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Remes; Ilkka - 5 - Höllensturz

Remes; Ilkka - 5 - Höllensturz

Titel: Remes; Ilkka - 5 - Höllensturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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Timo bedeutungsvoll zu. Timo verstand, was er meinte. Saara durfte die Zeitung nicht in die Hände bekommen.
    Aber lange würde man die Tragödie von Pudasjärvi nicht vor ihr verheimlichen können. Spätestens auf dem Flughafen Oulu würde sie ihr von den Schlagzeilen der Boulevardblätter ins Auge springen. Bis in die Frühmaschine von Frankfurt hatten es die Zeitungen nicht mehr geschafft, aber auf der Strecke Helsinki – Oulu würden schon die Titelseiten alles verraten. Also musste Karri es ihr vorher sagen, auch wenn er am liebsten erst zu Hause davon gesprochen hätte, in aller Ruhe.
    »Ist der See schon zugefroren?«, fragte Saara, während sie ihr Brötchen in der Mitte durchbrach.
    »Vielleicht. Am Dienstag war erst eine dünne Schicht am Ufer.«
    Karri hätte gern über den Moment gesprochen, in dem die Beamtin des Außenministeriums ihn im Boot angerufen hatte. Er beschloss, der spröden Person später am Telefon die Meinung zu sagen. Schon von Amman aus hatte er der Dienst habenden Person im Ministerium mitgeteilt, dass Saara frei war.
    »Es kommt mir vor, als wäre ich seit Wochen von zu Hause fort«, sagte Saara.
    Karri antwortete nicht, sondern hoffte inständig, sie würde nun auch über die Entführung reden.
    Aber Saara schwieg und konzentrierte sich auf ihre Mahlzeit.
    Kurz darauf fragte Karri vorsichtig: »Hattest du etwas bei dir, das die Israelis haben wollten?«
    »Was weißt du denn von den Israelis?«
    »Wie gesagt, sie haben versucht, dich freizubekommen«, sagte Karri. »Sie haben sogar das Haus gestürmt, in dem man euch festgehalten hat.«
    Saara blickte von ihrem Tablett auf. »Sie haben sich für ein Papier interessiert, das wir hatten.«
    »Eine Schriftrolle?«
    »Nein, für einen Kaufvertrag. Er ist bei den Entführern zurückgeblieben.«
    »In dem Haus?«
    »Wahrscheinlich. Die Entführer haben es furchtbar eilig verlassen und mich mitgenommen. Luuk und Keith sind dort geblieben. Keith war gleich am Anfang verletzt worden. Und Luuk …«
    »Was für ein Kaufvertrag?«
    »Frag nicht … Ein Kaufvertrag in einem Aluminiumzylinder.«
    Saara stützte die Hände auf den Rand des Tabletts ohne Messer und Gabel wegzulegen. Sie schien über ihre Antwort nachzudenken. Schließlich flüsterte sie: »Aber das Wichtigste haben wir. Die Schriftrolle ist in Sicherheit.«
    »Die Schriftrolle?«
    »Ich erkläre es dir später.«
    Saara aß weiter. Und Karri gab vorläufig auf. Die Zeit für Fragen würde noch kommen. Was die Antworten betraf, gab es allerdings keine Gewissheit, so gut kannte er seine Frau.
    Saara schaute auf die Rückenlehne vor sich. »Wie …«, fing sie leise an, es war kaum über das Fluggeräusch hinweg zu hören.
    »Ja?«, fragte Karri ermutigend nach, aber ohne zu drängen.
    Saara starrte weiter mit unbewegter Miene vor sich hin. »Wie hat Mutter das alles ertragen?«, fragte sie schließlich.
    »Ich habe sie von Amman aus angerufen und ihr gesagt, dass du in Sicherheit bist.«
    Karri hatte nicht gewollt, dass Saara mit ihrer Mutter sprach, er hatte nicht das Risiko eingehen wollen, dass die Mutter etwas von den Morden sagte.
    Von dem Lösegeld wusste Saara nichts, und Karri wollte darüber auch nicht sprechen. Allerdings hätte er gern nach dem hohen Betrag gefragt, den sie abgehoben hatte.
    Zum ersten Mal wandte Saara ihm jetzt das Gesicht zu, während sie sprach.
    »Erja ist in der Kaminstube weinerlich und seltsam gewesen. Sie bat Anne-Kristiina darum, sie von ihren Sünden loszusprechen.«
    Karris Herz fing an zu hämmern. Er richtete sich in seinem Sitz gerade auf. Wie sollte er seiner Frau je vom Tod ihrer Freundinnen erzählen können?
    Saara seufzte schwer und schob sich ein Stück von dem Brötchen in den Mund.
    »Ich habe Cornelia kennen gelernt, in Utrecht«, sagte Karri.
    Saara erstarrte. »Weiß sie es schon?«
    Karri nickte. »Timo hat den Behörden in Holland noch in der Nacht Bescheid gegeben.«
    Saara aß ihr Brötchen, und Karri wagte es nicht, das Gespräch über Luuk fortzusetzen, obwohl er es gerne gewollt hätte.
58
    Tuija nahm einige Bücher und ihre liebsten CDs aus dem Regal und legte sie in einen Karton. Die Fotoalben hatte sie schon früher eingepackt. Die Ordner rührte sie nicht an: die Buchhaltung des Lokals, die Steuerbescheide, Kontoauszüge, die ungeöffneten Briefe der Inkasso-Büros. Das waren Unterlagen, die sie hasste und fürchtete. Die konnten bleiben, wo sie waren. Sie hatten keine Bedeutung mehr.
    Sie legte auch das gerahmte Foto

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