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Remes; Ilkka - 5 - Höllensturz

Remes; Ilkka - 5 - Höllensturz

Titel: Remes; Ilkka - 5 - Höllensturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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kümmern«, antwortete der Polizeichef.
    Johanna blieb bei dem Audi stehen, beendete das Gespräch und wählte eine neue Nummer. »Die Experten brauchen zum Entschärfen so viele Informationen wie möglich«, sagte sie zu Rafiq. »Sagen Sie mir alles, was Sie über den Sprengstoff im Rucksack wissen.«
    »Ich weiß nichts Genaues«, sagte Rafiq. Sein Akzent war stärker als sonst. »Darum hat sich Hamid gekümmert, ich wollte davon nichts wissen.»
    »Woher kannten Sie Hamid?«
    »Er ist ein Freund von Ibrahim … von meinem Bruder.«
    »Warum haben Sie dafür gesorgt, dass dieser Hamid hierher kommt?«
    »Dafür habe ich nicht gesorgt. Saara hat das getan. Saara Vuorio.«
64
    Timo behielt Tuija fest im Auge. Sie saß mit dem Rucksack auf dem Rücken schräg in der ersten Sitzreihe und ließ den Blick über die Insassen des Busses schweifen.
    Timo hatte bemerkt, dass ihnen der mysteriöse Renault wieder folgte. Hatte er mit dem Anschlag der Terroristen zu tun? Oder waren das womöglich wieder Israelis …?
    Timo legte sich eine Taktik zurecht. Jetzt konnte er sich kein vorsichtiges Abtasten mehr leisten. Er räusperte sich und sagte provozierend: »Tuija, sag Saara, was du mit Erja, Anne-Kristiina und Lea gemacht hast! Sie weiß es noch nicht.«
    »Kann hier denn niemand den Mund halten«, fuhr ihn Tuija mit zornig funkelnden Augen an.
    Saara warf einen verblüfften Blick auf Timo. Der begriff, dass Saara nicht in der Lage war, auf psychologische Tricks einzusteigen.
    Aus dem Augenwinkel sah er ein Polizeiauto entgegenkommen. Es rauschte vorbei. Er hoffte, die Polizeistreife würde keine Dummheiten machen. Wahrscheinlich war sie auf dem Weg zu Johanna. Die Polizei würde kaum so idiotisch sein und sich ihnen sichtbar an die Fersen heften. Oder wollte Sumilo den Helden spielen?
    Auf einmal hörte man aus dem hinteren Teil des Busses ein heftiges Schluchzen. Timo überlegte fieberhaft, wie mit hysterischen Geiseln umzugehen war. Würden diese Leute bis Oulu durchhalten? Aus ihrer Perspektive musste die Situation in der fremden Umgebung, mitten im finnischen Wald, extrem beängstigend sein.
    »Warum hast du sie umgebracht?«, richtete sich Saara plötzlich mit unnatürlich alltäglicher Stimme an Tuija.
    »Sie hatten Pech«, antwortete Tuija ruhig. »Sie haben bei der Kaminstube zu viel gesehen … Aber jetzt reden wir nicht von mir, sondern von dir. Du hast das doch schließlich alles in Gang gesetzt. Hast Rafiq um den Finger gewickelt …«
    Saara schwieg. Neben ihr starrte Karri vor sich hin.
    Tuija musterte Saara sonderbar lange und genau. »Und – was hast du mit deiner neuen Schriftrolle vor?«
    Timo war erstaunt. Wie konnte Tuija davon wissen?
    Saara wirkte mindestens ebenso verblüfft, bis sie schließlich etwas zu begreifen schien. »Du hast mit Erja gesprochen, bevor du sie umgebracht hast …«
    »Wo ist sie, deine Schriftrolle?«
    »Erja wusste nichts …«
    »Hältst du Erja für dumm? Erja brauchte man nichts zweimal zu sagen, sie verstand sofort, worum es ging.«
    »Ich weiß nicht, wovon du redest.«
    »Du Scheißlügnerin«, sagte Tuija mit so eisiger Stimme, dass Timo ein kalter Schauer über den Rücken lief.
    Johanna setzte sich auf die Rückbank des Polizeiautos, das neben der Leiche von Hamid al-Huss stand. Rafiq setzte sich neben sie. Fünfzig Meter weiter standen drei Autos, die Johanna angehalten hatte. Nur der Renault Laguna war dem Bus gefolgt, obwohl Johanna auch ihm mit Handzeichen bedeutet hatte, er solle stehen bleiben.
    »Sumilo und weitere Leute sind mit Zivilfahrzeugen unterwegs«, sagte Kekkonen auf dem Beifahrersitz. Am Steuer saß Lopponen.
    »Es wird ziemlich eng werden«, sagte Kekkonen angespannt.
    »Das wird es.« Johanna seufzte tief. »Aber wir dürfen jetzt trotzdem nicht die Nerven verlieren.«
    Lopponen warf ihr über den Rückspiegel einen Blick zu und nickte zustimmend. »Habt ihr zufällig was zu essen dabei?«, fragte Johanna. »Schokolade oder so was?« Lopponen zog eine Tafel Schokolade aus der Ablage in der Tür.
    »Danke. Bleib du hier und leite den Verkehr um«, sagte Johanna. »Wir folgen dem Bus.« Kekkonen stieg aus, ging um den Wagen herum und setzte sich ans Steuer. Johanna legte Rafiq sicherheitshalber Handschellen an. Sie wollte kein Risiko eingehen.
    Kekkonen fuhr schnell. Johanna setzte sich möglichst bequem hin und hielt ihr Handy umklammert. Sie hatte sich von Rafiq Tuijas Nummer geben lassen und bereits eingetippt, aber die Schwelle zum Anruf war hoch.

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