.« Der Junge lächelte und blies den Rauch durch die Nase.
    Christian zog sein Portemonnaie heraus. Rebecca wunderte sich immer mehr. »Hier sind achthundert D-Mark.« Christian hielt dem Jungen ein Bündel Scheine hin. »Den Rest hole ich, sobald die Banken aufmachen. Oder gibt es hier einen Automaten?«
    Der Junge schüttelte den Kopf und rührte das Geld nicht an. »Ich will deinen Pass als Pfand. Du kannst das Geld mit Visa am Bankschalter holen.«
    Christian überlegte einen Moment. »Ohne Pass bekomme ich mit der Visa-Karte kein Geld am Schalter.«
    »Aber sie bekommt welches«, sagte der Junge und nickte in Richtung Rebecca. Christian gab ihm seinen Pass.
    »Was machst du da für einen Blödsinn?«, zischte Rebecca.
    Christian nahm keine Notiz davon. »Wann macht die Bank auf?«
    »Um halb neun.«
    »Dann komme ich wieder.«
    Christian legte die Kamera in die Umhängetasche.
    »Die Tasche kostet zweihundert.«
    Christian hätte dem jungen Mann am liebsten eine Ohrfeige verpasst, aber er behielt sich unter Kontrolle. »Die nehme ich auch. Wie viele Leute wissen von deinem Fund?« »Niemand.«
    Der Junge begleitete Christian und Rebecca auf die Straße. Christian sah auf die Hausnummer neben der Tür.
    »Ist das Tinas Tasche?«, fragte Rebecca, während sie in Richtung Ufer gingen. »Dann suchen wir jetzt ein Polizeirevier. Alles, was am Unglücksort gefunden worden ist, muss der Polizei übergeben werden ...«
    »Sei still.«
    Christian las den in kyrillischen Buchstaben geschriebenen Straßennamen an der Ecke und versuchte, ihn sich so gut es ging einzuprägen.
    »Das hier ist Tinas Handschrift«, flüsterte er und nahm den Zettel aus der Umhängetasche.
    Rebecca starrte das Stück Papier an. »Willst du damit sagen, dass ...«
    »Ich weiß es nicht. Aber es sieht so aus«, sagte Christian aufgeregt. Er nahm die Kamera in die Hand und flüsterte: »Sie hat vor dem Unglück gefilmt. Im besten Fall kann die Kassette die Ursache der Katastrophe enthüllen.«
    Christian sah sich die beschädigte Kamera genauer an. Es war ein Modell, für das man Hi8-Kassetten benötigte. Würde er eine entsprechende Kamera auftreiben, könnte er sich die Kassette auf deren Monitor ansehen.
    »Wir müssen sie sofort den Behörden übergeben«, sagte Rebecca.
    Christian legte die Kamera entschlossen in die Tasche zurück. »Unbedingt. Aber ich will die Kassette zuerst selbst ansehen«, entgegnete er und ging weiter in Richtung Ufer.
    »Lass uns zum Marktplatz gehen und nach einem der Unfallermittler suchen«, schlug Rebecca vor.
    Christian antwortete nicht. Wenige hundert Meter vor dem Parkplatz kamen sie an einen Strandabschnitt. In der Ferne leuchtete neben den Wellenbrechern ein heller Kamerascheinwerfer, vor dem eine Reporterin mit Mikrofon stand. Automatisch änderte Christian die Richtung und ging auf das Licht zu.
    »Was hast du vor?«, fragte Rebecca.
    Ohne zu antworten, stapfte Christian durch den weichen Sand, wobei er den Riemen der Umhängetasche fest umklammert hielt.
    Die Stimme

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