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Remes; Ilkka - 5 - Höllensturz

Remes; Ilkka - 5 - Höllensturz

Titel: Remes; Ilkka - 5 - Höllensturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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Supermärkten und Haushaltswarenläden verkaufte.
    Ihr Herz fing an zu pochen. Sie fand einen zweiten Handschuh in der Tüte, nahm zwei Minigrip-Beutel aus ihrer Tasche und steckte in jeden davon einen Handschuh.
    Auf einmal erschrak sie, weil sie ein Knacken hörte. Sie erstarrte auf der Stelle. Hatte sie sich das Geräusch nur eingebildet? Die Karams waren noch immer im Haus. Womöglich hatte eine Waldmaus oder ein anderes Tier das Geräusch verursacht.
    Johanna knüllte auch die beiden Plastiktüten zu kleinen Knäueln zusammen und schob sie in Minigrip-Beutel, die sie anschließend sorgfältig verschloss. Das Labor konnte in den Handschuhen nach Hautpartikeln suchen. Ob sie in den Plastiktüten Fasern von den Strümpfen des Mörders finden würden? Oder an den Außenseiten der Tüten Fasern vom Futter der Schuhe, deren Spuren am Tatort des Mordes an Lea gefunden worden waren?
    Johanna hätte fast wetten können, dass Rafiq Karam sich diese Tüten über die Strümpfe gezogen hatte, bevor er in Launo Kohonens Winterschuhe geschlüpft war.
    Sie stand auf und schob die Minigrip-Beutel in die Tasche.
    »Don’t move!« , sagte eine Männerstimme unmittelbar hinter ihr.
    Johanna fuhr zusammen. Die Stimme war kalt und drohend. Sie hatte einen Akzent, aber der Sprecher war nicht Rafiq.
    »Die Hände in den Nacken und langsam umdrehen!«, befahl der Mann auf Englisch.
    Johanna gehorchte, denn sie hatte keine Wahl.
    Die Pistole in der Hand des Mannes war auf sie gerichtet. Sein Gesicht war im Halbdunkel kaum zu erkennen, zumal es ein dunkles Gesicht war, so dunkel wie das von Rafiq.
    Mit effektiven, professionellen Griffen unterzog der Mann Johanna einer schnellen Leibesvisitation. Er griff nach ihrer Dienstwaffe und nahm Handy, Minigrip-Beutel und Autoschlüssel aus den Taschen.
    »Geh zum Haus!«, befahl der Mann. Er strahlte eine Entschlossenheit aus, wie sie Johanna lange nicht mehr erlebt hatte und die ihr Angst machte.
    Beim Gehen wäre sie fast über Wurzeln gestolpert. Dann wurde das Unterholz spärlicher, und sie traten aus dem Wald heraus auf die freie Fläche vor dem Haus, wo nach wie vor der Kombi stand.
    Rafiq erschien an der Haustür und sah sie erschrocken an. Er sagte etwas auf Arabisch. Ein Wort konnte Johanna heraushören: Hamid .
    Hamid al-Huss?
    Hamid brummte eine Antwort, und Rafiq verschwand im Haus. Es bestand keine Unklarheit darüber, wer hier die Kommandos gab und wer zu gehorchen hatte.
    Johanna ging die Treppe hinauf und trat ein. Hamid schloss die Tür hinter sich.
    Tuija stand kreidebleich in der Wohnküche und starrte Johanna an.
    »Das kann doch nicht wahr sein!«, entfuhr es ihr.
    Johanna versuchte Kontakt zu ihr aufzunehmen, indem sie ihr in die Augen schaute, aber das gelang nicht.
    Hamid legte Johannas Waffe und Handy auf den Tisch. Die Minigrip-Beutel hielt er in die Luft und sagte auf Englisch: »Schlechtes Versteck, Tuija.«
    »Was ist das?«, fragte Rafiq.
    Seine Frage, seine Stimme und sein Gesichtsausdruck überraschten Johanna. Rafiq wusste offenbar nicht, wovon Hamid und Tuija sprachen.
    Johanna erinnerte sich an die Laboranalyse der Fußabdrücke vor Leas Haus: Aufgrund der Schrittlänge hat ein mittelgroßer oder etwas größerer Mann die Schuhe getragen.
    Rafiq war klein und dünn. Hamid war größer.
    Rafiq war nicht der Mörder. Hamid hatte die Morde begangen und Tuija dazu gebracht, die Handschuhe und die Tüten zu verstecken.
    Tuija trat an den Tisch, schnappte sich die Minigrip-Beutel und steckte sie in ihre Jackentasche.
    »Was ist das?«, fragte Rafiq erneut.
    »Was machen wir jetzt?«, wandte Tuija sich an Hamid, ohne sich um die Verblüffung ihres Mannes zu kümmern.
    Hamid sah auf die Uhr. »Wir machen planmäßig weiter. Die Maschine landet bald.«
    Dieser Satz bohrte sich in Johannas Bewusstsein. Die Maschine landet bald.
    Welche Maschine? Saara sollte gegen Abend mit ihrem Mann und mit Timo Nortamo in Oulu eintreffen – führte Hamid etwas gegen sie im Schilde?
    Auf einmal schoss Johanna eine andere Variante in den Sinn. Stenlunds ausländische Reisegruppe kam heute an! Johanna versuchte sich ins Gedächtnis zu rufen, was Tomi von den Gästen gesagt hatte. Sie hatte ihm nicht zugehört, sie hatte seinen Geschäften keine Aufmerksamkeit geschenkt. Sie wusste nur noch, dass die Kunden aus England kamen, dass es anspruchsvolle Leute waren, die Führungsetage einer amerikanischen Firma.
    Motorschlittensafari, Hundegespann, Räuberbraten, über dem offenen Feuer

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