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Remes, Ilkka - 2 - Hochzeitsflug

Remes, Ilkka - 2 - Hochzeitsflug

Titel: Remes, Ilkka - 2 - Hochzeitsflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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den Kurs nach Süden richtete. Wie Sie wissen, kommt es aufgrund des Funktionsprinzips des Radars in Gebirgsregionen zu toten Zonen.«
    Der Oberst legte eine neue Karte auf. Sie zeigte die gesamte Adriaregion. Christian beugte sich zu Rebecca. »Wie geht es dir?«
    »Ein wenig besser. Die frische Luft hilft.«
    »Nach einer toten Zone in den Dolomiten konnten mehrere Radarbeobachtungen von 213 gemacht werden, örtlich auch Sicht-und Hörbeobachtungen. Nachdem die Maschine den Lago di Marano überquert hatte, flog sie weiter auf das Adriatische Meer zu. Aufgrund des weiten Abstands der Radarstationen liegt der untere Rand des Radarfeldes in der Meeresregion höher; wegen der extrem niedrigen Flughöhe von 213 war daher keine durchgehende Beobachtung möglich. Westlich der Insel Hvar stieg die Maschine plötzlich rapide auf und flog an der Küste entlang in Richtung Süden, bis seine Flugbahn über der Küste Montenegros jäh nach Osten abwich. Die Maschine stürzte ins Meer und schlitterte zwei Kilometer südlich des Dorfes Bigovo ans Ufer. Zu dem Zeitpunkt hatte die Flugüberwachung der Nato einen genauen Begriff von der Stelle, an der die Maschine zerschellte, und auf Bitte der Küstenwache Montenegros wurden vom italienischen Stützpunkt Aviano aus unverzüglich Rettungsmaßnahmen eingeleitet. Die Unglücksstelle ist aufgrund des Gebirges praktisch nur auf dem See-und Luftweg zu erreichen.«
    Christian schloss aus dem Verhalten der Journalisten, dass etwas nicht stimmte. Viele sprachen in ihre Satellitentelefone oder redeten aufgeregt untereinander. »Unsere ersten Hubschrauber waren etwa um 13 Uhr vor Ort«, fuhr der Oberst fort. Seine Stimme sollte sicher klingen, aber er konnte seine Anspannung nicht ganz überspielen.
    »Und wie gesagt, die größten Wrackteile waren leer. Vorläufig sind weder im Meer noch an Land Leichen von Passagieren gefunden worden. Es hat den Anschein, als sei der Rumpf der Maschine beim Aufprall aufs Wasser so stark beschädigt worden, dass sämtliche Passagiere ins Wasser geraten sind. Die Rettungswesten unter den Sitzen sind nicht benutzt worden, weshalb eine unkontrollierte Notlandung stattgefunden haben muss. Zieht man die Umstände in Betracht, scheint es wenig wahrscheinlich, dass noch überlebende Passagiere gefunden werden.«
    Christian und Rebecca sahen einander mit leerem Blick an. Auch Christians letzter heimlicher Hoffnungsfunke erlosch.
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    »Wir suchen intensiv nach Toten, aber auch nach dem Stimmenrecorder und Flugdatenschreiber, also nach der so genannten >Blackbox<«, fuhr der Oberst fort. »Das Problem, das wir dabei haben, ist, dass der Sonarsender unter Wasser offenbar nicht aktiviert wurde. Dieser Pinger sendet ein akustisches Signal von 37,5 Kilohertz aus, das mit einem speziellen Empfänger gehört werden kann, aber alles deutet darauf hin, dass der Sender Schaden genommen hat. Das zweite Problem hat mit der Tiefe des Wassers und den Meeresströmungen an der Unfallstelle zu tun. Wir werden in Kürze eine Robotertauchanlage der Marine vor Ort haben.«
    Der Oberst sah auf die Uhr und sagte betont energisch, als wolle er sich für die bevorstehende Schlacht wappnen: »Ich habe für Ihre Fragen zehn Minuten vorgesehen und erkläre schon vorab, dass ich mich an diese Vorgabe halten werde. Bitte sehr.« Der Saal explodierte förmlich. Zig Journalisten reckten die Hände und riefen laut ihre Fragen.
    »Ruhe!« Der Oberst machte eine Befehlsgeste, die verblüffend effektiv den Lärmpegel dämpfte.
    »Danke«, sagte er beinahe sanft, als wäre er selbst von der Wirkung seines Befehls überrascht. »Ich bitte Sie, Ihren Namen und das Medium, das Sie vertreten, zu nennen. Und der Reihe nach, bitte.« Er deutete auf einen Journalisten ganz vorne. »Manfred König, dpa. Sie haben am Anfang den außer gewöhnlichen Charakter des Unglücks hervorgehoben und gesagt, >im Moment haben wir es mit einer unbekannten Größe zu tun<. Was wollten Sie damit andeuten?« »Viele Aspekte des Unglücks sind trotz intensiver Ermittlungen noch immer dubios. Das größte Mysterium besteht jedoch in der Frage, wie es möglich sein kann, dass noch immer keine einzige Leiche im Wrack oder im Meer gefunden worden ist.« »John Davies, >The Times<. Waren die Sicherheitsgurte im Wrack geöffnet oder geschlossen?«
    Der Oberst überlegte kurz. »Ich kenne die Details nicht«, sagte er und nickte sofort dem nächsten Journalisten zu.
    »AP, Jacques Dumas. Lokalen Gerüchten zufolge waren am Fundort

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