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Remes, Ilkka - 2 - Hochzeitsflug

Remes, Ilkka - 2 - Hochzeitsflug

Titel: Remes, Ilkka - 2 - Hochzeitsflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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für alles wird sich eine rationale Erklärung finden«, sagte er und musste sich räuspern. »Aber im Moment haben wir es mit einer unbekannten Größe zu tun.«

15
    Luc Cresson saß neben Béa im hinteren Teil des schaukelnden Krankenwagens. So früh am Morgen herrschte so gut wie kein Verkehr zwischen Cannes und Nizza. Vor den Kreuzungen ließ der Fahrer die Sirene aufheulen und fuhr über Rot, obwohl es sich nur um eine Patientenverlegung handelte.
    »Ich habe den Neuen Morgen verraten, und jetzt ist Jacob ... tot.« Béas Augen waren rot vom Weinen. Ihre Haare fielen auf den groben Einwegbezug des Kopfkissens, ihr Gesicht war blass. Im Krankenwagen roch es stark nach Desinfektionsmittel. Luc musterte Béa, die längst nicht mehr so kooperationswillig war wie am Vortag nach dem Aufwachen aus der Narkose. Am frühen Morgen hatte sie in der Klinik einen Nachrichtenausschnitt gesehen, in dem vom Schicksal der RegusAir-Maschine die Rede gewesen war. Danach hatte die Schwester ihr ein Beruhigungsmittel geben müssen.
    »Erzähl mir von Jacob«, bat Luc.
    »Ich habe doch schon gesagt, dass ich das nicht will. Und nicht kann. Es gibt nichts über ihn zu erzählen. Jacob ist ein Rätsel. Er hätte Verständnis für meine Entscheidung gehabt... Jacob ist nicht wie die anderen ...« Béas Stimme brach.
    »Hat er im Haus gewohnt?«
    Sie schüttelte den Kopf. »In der Rue Henri Paschke, gegenüber der Bäckerei.«
    Luc prägte sich die Adresse ein. »Weißt du, ob im Haus Gewalt ausgeübt wurde?«
    »Wieso?« Sie wirkte ehrlich erstaunt.
    Beas spontane Reaktion beruhigte Luc. Der Schrei hatte bis weit in die Nacht in seinen Ohren nachgehallt, aber er war noch nicht so weit, sich an die Polizei zu wenden.

    Der Krankenwagenfahrer ließ erneut die Sirene aufheulen, und das Auto geriet leicht ins Schwanken.
16
    Christian berührte die Innentasche seiner Jacke, wo die Kassette zu spüren war, und starrte dabei auf den Oberst. Als er einen Blick auf Rebecca warf, bemerkte er, dass sie kreidebleich war und die Augen geschlossen hatte.
    »Bist du in Ordnung?«, flüsterte er.
    Sie nickte und öffnete die Augen, in denen ein ängstlicher Schimmer lag. Der Saal vibrierte vor Erwartung. Der Oberst hustete und sammelte seine brüchige Selbstsicherheit.
    »Zunächst kurz etwas zu dem Hintergrund, warum wir an der Ermittlung beteiligt sind, obwohl das Unglück ein Zivilflugzeug betrifft. Jugoslawien wird demnächst der internationalen Zivilluftfahrtorganisation ICAO beitreten ...«
    Der Oberst blickte in seine Unterlagen und fuhr mit monotoner Stimme fort: »Gemäß Artikel 13 des ICAO-Abkommens und Paragraph 12 der Satzung der nationalen jugoslawischen Zivilflugorganisation wurde für die Untersuchung des Unglücks von Flug 213 eine Kommission eingesetzt, die sich aus Vertretern der genannten Organisationen sowie der deutschen Untersuchungsstelle für Flugunfalluntersuchung BFU zusammensetzt, da das betroffene Flugzeug in Deutschland registriert war.« Während er sprach, schrieb der Oberst mit einem Filzstift die Abkürzungen der genannten Institutionen auf das Flipchart und skizzierte mit wenigen Strichen ein Organisationsschema. Es sah aus, als würde er auf Zeit spielen, seinen Vortrag hinauszögern wollen. Die Zuhörer wurden unruhig und warteten darauf, dass er endlich zur Sache kam.
    »Zusätzlich wurden Experten von der britischen Flugunfalluntersuchungsbehörde AAIB, von der US-amerikanischen Unfalluntersuchungsbehörde NTSB sowie von der Luftwaffe der Vereinigten Staaten berufen.«
    Die Worte des Oberst strömten als einförmige, nicht zu fassende Liturgie in Christians Ohren. Eventuelle wesentliche Aspekte gingen in den Formalien, in denen es von Abkürzungen wimmelte, unter. Die Journalisten im Saal machten sich Notizen. Es herrschte ungeduldige Stille.
    »Aufgrund von Faktoren, die mit dem Unfallort und der Ermittlung zu tun haben, ist die Hauptverantwortung für die Untersuchung an die US-Luftwaffe übergegangen, als deren Vertreter ich hier stehe. Ich werde nun kurz den Ablauf des Unglücksflugs durchgehen, soweit er bekannt ist.«
    Ein verärgertes Raunen ging durch den Saal. »Was meinen Sie...«
    »Was heißt >übergegangen    »Wie gesagt, ich werde jetzt den Ablauf des Unglücksflugs durchgehen, soweit er bekannt ist«, fuhr der Oberst unerschütterlich fort.
    »Aber...«
    »Fragen können im Anschluss daran gestellt werden.« Der Oberst brachte auf dem Flipchart eine Karte von

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