Remes; Ilkka - 5 - Höllensturz
Schuhe.«
»Das kann nicht Ihr Ernst sein«, schnaubte Sumilo. »Geben Sie eine Pressemitteilung heraus, dass Kohonen festgenommen worden ist. Mit solchen Dingen soll man nicht scherzen.«
»Die Pressemitteilung geht raus, wenn es an der Zeit ist. Spätestens morgen.«
Wieder klopfte es. Hedu kam herein, im üblichen Outfit. Er sah aus wie ein Penner, der gerade unter einem Busch hervorgekrochen ist. »Tschuldigung«, sagte er und wollte schon wieder gehen, als er den Polizeichef sah.
»Nur herein.«
Zum Glück stand Sumilo auf und verschwand, allerdings nicht ohne zuvor Hedu einen missbilligenden Blick zugeworfen zu haben.
Nachdem die Tür hinter Sumilo ins Schloss gefallen war, sagte Hedu: »Eine Zwischeninformation.«
»Schieß los.«
»Rafiq Karam ist von einem Prepaid-Anschluss des deutschen Anbieters T-Mobile angerufen worden. Weiter kommt man ohne gerichtliche Genehmigung nicht.«
Johanna überlegte kurz. »Dann besorgen wir uns die Genehmigung. Auch für den Festnetzanschluss.«
»Auf welcher Grundlage?«
»Rafiq Karam steht unter dem Verdacht, an drei Morden beteiligt gewesen zu sein.«
»Bis du dir sicher?«
»Nein. Aber besser, wir klären das jetzt gründlich.«
Hedu nickte zögernd und ging.
Johanna lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück und sah auf die Uhr. Sie wusste, sie würde die theoretische Verbindungslinie Saara – Israel – islamistische Terroristen – Rafiq mit der Sicherheitspolizei durchgehen müssen. Aber dafür war es noch zu früh.
Warum hätte Rafiq die Frauen umbringen sollen? Wie hing die Anwesenheit der Israelis in Pudasjärvi wegen Saara mit Rafiq und den Morden zusammen? Hing es überhaupt damit zusammen?
Johanna hätte gern Timo Nortamo angerufen, aber der saß gerade im Flugzeug nach Amman.
Falls Rafiq aus irgendeinem Grund die Morde begangen hatte und sicherstellen wollte, nicht überführt zu werden, musste er dafür sorgen, dass ein anderer als der Schuldige dastand. Wen hätte er sich ausgesucht?
Und falls Tuija an der Inszenierung beteiligt gewesen war, auf wen wäre ihre Wahl gefallen? Wen hielt Tuija für einen so großen Feind, dass sie ihn schuldlos ins Gefängnis bringen würde?
Das Verhältnis zwischen Kohonen und Tuija verlangte nach Klärung, auch wenn dieser Ermittlungsstrang vorläufig aus reiner Spekulation bestand.
Johanna brauchte jemanden, mit dem sie sich unterhalten konnte. In der Kantine fand sie Vuokko, die gerade Salzgurken und Rieska , das in der Gegend übliche Gerstenbrot, aß. Johanna erläuterte ihr die These, Rafiq könnte Kohonen die Schuld in die Schuhe geschoben haben, um die Ermittlungen zu beenden.
»Rafiq musste den passenden Schuldigen finden«, erklärte sie. »Am liebsten einen, der den Knast sogar verdient hätte. Mit seiner Frau hat er überlegt, wer das sein könnte. Und da sind sie auf Kohonen gekommen. Wer weiß, was Kohonen vor vielen Jahren Tuija angetan hat. Und nun bot sich die Gelegenheit, den Übeltäter hinter Gitter zu bringen.«
Vuokko wirkte skeptisch. »Das würde bedeuten, dass Tuija sich über die Taten ihres Mannes im Klaren ist. Vergiss nicht, dass es sich bei den Ermordeten um Tuijas ehemalige Klassenkameradinnen handelt.«
»Ich habe den Eindruck, dass Tuija nicht zu den Menschen gehört, die lange trauern. Außerdem hatte sie als Kind nicht viel mit den anderen zu tun.«
»Ohne die Verbindungsdaten und eine Hausdurchsuchung bekommen wir über Rafiq nicht mehr heraus.«
»Nein, noch keine Hausdurchsuchung. Damit würden wir uns verraten. Aber in den Telefoninformationen könnte etwas stecken. Gibt es denn wirklich niemanden, der mehr über Kohonen und Tuija weiß?«
»Wir setzen die Befragungen fort. Vielleicht finden wir noch jemanden.«
49
Für Karri sah Timo Nortamo aus wie ein typischer finnischer Ingenieur, obwohl er seit Jahren im Ausland lebte. Sie standen in der Empfangshalle des Flughafens Amman in der Nähe des Mietwagenschalters. Das Auto war noch nicht bereit, sie mussten warten.
Karri berichtete von den Ereignissen der letzten Tage. Es bereitete ihm Schwierigkeiten, seine Stimme neutral zu halten, als er von Saaras unerklärlicher Maßnahme erzählte, 54000 Euro abzuheben.
Nortamo sagte, er sei vor seiner Abreise aus Brüssel in Kontakt mit der Sicherheitspolizei in Helsinki gewesen. Es waren Nachforschungen angestellt worden, die ergaben, dass die Maschine einer Frankfurter Geschäftsfluggesellschaft am Donnerstagabend »Diplomaten« für die Israelische Botschaft in Finnland
Weitere Kostenlose Bücher