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Remes; Ilkka - 5 - Höllensturz

Remes; Ilkka - 5 - Höllensturz

Titel: Remes; Ilkka - 5 - Höllensturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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weit geöffnet. Tuijas Gesicht erschien. Es sah nicht krank aus, höchstens ein wenig blasser als sonst.
    »Ich bin’s noch mal«, sagte Johanna. »Ich habe den Zettel am Restaurant gesehen. Sind Sie krank? Oder Rafiq?«
    »Ich hab was mit dem Magen. Da bleibt das Lokal besser zu.«
    »Ist Rafiq zu Hause?«
    »Er ist unterwegs. Warum?«
    »Eigentlich wollte ich auch mit Ihnen sprechen. Darf ich reinkommen?«
    »Wenn Sie keine Angst haben, sich anzustecken. Es geht mir ziemlich schlecht.«
    Johanna verstand den Hinweis, blieb aber hartnäckig. »Einen kleinen Augenblick nur.«
    Schließlich ließ Tuija sie herein, und Johanna machte die Hautür hinter sich zu. Tuija ging vom Windfang in eine geräumige und stilvoll möblierte Diele, stemmte die Hände in die Hüften und machte keine Anstalten, Johanna ins Wohnzimmer zu bitten. Rundum waren alle Zimmertüren geschlossen.
    »Erzählen Sie mir von Ilona«, bat Johanna.
    Tuija verzog keine Miene, nur ihr Blick wurde eine Spur härter. »Von Ilona?«
    »Ja.«
    Jetzt begann die Ausdruckslosigkeit in ihrem Gesicht zu bröckeln. »Was soll ich von Ilona erzählen? Ilona ist tot und begraben.«
    Johanna hörte das Beben in der Stimme, weshalb sie den Druck sogleich verstärkte. »Erzählen Sie mir einfach etwas von ihr«, sagte sie. »Was für eine Rasse war sie?«
    »Finnenspitz. Das heißt eigentlich Mischling.«
    »Sirupbraun?«
    »Ziemlich hell. Am Bauch.« Tuija lachte fast schüchtern auf. »Sie mochte es, wenn man sie am Bauch kraulte.«
    »Ich hatte als Kind einen Golden Retriever«, sagte Johanna. »Er hieß Saku.«
    Tuija nickte zerstreut.
    »Saku wurde von einem Auto überfahren«, log Johanna.
    Tuija warf ihr einen kurzen Blick zu.
    »Was wollen Sie eigentlich?«, fragte sie unwirsch, als sei sie aus einem Zustand der Verzauberung aufgewacht.
    »Ich will nur wissen, was mit Ilona passiert ist.«
    Tuija zögerte einen winzigen Moment mit der Antwort.
    »Kohonen hat sie umgebracht. Sie erwartete Junge … Launo Kohonen hat sie erschossen …« Tuija brach die Stimme, und sie räusperte sich. »Es wundert mich nicht, dass er für drei Morde verantwortlich ist. Dieser Rohling.«
    »Was glauben Sie, warum hat er Ihren Hund getötet?«
    »Woher soll ich das wissen?«, fragte Tuija wütend zurück. »Fragen Sie ihn selbst, wenn es Sie interessiert. Er weiß, wie das ist, wenn man tötet.«
    »Könnten wir uns einen Moment setzen?«
    »Nein. Ich muss auf die Toilette.«
    Tuija sah blass und verschwitzt aus.
    »Gehen Sie nur, ich warte.«
    »Entschuldigung, aber ich möchte meine Krankheit gern in Ruhe auskurieren.«
    Johanna hätte sich gern im Haus umgesehen, aber wenn sie auf Teufel komm raus dabliebe, würde das zu viel Misstrauen wecken.
    »Eine Frage noch«, sagte sie. »Wie gut ist Rafiq mit Saara Vuorio bekannt?«
    Tuija schien verdutzt. »Rafiq kennt sie nicht besser als andere sporadische Gäste auch. Wieso?«
    »Das wär’s vorerst. Gute Besserung«, sagte Johanna und ging.
    Tuija blieb missmutig und argwöhnisch in der Diele stehen. Die Frage nach Saara hatte eindeutig ihre Eifersucht geweckt.
    Etwas an Tuija löste bei Johanna Sympathie, ja sogar Mitgefühl aus. Aber etwas anderes wiederum ließ sie auf der Hut sein. Was immer Rafiq auch trieb, es war ihm mit Sicherheit gelungen, Tuija zu überreden, mitzumachen.
    Timo hielt das Lenkrad fest umklammert. Inmitten der Dunkelheit leuchtete plötzlich grelles Licht, gegen das sich die Scheinwerferkegel des Peugeot bleich und dürftig ausnahmen.
    »Was ist das?«, fragte Karri.
    »Die Grenze, würde ich mal schwer vermuten.« Timo fand selbst, dass er einen unnötig bissigen Unterton hatte, darum atmete er tief durch und versuchte sich zu beruhigen.
    Auf beiden Seiten der Straße war eine Batterie von Scheinwerfern an hohen Masten befestigt. In dem hellen Licht badeten Militärfahrzeuge, Schlagbäume, Zäune, Stacheldrahtrollen und Betonhindernisse.
    Timo drosselte die Geschwindigkeit. Karri hielt nervös die Reisedokumente in der Hand.
    »Was machen wir, wenn RiskManagement gar nicht hier ist?«, fragte er.
    Timo antwortete nicht, sondern sah sich suchend um, während er das Tempo jetzt auf Schrittgeschwindigkeit reduzierte.
    Auf der jordanischen Seite waren viele Männer und viel Eisen zu sehen, aber jenseits der Grenze, auf irakischem Boden, schien es mindestens die doppelte Menge von allem zu geben. Der Grenzübergang lag zwar mitten in der Wüste, aber an der Hauptschlagader Amman – Bagdad. Bis Bagdad waren

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