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Remes; Ilkka - 5 - Höllensturz

Remes; Ilkka - 5 - Höllensturz

Titel: Remes; Ilkka - 5 - Höllensturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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Stück gefolgt war. Am Ende hatte der Vater sich selbst umgebracht.
    »… ihr ein kurzes Stück gefolgt war«, las Johanna erneut.
    Würden einem solchen Menschen die Sünden vergeben, wenn er darum bäte? Hätte ein solcher Mensch die Gnade verdient, die allen verheißen war?
    Johanna drehte den Zeitungsausschnitt verwirrt zwischen den Fingern. In der Meldung wurden keine Namen genannt. Hatte Tuija den Artikel aufbewahren wollen, weil sie der Ansicht war, auch ihr Vater sei gar nicht aus Versehen in einen Unfall geraten, sondern habe seine Familie getötet und dann Selbstmord begangen?
    Oder könnte es gar sein …
    Johanna griff nach ihrem Telefon und rief das Archiv der Zentralkripo an.
    »Könntest du für mich die Einzelheiten einer Familientragödie überprüfen?«, fragte sie. »Lieksa, Mai 1985. Ein Vater hat eines seiner Kinder, seine Frau und sich selbst umgebracht.«
    Der Kollege versprach zurückzurufen, sobald er die Informationen besorgt hatte.
    Während sie wartete, ging Johanna in Tuijas Zimmer. Es wirkte noch unnatürlicher, als es von draußen ausgesehen hatte. Alles war so, wie am Tag zuvor zurückgelassen. In der Ecke stand eine alte Zinkwanne, in der für den Hund eine Wolldecke ausgebreitet war. An der Wand war mit Reißzwecken die Buntstiftzeichnung eines Kindes befestigt, die ein kleines Mädchen und einen Hund zeigte. Oberhalb des ziemlich kurzen Bettes hing an einem Nagel eine Fliegenklatsche auf der Blümchentapete.
    Das Handy klingelte, und Johanna zog es aus der Tasche.
    »Wegen des Familienmords in Lieksa. Was willst du wissen?«
    »Zuerst die Namen.«
    »Taisto Hyppönen. Die Frau hieß Marketta, geborene Rahkola, der Sohn Jari. Die überlebende Tochter Tuija. Was noch?«
    Johanna starrte nach draußen. Von der Straße schienen die Lichter eines Autos herüber.
    »Hast du gehört? Willst du noch etwas wissen?«
    »Steht da etwas über diese Tuija?«, fragte Johanna, während sie rasch ans Fenster ging.
    »Wurde in die Obhut ihres Onkels nach Pudasjärvi gegeben. Sonst nichts.«
    »Alles klar. Danke.«
    Johanna steckte das Handy ein und kletterte auf die Fensterbank. Sie war sich nicht sicher gewesen, ob Tuija notfalls lügen könnte, wenn es um Rafiq ging. Allmählich wurde deutlich, dass sie sehr wohl dazu fähig war.
    Das Auto näherte sich dem Haus. Johanna sprang aus dem Fenster, drückte es zu und rannte in den Wald, wobei sie wieder die schneebedeckten Stellen mied.
    Hinter einer Fichte blieb sie stehen und spähte zum Haus hinüber. Rafiq und Tuija stiegen aus dem Wagen.
    Am Flughafen Helsinki-Vantaa verließ Karri die Maschine aus Frankfurt. Saara ging neben ihm, Timo vor ihnen. Der Flug nach Oulu startete in gut einer halben Stunde.
    Vor der Glasfront des Terminals bot sich das Panorama eines bewölkten Tages. Der Kapitän hatte die Temperatur mit drei Grad minus angegeben und vor dem beißenden Nordwind gewarnt.
    Karri wusste, dass er es nicht mehr lange aufschieben konnte, Saara von den Morden zu erzählen. In einem fort befürchtete er, irgendwo könne eine grelle Schlagzeile aufblitzen, in der es um die Todesfälle in Pudasjärvi ging.
    Sie blieben stehen, um auf dem Monitor zu lesen, von welchem Gate die Maschine nach Oulu abging. Saara ging auf die Toilette.
    »Es wäre besser, wenn sie es von uns erfährt statt durch die Zeitung«, meinte Timo müde und mürrisch.
    »Ich sage es ihr, du brauchst nicht nervös zu werden.«
    Auf der Sitzgruppe neben ihnen schlug eine Frau ›Iltalehti‹ auf. Auf der Titelseite stand: MÖRDER VON PUDASJÄRVI GEFASST.
    Sofort ging Karri auf die Damentoilette zu.
    Timo folgte ihm und brummte: »Was habe ich dir gesagt.«
    Die Tür ging auf, und Saara trat heraus. An ihrer Stirn klebten einige Haare, sie hatte sich offenbar das Gesicht gewaschen.
    Timo ging nun voran, und Karri lenkte Saara in weitem Bogen um die Zeitung lesende Frau herum.
    »Lass uns einen Moment dort sitzen«, sagte er und deutete auf einige Sitzbänke an einer ruhigen Stelle.
    »Die Maschine geht gleich, ich würde lieber zum Gate gehen.«
    »Wir haben genug Zeit, komm.«
    Sie setzten sich nebeneinander, und Karri nahm Saaras Hand.
    »Ich habe dir etwas Trauriges zu sagen«, sagte er, ohne seiner Stimme den ruhigen Tonfall verleihen zu können, den er anstrebte. »Nachdem du abgereist bist, sind in Pudasjärvi entsetzliche Dinge geschehen.«
    Saaras Gesichtsausdruck verhärtete sich.
    Karri schluckte und umarmte seine Frau, die sich wieder in eine starre Holzpuppe

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