Remes; Ilkka - 5 - Höllensturz
es 500 Kilometer.
»Vielleicht sind sie da drüben«, sagte Karri.
Timo blickte nach rechts. Auf einem Parkplatz standen ein halbes Dutzend Lkws und einige kleinere Fahrzeuge. Timo setzte den Blinker und fuhr hinüber.
Etwas abseits, im Sand, leuchtete die Flamme eines Gaskochers. Davor saßen und standen Lkw- und Pkw-Fahrer, zum Teil mit den Händen in den Hosentaschen, zum Teil mit einer Teetasse oder einem Teller in der Hand. Vier Männer hatten sich um eine Wasserpfeife geschart und sogen durch einen langen Schlauch den Rauch aus dem bauchigen Gefäß. Ein Stück starken türkischen Tabaks schwelte auf der glimmenden Kohle.
Timo ließ den Wagen langsam auf die kleineren Fahrzeuge zurollen. Ganz außen stand ein Defender-Geländewagen. Ein westlich aussehender Mann stieg aus und schaute direkt auf den Peugeot.
»Harry Waters«, sagte Karri.
Timo hielt neben dem staubigen Geländewagen an. An dessen Front war ein massives Metallgitter angebracht, und auf dem Dach wippte eine Peitschenantenne. Timo stieg aus. Nach dem klimatisierten Wageninneren wirkte die Luft brütend heiß.
»Gut. Sie haben es geschafft«, sagte Waters.
Karri stellte die beiden Männer einander vor.
»Laden Sie Ihre Sachen in den Geländewagen, wir fahren mit einem Auto weiter«, sagte Waters. Das war so mit Churchill abgesprochen. Es bedeutete ein gewisses Risiko, den Peugeot an der Grenzstation stehen zu lassen, aber ein Diebstahl würde von der Versicherung der Autovermietung gedeckt sein.
Timo und Karri luden ihre Taschen in den Geländewagen, dessen Innenausstattung von militärischer Kargheit war. Auf dem Boden lagen Sandsäcke, für den Fall einer Minenexplosion.
»Hat es Kontakt zu den Entführern gegeben?«, fragte Timo, als Waters losfuhr.
»Noch nicht. Churchill wartet noch auf den Unterhändler. Geben Sie mir Ihre Papiere.«
Timo reichte ihm die Pässe. Waters fuhr in einem Bogen um die Lkws herum, die im Konvoi zwischen Bagdad und Amman verkehrten, und dann auf die erleuchteten Stacheldrahtund Betonhindernisse zu.
Vor einem Schlagbaum hielten sie an. Ein Zöllner in Uniform trat an den Wagen und ließ sich von Waters die Papiere geben, neben ihm ein schwer bewaffneter Soldat mit Helm.
Der Zöllner sah die Papiere durch und gab sie zurück. Sofort ging der Schlagbaum hoch.
»Haben Sie etwas vom Mossad gehört?«, fragte Waters.
»Ja«, beeilte sich Karri zu antworten, bevor Timo den Mund aufmachen konnte.
»Sie haben auf dem Flughafen in Amman ihre Hilfe angeboten«, fuhr Karri ruhig fort. »Die Situation in Finnland hat sich so entwickelt, dass die Israelis nicht mehr unter Mordverdacht stehen. Für uns ist es gut zu wissen, dass wir, wenn nötig, die Hilfe des Mossad bekommen können.«
Timo schwieg. Es hatte keinen Sinn, jetzt einen Konflikt zu provozieren.
»Auf den Mossad würde ich mich kein bisschen verlassen«, sagte Waters.
Karri seufzte tief und umfasste Saaras Kreuzanhänger in der Hosentasche.
Johanna hatte die Füße auf den Schreibtisch gelegt und die Arme im Nacken verschränkt. Auf ihren Unterlagen stand ein Becher mit kaltem Kaffee. Außer dem Diensthabenden waren alle gegangen. Johanna fühlte sich in ihrer Unterkunft nicht wohl, es genügte ihr, wenn sie zum Schlafen hinging. Und vor ein Uhr würde sie ohnehin keinen Schlaf finden.
Der Wind war stärker geworden, vor dem Fenster fiel der Schnee jetzt dichter. Johanna starrte auf das Flipchart, auf das sie vorhin die Namen der Opfer und Tatverdächtigen geschrieben und ein Schema mit sich überkreuzenden Linien in unterschiedlichen Farben gezeichnet hatte.
Dann las sie noch einmal die Mitteilung durch, die sie an den Informationsdienst von Sicherheitspolizei und Zentralkripo schicken wollte. Diese Abteilung kümmerte sich unter anderem um den Kontakt zu ausländischen Polizeiorganisationen, und deren Hilfe brauchte Johanna jetzt, da Nortamo im Nahen Osten war. Sie versuchte so viel wie möglich über Rafiqs Bruder Ibrahim Karam in Erfahrung zu bringen.
Außderdem interessierte sie sich zusehends mehr für Saara Vuorio. Karri glaubte aufrichtig an seine Frau, aber war es dennoch möglich, dass sie in etwas verstrickt war, weshalb die Israelis sie suchten und die Araber sich rücksichtslos einmischten?
Möglich war das durchaus. Alles war möglich.
Johanna selbst hatte keinerlei emotionalen Bezug zum Nahost-Konflikt. Sie war von den Selbstmordattentaten der Palästinenser in Israel ebenso entsetzt wie vom rigorosen Vorgehen der Israelis in
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