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Remes; Ilkka - 5 - Höllensturz

Remes; Ilkka - 5 - Höllensturz

Titel: Remes; Ilkka - 5 - Höllensturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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Wenn du dann nicht den Mund aufmachst, schieße ich blind in diese Richtung. Eins …«
    Karri stieß Saara in die Seite. Ihre Halsstarrigkeit wurde ihm unerträglich. Was war wichtiger? Eine theologische Prestigefrage oder Menschenleben?
    »… zwei …«
    Karri stieß Saara heftiger an, und Timo sagte auf der anderen Seite des Ganges beinahe rasend vor Wut: »Antworte ihr!«
    »Am Piruvaara«, murmelte Saara leise. »Am Teufelsberg.«
    Natürlich! Jetzt war Karri alles klar.
    »Wir fahren über Piruvaara«, rief Tuija über die Schulter hinweg Tomi zu. Dann richtete sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf Saara. »Nicht Rafiq hat dich interessiert, sondern die Schriftrolle«, zischte sie. »Rafiq gehört mir, aber du warst bereit, ihn mir wegzunehmen, um an die Rolle zu kommen …« Tuija musste schlucken. Ihre Sprechweise hatte einen beängstigenden, hämmernden Rhythmus angenommen. »Und jetzt nehme ich dir die Rolle weg. Die scheint dir nämlich wichtiger zu sein als alles andere. Wichtiger als dein Mann. Oder mein Mann. Was für eine Rolle ist das?«
    Saara schwieg.
    »Rede endlich!«, befahl Karri eisig. Er musste glauben, dass es Kontakt zwischen Saara und Rafiq gegeben hatte, aber an ein Verhältnis glaubte er nicht. Noch nicht. Nicht bevor er dazu gezwungen war.
    »Das ist eine lange Geschichte«, sagte Saara mit einem Gesichtsausdruck, dem keine Spur von Unsicherheit oder Angst anzumerken war.
    »Spuck es aus!«, brüllte Tuija. »Ich habe Zeit – eine Stunde bis zum Flughafen Oulu.«
    Karri suchte Timos Blick auf der anderen Seite des Ganges. Zum Flughafen . Tuija hatte tatsächlich ernsthaft vor, einer Mordanklage zu entkommen. Der Teufelsberg lag einen knappen Kilometer nördlich der Straße nach Oulu, der Abstecher würde sie nur wenige Minuten aufhalten.
    »Ich bin Rafiq einmal zufällig beim Einkaufen begegnet«, sagte Saara matt. »Lauter!«
    »Wir sprachen über meine zurückliegende Reise in den Nahen Osten. Rafiq klang so, als hätte er Heimweh. Und er war ehrlich an meiner Arbeit interessiert.«
    Karri spürte einen Stich. Er selbst konnte sich nicht einmal daran erinnern, womit Saara sich zuletzt bei ihren Forschungen befasst hatte.
    »Ich erzählte ihm, was wir im Sommer gefunden hatten. Rafiq sagte, er kenne einen Palästinenser, der behauptete, von seinem Großvater, einem Antiquitätenhändler aus Jerusalem, alte Schriftrollen geerbt zu haben. Ich hätte mich gern näher mit ihm darüber unterhalten, aber Rafiq hatte Angst, dass du es mitbekommst.«
    In Tuijas Gesicht regte sich nichts. Tomi drosselte die Geschwindigkeit, um demnächst in die Straße einzubiegen, die zum Teufelsberg führte.
    Saara sah Tuija fast trotzig an. »Die Angst, die Rafiq vor dir hatte, fand ich lachhaft. Aber er wusste, was du über mich denkst. Was er gesagt hatte, ließ mir jedenfalls keine Ruhe, denn bei vielen Textfunden hatten Antiquitätenhändler eine bedeutende Rolle gespielt. Ich rief Rafiq am nächsten Tag an, und wir vereinbarten ein Treffen vor der Bibliothek.«
    Tuijas Gesicht verdüsterte sich. Karri rutschte unruhig auf seinem Sitz hin und her. Bei allem Druck war er überrascht und enttäuscht, als er hörte, dass sich Saara heimlich mit Rafiq getroffen hatte – wenn auch offenbar nur aus beruflichen Gründen.
    »Rafiq fragte mich, ob ich die Schriftrollen von Qumran kenne«, sagte Saara. »Ich musste lachen und beschämte ihn dadurch.«
    Der warme Ton, mit dem Saara von Rafiq sprach, ärgerte Karri. Zugleich bemerkte er, dass Tuijas Miene von Moment zu Moment eisiger wurde.
    »Ich erklärte Rafiq, dass ich sogar ziemlich viel darüber wusste, schließlich handelte es sich um einen der bedeutendsten archäologischen Funde des 20. Jahrhunderts. Rafiq behauptete, eine Gruppe israelischer Wissenschaftler hätte alte Schriftrollen, die ursprünglich von Beduinen gefunden worden waren, in ihren Besitz bekommen. Und da es zur Ideologie der Selbstständigkeit Israels gepasst habe, sei beschlossen worden, den ›Fundort‹ jener Rollen nach Qumran zu verlegen. Ich wusste, worauf Rafiq hinauswollte, denn es gab Wissenschaftler, die die Meinung vertraten, dass die Schriftrollen von anderen Orten nach Qumran gebracht worden sind. Ich fand es bemerkenswert, dass ein Laie wie Rafiq so gut über die Auseinandersetzungen von Wissenschaftlern im Bilde war.«
    Karri bemerkte, dass Timo über den Spiegel Blickkontakt mit Tomi Stenlund am Steuer des Busses aufgenommen hatte. Vorsichtig machte Timo mit der Hand ein

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