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Remes; Ilkka - 5 - Höllensturz

Remes; Ilkka - 5 - Höllensturz

Titel: Remes; Ilkka - 5 - Höllensturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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sagte Tuija. Die Tür schloss sich zischend, und der kalte Luftzug war abgeschnitten.
    Tuija sah sich im Bus um. Timo erkannte an ihrem Gesicht, wie überrascht sie war, plötzlich Saara vor sich zu sehen. Aber schon im selben Moment verfinsterte sich ihr Blick wieder.
    »Was tust du hier?«, fragte sie mit glasigen Augen. »Sie … haben dich laufen lassen?«
    Saara nickte und leckte sich über die blassen Lippen. »Tomi hat uns vom Flughafen mitgenommen.« Ihre Stimme war so leise, dass man sie kaum hören konnte.
    »Weißt du, dass deine Frau was mit Rafiq hat?«, richtete sich Tuija nun mit brennenden Augen an Karri.
    Karri schwieg einen Moment. »Was meinst du damit?«
    »Du scheinst nichts zu wissen. Ich auch nicht. Wir sind Schicksalsgenossen«, sagte Tuija mit einem verzerrten Lächeln auf den Lippen, aber dann brüllte sie plötzlich aggressiv: »Ihr auch, die Handys her und dann nach hinten!«
    Saara stand auf und ging nach hinten. Karri sah seiner Frau verwundert hinterher und legte dann sein Telefon zu den anderen. Timo tat es ihm gleich, ohne zu begreifen, was Tuija gemeint hatte, als sie von Schicksalsgenossen gesprochen hatte.
    Tuija richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf Stenlund. »Dreh um und fahr zurück.«
    »Wohin?«
    »Nach Oulu.«
    »Tuija, Sie haben eine Waffe«, sagte Timo. »Das genügt. Lassen Sie den Rucksack am Straßenrand stehen.«
    Tuija machte sich gar nicht erst die Mühe zu antworten.
    Timo folgte Saara und Karri in die Mitte des Ganges. Stenlund fuhr rückwärts in einen Forstweg und dann in Richtung Oulu zurück. Timo sah, wie der Wind draußen zunahm und das Schneegestöber immer heftiger werden ließ. Im Bus wurde es allmählich wieder warm. Timos Blick fiel auf den roten Nothammer, der neben einem Fenster angebracht war. Der war gerade mal daumengroß, damit konnte er gegen Tuija nichts ausrichten. Die Amerikaner saßen erschüttert auf den hinteren Sitzen. Einige schluchzten leise vor sich hin.
    »Sie hat die drei Frauen getötet«, flüsterte Timo Karri zu.
    »Nicht flüstern!«, brüllte Tuija von vorn.
    Karri und Saara setzten sich in eine Reihe in der Mitte des Busses, Timo nahm auf der anderen Seite des Ganges Platz. Saaras bleiches Gesicht war mittlerweile unnatürlich rot geworden. Es sah aus, als stünde sie in Flammen. Karri wirkte nach außen hin überraschend gefasst, aber seine Augen hatten einen fast wilden Blick.
    Timo blickte aus dem Fenster nach unten. Die Blutlache unter der Leiche sah beinahe schwarz aus. Johanna war nirgendwo zu sehen, auch Rafiq nicht.
    Timo fluchte innerlich. Der Bus müsste stehen. Wenn er fuhr, machte das die Situation für die Polizei wesentlich komplizierter.
    Einen Moment später passierte der Bus einen am Straßenrand geparkten Renault. Timo sah, wie Tuija etwas zu Stenlund sagte. Dieser nickte und trat aufs Gas. Die Schneeflocken auf der Windschutzscheibe fingen an zu tanzen, aber die Scheibenwischer schoben sie an die Ränder und zerquetschten sie wie weiße Insekten. Die Heizungluft ließ den Angstschweißgeruch im Bus stärker werden. Auf den hinteren Bänken hörte man das Jammern eines Kindes und die tröstende Stimme seiner Mutter.
    In dem Renault am Straßenrand legte David das Fernglas in den Schoß, als der Reisebus vorüberfuhr.
    »Was machen wir?«, fragte der jüngere Mann am Steuer.
    »Wir folgen dem Bus. Saara Vuorio sitzt da drin. Alles andere interessiert uns nicht.«
    Der Fahrer setzte den Wagen in Bewegung. David warf einen kurzen Blick auf die Leiche. Ein toter Mensch weckte in ihm keinerlei Gefühle. Höchstens wichtige Fragen. Würde es sich auf das Gelingen ihrer Operation auswirken, dass hier unvermutet jemand erschossen worden war? Brachte die Leiche neue Variablen ins Spiel, die es ihnen schwer machen würde, ihren Auftrag zu erfüllen? Oder war die große, blonde Frau, die den Rucksack übernommen hatte, die entscheidende Variable? Was ging in dem Bus vor sich?
    Johanna folgte Rafiq zum Auto der Karams. Sie hatte das Handy am Ohr und hielt in der anderen Hand noch immer die Pistole, obwohl Rafiq kaum versuchen würde zu fliehen, von allem anderen ganz zu schweigen. Allerdings konnte sich das ändern, sobald der Schock bei ihm nachließ.
    »Wie kann ich Verbindung zu Sprengstoffexperten der Armee in Oulu bekommen?«, fragte sie den Polizeichef, dem sie zuvor in wenigen Sätzen die Lage geschildert hatte. »Über das Oberkommando?«
    »Ich rufe von hier aus die Zentralkripo an, sollen die sich darum

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