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Remes, Ilkka - 2 - Hochzeitsflug

Remes, Ilkka - 2 - Hochzeitsflug

Titel: Remes, Ilkka - 2 - Hochzeitsflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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ausgestellt. Das wirkte vielversprechend.
    Warum hatte Tina nichts von ihrer Schwangerschaft gesagt? Christian hatte sein Kind und dessen Mutter verloren. Wie weit war die Schwangerschaft gediehen? Immer mehr drängte es Christian, die Kassette anzuschauen. Würde sie wenigstens etwas Aufschluss über die unfassbaren Dinge geben, die er gerade von Sara gehört hatte? Er räusperte sich und strengte sich an, sich auf die Welt um ihn herum zu konzentrieren. Sie betraten das Geschäft. Christians Blick fiel auf eine abgeschlossene Vitrine, in der einige kleine Videokameras lagen.
    »Dobar dan«, sagte ein übertrieben höflicher Verkäufer vor einem verblassten Zanussi-Plakat und lächelte, wobei eine gelbliche Zahnreihe zum Vorschein kam. Christian antwortete auf Deutsch. »Hätten Sie eine Hi8-Videokamera ?« »Wir haben wesentlich bessere Geräte.« Eifrig zog der Verkäufer einen schweren Schlüsselbund aus der Tasche und ging auf eine Vitrine zu. »Gerade haben wir die neue Digitalkamera von Sony herein bekommen ...«
    »Wir brauchen ein Hi8-Gerät.«
    Der Verkäufer öffnete die Vitrine. Aus dem Augenwinkel blickte er auf Christian und lächelte süßlich. »Ist auch kein Problem.« Er nahm eine Sony mit schwarzem Gehäuse heraus und legte sie auf die Theke. »Izvolite«, sagte er und machte dabei fast einen Diener.
    Christian und Sylvia sahen einander erleichtert an.
    »Wir sind daran interessiert«, sagte Christian und nahm die Kassette aus der Tasche. »Ich will mich nur vergewissern, dass es auch der richtige Typ ist. Hätten Sie einen passenden Akku?«
    Der Verkäufer nahm den Akku aus einem anderen Gerät und steckte ihn in die Kamera. Nervös und ungeduldig legte Christian die Kassette ein.
    Sylvia trat neben ihn, als er das Band zum Anfang zurücklaufen ließ. Sofort drehte Christian den kleinen, schwenkbaren Flüssigkristallmonitor des Geräts zu sich. Sylvia versuchte sich noch näher an ihn zu drängen, aber er wandte sich ab und unterbrach mit einem Druck der Play-Taste das Spulen. Auch der Verkäufer reckte den Hals, augenscheinlich höchst interessiert, aber zugleich auch darauf bedacht, die betuchte Kundschaft aus dem Westen nicht durch übertriebene Aufdringlichkeit zu vergraulen. Auf dem Monitor flammte das Bild auf. Christians Puls beschleunigte sich. Die Aufnahme zeigte den Passagiersitz in einem Flugzeug.
    Sylvia drängte sich energisch an Christian heran, aber dieser wandte sich immer weiter ab. Sein Blick saugte gierig die Bilder des Monitors auf. Während der Aufnahme war die Kamera sehr schief gehalten worden. Im Bild tauchte das von abgrundtiefem Entsetzen verzerrte Gesicht eines Passagiers auf, der sich in eine verkrampfte Notlandehaltung duckte. Christian schluckte. Er war kreidebleich vor Erschütterung und schaltete das Gerät aus.
    »Was kostet die Kamera?«, fragte er den Verkäufer mit belegter Stimme. »Zweitausendfünfhundert.«
    Christian warf einen Blick auf Sylvia, die ohne ein Wort ihre Kreditkarte aus dem Portemonnaie zog. Sie wusste von seinem Malheur mit den Zigeunermädchen. »Wie viel Strom ist auf dem Akku noch drauf?« Nur mit Mühe gelang es Christian, seine Aufregung unter Kontrolle zu halten.
    »Der ist voll. Aber der neue Akku in der Originalverpackung ist leer.«
    »Wir nehmen lieber den vollen.«
    »Aber der ist gebraucht. Zu dem Gerät gehört...«
    »Das macht nichts. Sie behalten den neuen Akku und wir nehmen den gebrauchten.« »Ich hole die Originalverpackung von hinten ...«
    »Nicht nötig. Das geht so. Haben Sie einen Adapter, damit man die Kamera am Zigarettenanzünder im Auto anschließen kann?«
    Der Händler wühlte im Regal und fand schließlich, was er suchte. »Hundertfünfzig D-Mark.«
    Christian nickte und warf einen ungeduldigen Blick auf Sylvia. Seine Hände schwitzten, als er den Knopf drückte und die Kassette ganz zum Anfang zurückspulte, während Sylvia bezahlte.
    »Hvala!«, sagte der Verkäufer übereifrig, nahm Sylvias Kreditkarte entgegen, zog sie fachmännisch durch sein Lesegerät und gab sie anschließend zurück.
    Sylvia bedankte sich und unterschrieb den Beleg. Christian hielt die Kamera wie einen unermesslich kostbaren Schatz in den Händen.
    Sobald die Kundschaft die Videokamera bezahlt und das Geschäft verlassen hatte, zog der Verkäufer einen zerknitterten Zettel mit einer Telefonnummer unter dem Ladentisch hervor.
    Ein Mann, der Serbokroatisch mit Akzent sprach, hatte ihn angerufen und gebeten, unverzüglich Bescheid zu

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