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Remes; Ilkka - 5 - Höllensturz

Remes; Ilkka - 5 - Höllensturz

Titel: Remes; Ilkka - 5 - Höllensturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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gegrillter Lachs … Die Gruppe würde bald in Pudasjärvi sein – nicht in New York, nicht in Madrid, sondern im sicheren Skandinavien, in einer Idylle namens Suomi.
    Hamid winkte Tuija zu sich und flüsterte ihr etwas zu, wobei er eine Kopfbewegung in Richtung Johanna machte. Tuija schüttelte den Kopf und antwortete ebenfalls flüsternd. Ihr Blick lag dabei auf Rafiq.
    Johanna schaute Rafiq an. Er wirkte immer verwirrter. Die Machtverhältnisse des Trios verschoben sich vor Johannas Augen.
    Hamid richtete wieder die Waffe auf Johanna: »Ins Auto!«
    Johanna ging neben ihm aus dem Haus. Durch die Wolkendecke wollte es an diesem Vormittag nicht richtig hell werden. Der Wind, der vom See her blies, brachte immer mehr Schneeflocken mit, nadelspitze Kristalle, die fast wehtaten, wenn sie das Gesicht trafen. Johanna fror. Tuija verließ das Haus mit einer Wolldecke.
    Hamid setzte sich neben Johanna auf den Rücksitz und flüsterte: »Eine falsche Bewegung, und es war deine letzte.«
    Johanna befeuchtete ihre Lippen. »Meine Kollegen wissen …«
    »Still!«, fuhr Hamid sie an. Wütend drehte er sich zu Tuija um, die vor dem Wagen stehen geblieben war, und sagte: »Jetzt.«
    »Später, nicht vor Rafiqs Augen«, flüsterte Tuija.
    Die beiden sprechen darüber, wann sie mich umbringen, begriff Johanna.
    Nun trat auch Rafiq hinzu.
    »Was ist jetzt? Was sollen wir tun?«, fragte er verzweifelt.
    »Wir machen normal weiter«, entgegnete Tuija barsch. »Setz dich ans Steuer!«
    Rafiq nahm auf dem Fahrersitz Platz. Hamid gab Tuija die Waffe und kehrte ins Haus zurück.
    »Mach dich klein«, zischte Tuija mit Blick auf Johanna.
    Johanna legte sich mit angezogenen Knien auf den Sitz, und Tuija warf die Wolldecke über sie. Sofort versuchte Johanna, einen Sehschlitz offen zu lassen, aber Tuija riss den Rand der Decke ganz nach unten.
    Nach wenigen Sekunden hob Johanna die Decke aber wieder an. Da war Tuijas Aufmerksamkeit woanders, denn sie reagierte nicht.
    Durch den schmalen Schlitz von wenigen Millimetern sah Johanna einen kleinen Streifen von den Vordersitzen. Links war Rafiqs Ellbogen. In der Ablage der Mittelkonsole lagen ein zerknülltes Papiertaschentuch, eine CD-Hülle und eine ebenfalls zerknüllte kleine Saftverpackung.
    Johanna hörte die Beifahrertür aufgehen, dann sah sie, wie ein großer Rucksack im Fußraum vor dem Beifahrersitz abgestellt wurde. Neben dem Rucksack erschien Hamids linkes Bein. Aus Hamids Griffen konnte man schließen, dass der Rucksack schwer war.
    Die Tür schlug zu.
    »Let’s go« , sagte Hamid.
    Rafiq ließ den Motor an und fuhr los.
    Johanna starrte regungslos auf den Rucksack. Er war dunkelgrün, Marke Halti , und schien vollgepackt zu sein.
    Die Boeing 737 der britischen Charterfluggesellschaft Canary Air machte sich zur Landung bereit.
    »Hey, liegt hier überhaupt Schnee«, scherzte George Wells beim Blick aus dem Fenster ins bläuliche Dämmerlicht.
    »Du kommst aus Orlando, du weißt doch nicht mal, wie Schnee aussieht«, sagte sein Nebenmann. »Bei uns in Maine ist der Winter genauso hart wie hier.« Er beugte sich näher zu seinem Sitznachbarn hinüber. »Offen gesagt verstehe ich nicht, warum du uns hierher bringst. Mir wäre Wärme lieber gewesen als Kälte.«
    »Hast du in Bagdad nicht genug Wärme abgekriegt?«
    »Doch. Aber dort kann man sie nicht genießen … Da muss man ja die ganze Zeit um sein Leben fürchten.«
    Die amerikanische Reisegruppe, die den vorderen Teil des Flugzeugs füllte, trug Freizeitkleidung, überwiegend Jeans und warme Flanellhemden.
    »Verehrte Fluggäste« , sagte die Stewardess durch. »Wir landen in zehn Minuten. Das Wetter in Oulu ist arktisch, die Temperatur liegt bei sechs Grad unter null, und es schneit. Wir wünschen Ihnen erholsame Urlaubstage.«
60
    Mit einem Ruck kam der Wagen zum Stehen. Johanna lag auf der Rückbank, eine Wange auf dem Sitzbezug, und sah durch den Spalt zwischen Wolldecke und Sitz, wie Hamid den schweren Rucksack aus dem Fußraum vor dem Beifahrersitz hob.
    Hamid sagte etwas auf Arabisch zu Rafiq, der antwortete knapp.
    Die Tür schlug zu. Es wurde still im Auto.
    Johanna versuchte sich vorzustellen, wo sie sich befanden, aber das war schwierig. »Tuija«, sagte Johanna unter der Decke. »Ich werde gesucht, meine Kollegen …« »Halt’s Maul!«
    Tuijas gedämpfte Stimme war vollkommen gefühllos. In Johannas Mund machte sich der Geschmack von Metall breit. Was war in dem Rucksack? Sprengstoff etwa? War das womöglich der

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