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Remes; Ilkka - 5 - Höllensturz

Remes; Ilkka - 5 - Höllensturz

Titel: Remes; Ilkka - 5 - Höllensturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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wichtiger, sich auf die wesentlichen Dinge zu konzentrieren. Für die Telefonate zwischen Rafiq und Saara gab es sicherlich einen anderen Grund.
    Churchill las in einer zwei Tage alten Ausgabe der ›International Herald Tribune‹. Er saß in der Stadt Al-Ghirbati, die eigentlich nur ein Dorf war: ein paar Dutzend Häuser aus grauem Beton, eine kleine Moschee mit blauer Kuppel, ein Straßencafé mit weißen Plastikstühlen und Coca-Cola-Kühlschrank im Schatten zweier staubiger Palmen.
    Die beste Art, sich die Zeit zu vertreiben, war Lesen. In seinem Beruf musste Churchill oft warten, Stunden, Tage, mitunter sogar Wochen.
    Er saß im Inneren des Cafés allein unter einer Neonröhre am Tisch, vor sich ein Glas Minzetee und ein Teller mit den Resten seiner Mahlzeit. Das gegrillte Lamm war gut gewesen, das Tabouleh , der Salat aus Weizenschrot, erstklassig. Seine Skepsis gegenüber dem Dorflokal war umsonst gewesen. An zwei anderen Tischen saßen Einheimische, die eine Zigarette nach der anderen rauchten und auf einem Schwarzweißfernseher verfolgten, wie eine stark geschminkte Frau sang und dabei ihren Schal schwenkte. Churchill hatte sich in einem Zimmer über dem Café einquartiert. Andere Übernachtungsmöglichkeiten gab es in dem Dorf nicht.
    Eine einsame braune Ziege lief über den Dorfplatz und zog einen Strick hinter sich her. Churchill sah auf die Uhr. Der Unterhändler sollte in einer Viertelstunde zurückkommen.
    Sobald Churchill aufhörte zu lesen, wurde die Spannung wieder übermächtig. Es gab keine Garantie dafür, dass der Unterhändler zurückkam. Und was geschehen würde, falls er zurückkehrte, war ebenso unklar.
    Baron und Harry Waters warteten draußen im Wagen, sicherheitshalber.
    Sechshundert Meter von dem Café entfernt, am Rand des Dorfes, stand der bärtige Unterhändler in seiner Lederweste und wusste nicht, dass er in drei Sekunden sterben würde.
    Ein als Iraker getarnter Mann von Yamam mit dem Codenamen R205 drückte ruhig den Abzug seiner schallgedämpften Pistole, nachdem ihm Kaplan über Kopfhörer den Befehl dazu erteilt hatte. Es galt, das Vertrauen zwischen der örtlichen Bevölkerung und RiskManagement zu brechen.
52
    Hamid al-Huss zog seine Beretta aus der Tasche und drückte sich im leeren Haus von Tuijas Pflegevater in Pudasjärvi dichter an die Wand. Draußen hatten sich Wolken vor den Mond geschoben, der Wind pfiff um die Hausecken.
    Noch einmal wurde in der rhythmischen Folge an die Tür geklopft, die Hamid aufschrecken ließ, denn dieses Klopfzeichen war ausschließlich für Notsituationen vorgesehen.
    Hamid stieß die Tür auf, und Rafiq huschte herein. Er war außer Atem.
    »Was ist?«, fragte Hamid auf Arabisch, während er die Tür schloss. Er knipste die Taschenlampe an, deren Glas zum größten Teil mit einem Spezialband verklebt war.
    »Die Polizei war wieder da«, sagte Rafiq nahezu panisch. »Dieselbe Frau. Hat mein Telefon geliehen und irgendwo angerufen. Und so getan, als würde sie noch mal telefonieren. Ich glaube, sie hat im Menü etwas gesucht.«
    »Du Trottel«, zischte Hamid. »Welche Nummer hat sie angerufen?«
    »Steht nicht im Telefonbuch.«
    »Hast du dir schon einen neuen Anschluss besorgt?«
    Rafiq nickte. Hamid überlegte, ob er auch bei seinem Handy die SIM-Karte wechseln sollte. Er hatte stets Ersatz dabei, beschloss aber, sich das für später aufzusparen.
    »Warum ist dir die Polizei auf den Fersen?«, fragte er.
    »Ich weiß es nicht. Wegen der Morde wahrscheinlich. Immer noch. Was sollen wir tun?«
    Hamid dachte nach. »Nichts. Sie sind zu spät dran.«
    Der Wind ließ einige Schneeflocken fliegen, als Johanna an Tuijas und Rafiqs Tür läutete. Das Backsteinhaus mit Flachdach, in dem die Karams wohnten, war in den siebziger Jahren zwischen einigen Kiefern auf einem Hanggrundstück errichtet worden. In den Holzkästen neben der Tür waren einmal Blumen gewesen, jetzt ragten im Licht der Hoflampe nur noch tote Stengel aus der Erde.
    Johanna war zur Oase gefahren, aber dort hing ein Zettel an der Tür: WEGEN KRANKHEIT SCHLIESSEN WIR HEUTE UM 17.00 UHR. AUCH MORGEN, DONNERSTAG, STEHEN WIR NICHT ZUR VERFÜGUNG.
    Auch hier, in der Privatwohnung, machte niemand auf. Was war passiert? In dem kleinen Holzhaus der Nachbarn, in dem Johanna an diesem Tag schon einmal gewesen war, war ebenfalls alles still.
    Johanna läutete erneut.
    Jetzt ging hinter dem kupferfarbenen, schmalen Glas in der Haustür Licht an, die Tür wurde aufgeschlossen und einen Spalt

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