Remes, Ilkka - 2 - Hochzeitsflug
dass es mit dem Unglück in Verbindung steht.«
Ein Raunen ging durch den Saal. Offenbar hatte niemand geglaubt, dass der Oberst dem Phänomen Beachtung schenken würde. Der Journalist, der die Frage gestellt hatte, hakte überrascht nach: »Sie halten es also im Prinzip für möglich, dass ein unbekanntes Flugobjekt mit dem Unglück zu tun haben könnte?«
»Wie gesagt, wir stehen vor einem großen Rätsel«, sagte der Oberst. »Sämtliche Spekulationen sind in dieser Phase sinnlos.«
Die Aufregung im Saal nahm immer mehr zu. Christian konnte den Wunsch der Journalisten, das Ganze in die Richtung zu lenken, die die Sensationslust ihrer Leser befriedigen würde, nur mit einem verächtlichen Schnauben quittieren. Er sah schon die Schlagzeile der >Bild<-Zeitung vor sich: UFO verursacht Absturz der Regus-AirMaschine - alle Passagiere entführt?
»Mir gefällt das nicht«, sagte Rebecca mit blutleeren Lippen.
»Versuch, einen kühlen Kopf zu bewahren. Wir dürfen uns nicht zu Dummheiten hinreißen lassen.« Es gelang Christian nicht, so überzeugend zu klingen, wie er es beabsichtigt hatte. Er musste sofort sehen, was auf der Kassette war.
Als der Oberst merkte, was für eine Unruhe seine Worte ausgelöst hatten, fügte er mit Nachdruck hinzu: »Beachten Sie, dass ich von einem unbekannten Lichtphänomen gesprochen habe, nicht von einem unbekannten Flugobjekt. Die nächste Pressekonferenz findet um zehn statt. Vielen Dank.«
Er nahm seine Unterlagen und verließ das Rednerpult. Im Saal brach ein komplettes Durcheinander aus, weil alle Reporter und Fotografen zum Ausgang stürzten. Christian fuhr aus seinen Gedanken auf und versuchte dem Oberst mit dem Blick zu folgen. Jeder Journalist wollte einen Kommentar erhaschen, egal wie kurz, aber der Oberst marschierte ohne eine Miene zu verziehen zur Tür.
Christian bahnte sich mit den Ellbogen einen Weg durchs Gedränge. Die Journalisten waren hartnäckige Gegner, weshalb er seine ganze Kraft einsetzen musste. Als er schließlich die Tür erreicht hatte, war der Oberst bereits draußen. Christian drängte sich durch die Eingangshalle und erreichte gleichzeitig mit dem Oberst die Außentreppe. Die Lampe über dem Eingang warf einen schwachen Lichtkreis um den Mann mit dem strengen Gesicht.
»Entschuldigen Sie«, sagte Christian und fasste den Oberst atemlos am Arm. Der Oberst riss sich los und marschierte die Treppe hinunter.
»Warten Sie«, sagte Christian. Sein Tonfall veranlasste den Oberst dazu, sich zu ihm umzudrehen. »Meine zukünftige Frau war in der Maschine ...«
»Die Fluggesellschaft kümmert sich um die Angehörigen.«
Vor dem Oberst hielt ein großer, dunkler BMW an, dessen Beifahrertür sogleich aufging.
»Hören Sie, ich habe etwas Wichtiges für Sie«, sagte Christian und versuchte näher an den Oberst heranzukommen, aber der groß gewachsene Mann, der an der Beifahrerseite ausgestiegen war, trat ihm in den Weg und öffnete dem Oberst die Tür zum Fond.
Bevor Christian etwas über die Kassette sagen konnte, umgab ihn bereits wieder die dichte Schar der Journalisten, und Blitzlichtgewitter blendete ihn, während das Auto mit dem Oberst davonfuhr.
»Sie haben gesagt, dass Ihre zukünftige Frau in der Maschine war«, sagte einer der Journalisten. Christian versuchte sich davonzustehlen, aber die Fotografen und Reporter waren hartnäckig.
»Wie haben Sie von dem Unglück erfahren?«, fragte einer.
Christian spürte einen Kloß im Hals, als er sich mit Gewalt den Weg aus dem Menschenknäuel hinaus bahnte. »Ich will dazu nichts sagen ...«
Schließlich glaubten die Journalisten seinem Gesichtsausdruck und ließen von ihm ab. Christian sah Rebecca mit Sylvia die Treppe herunter und auf ihn zu kommen. »Alles sieht noch sonderbarer aus als zuvor«, sagte Sylvia und wühlte aggressiv nach ihren Zigaretten.
»Was meinen Sie damit?«, fragte Christian.
»Gehen wir etwas zur Seite.« Sylvia machte ein paar Schritte von der kreuz und quer durcheinanderredenden Menge weg und zündete sich eine Zigarette an. »Die Amerikaner verschanzen sich hinter der Hilflosigkeit und der Unerfahrenheit der Einheimischen«, sagte sie und blies den Rauch in den Seewind. »Sie hätten die Pressekonferenz nüchtern und sachlich über die Bühne bringen können, aber das Chaos kommt ihnen nur entgegen.«
»Inwiefern?«, wollte Rebecca wissen.
»Wenn sie wollten, könnten sie einen Informationsapparat anwerfen, der mit der Präzision einer Uhr Material für alle, die sich
Weitere Kostenlose Bücher